Kampagnen und Testangebote zeigen Wirkung.
Botschaft zum neuen Jahr: Ein HIV-Test lohnt sich.
HIV wird immer häufiger früh
diagnostiziert. Zugleich hat die Zahl der viel zu späten Diagnosen im
vergangenen Jahr erstmals leicht abgenommen. Das geht aus zwei
Epidemiologischen Bulletins des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor.
Björn Beck vom Vorstand der Deutschen
Aidshilfe (DAH) zieht zum Jahresende eine positive Bilanz:
„Die Daten lassen einen Trend erkennen: Immer
mehr Menschen lassen sich früh auf HIV testen und können so vor
gesundheitlichen Schäden durch die Infektion geschützt werden. Das jahrelange
Engagement für frühe Diagnosen und Behandlungen in Deutschland trägt nun
langsam Früchte. Die erfolgreichen Maßnahmen gilt es weiter zu verstärken, denn
wir sind noch lange nicht am Ziel.“
HIV-Diagnose kurz nach der Übertragung
Der Anteil von HIV-Infektionen, die innerhalb
von einem Jahr nach der Übertragung festgestellt wurden, ist laut RKI seit 2011
gestiegen. 2018 betrug er 38,8% der auf den Übertragungszeitpunkt untersuchten
Erstdiagnosen, im Jahr 2017 waren es noch 33,5 Prozent.
Weniger HIV-Spätdiagnosen
Zugleich lag die Zahl der HIV-Diagnosen, die
erst im Stadium Aids oder bei einem schweren Immundefekt erfolgte, im Jahr 2018
um 100 Fälle niedriger als 2017. Mit 1.000 Fällen war sie allerdings immer noch
viel zu hoch.
HIV-Infektionen ohne Diagnose
Erstmals ist auch die Zahl homosexueller
Männer in Großstädten gesunken, die nichts von ihrer Infektion wissen.
Diese Entwicklungen sind sehr bedeutsam, denn
in Deutschland leben 10.600 HIV-infizierte Menschen ohne Diagnose. 88 Prozent
der insgesamt knapp 88.000 wissen von ihrer Infektion. Das UN-Etappenziel für
das Jahr 2020 von 90 Prozent verfehlt Deutschland damit noch.
Frühe HIV-Behandlung erhält Gesundheit
Eine HIV-Infektion sollte so früh wie möglich
behandelt werden. Aids und andere schwere Erkrankungen sind dann vermeidbar.
HIV-positive Menschen können leben wie alle anderen. Unter Therapie ist HIV
auch nicht mehr übertragbar.
Vielfältige Maßnahmen für frühere
HIV-Diagnosen
Die Deutsche Aidshilfe hat sich darum
gemeinsam mit anderen Akteuren in den vergangenen Jahren mit vielfältigen
Maßnahme für mehr frühe Diagnosen stark gemacht. Einige Beispiele:
Seit Herbst 2018 ist zudem der HIV-Selbsttest
in Deutschland erhältlich, der ebenfalls bei vielen Menschen die Hemmschwelle
entscheidend senkt.
Auch im Zuge der HIV-Prophylaxe PrEP für
Menschen mit hohem HIV-Risiko erfolgt eingangs stets ein HIV-Test. Die PrEP ist
seit 2017 erschwinglich und die Nutzer-Zahlen steigen seitdem.
Ein früher HIV-Test lohnt sich
„Allen Maßnahmen gemein ist eine Botschaft:
Ein früher HIV-Test lohnt sich. Denn nur wer Bescheid weiß, kann eine
Behandlung erhalten“, betont DAH-Vorstand Björn Beck „Der Beginn des neuen
Jahres kann ein guter Anlass sein, hier für Klarheit zu sorgen.“
Das gilt insbesondere für Menschen, die nicht
zu den am stärksten betroffenen Gruppen gehören: Bei ihnen erfolgen die
Diagnosen häufiger spät. Sie und ihre Ärzt_innen ziehen dann nicht in Betracht,
dass eine HIV-Infektion vorliegen könnte. Wer ein Risiko hatte, sollte es
jedoch zeitnah abklären lassen.
Die gute Nachricht: Bei den Heterosexuellen
ist der Anteil früh diagnostizierter Infektionen bereits besonders deutlich
gestiegen (von 19,6 Prozent in 2017 auf 32 Prozent in 2018). Dieser Trend muss
nun verstärkt werden.
Gemeinsam gegen Stigma
Auch deswegen gilt es, weiter einen
entspannten Umgang mit HIV-positiven Menschen zu fördern:
„Neben der erfolgreichen Kampagnen und
Testprogrammen müssen wir weiterhin Diskriminierung abbauen. Angst vor
Zurückweisung und Stigmatisierung hält viele Menschen vom HIV-Test ab“, betont
DAH-Vorstand Beck.
Quellen: Epidemiologisches
Bulletin Nr. 46 und 49/2019
Text / Abbildung: Deutsche Aidshilfe