Inszenierte Perfektion auf Instagram & Co.
Ob WhatsApp, Instagram, Tiktok oder Youtube – viele
Teenager verbringen täglich oft mehrere Stunden in sozialen Netzwerken. Dort
informieren sie sich auch über Ernährung und Bewegung. Wissenschaftler der
Universität Witten haben untersucht, wie sogenannte Influencer junge Menschen
in ihrem Verhalten beeinflussen.
Influencer sind Personen, die in sozialen Plattformen
stark vertreten sind und besonders für Jugendliche und junge Erwachsene eine
Vorbildfunktion haben. Auf Instagram präsentieren sie ihr Leben in einer Art
virtuellem Tagebuch aus Bildern und Videos. Teenager abonnieren diese Profile
und kommunizieren mit ihren Idolen über Kommentare und Nachrichten, als wären
sie im wirklichen Leben befreundet. Dabei ist den wenigsten „Followern“ klar,
dass solche Profile oft nicht der Realität entsprechen, sondern inszenierte
Schönheit, Spaß und Fitnesskult sind.
Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler tausend
Bilder von den 50 Fitness-Influencern im deutschsprachigen Bereich mit den
meisten Followern auf Instagram aus. Dabei wurden Kommunikationsstränge mit
bis zu 2.000 Kommentaren analysiert. Das Fazit: Influencer vermitteln ihren
jungen Fans, dass man über Ernährung und Bewegung den eigenen Körper
„perfektionieren“ kann. Der Körper wird auf den Bildern in Szene gesetzt –
etwa beim täglichen Workout im Fitnessstudio. Mehr als die Hälfte der Fotos
zeigte einen muskulösen nackten Bauch, wie es offenbar dem aktuellen
Schönheitsideal entspricht. „Nur wer schön ist, kann auch gesund und glücklich
sein. Und nur wer einen gestählten Körper besitzt, ist schön“, fasst Autorin
Katharina Pilgrim die Botschaft vieler Influencer zusammen.
Influencer verdienen auch mit dem Verkauf der Produkte,
die sie in ihren Bildern und Videos empfehlen. Auf knapp jedem zweiten Bild
waren Nahrungsergänzungsmittel zu sehen, ist im Fachblatt BMC Public Health zu
lesen. Insgesamt wurde auf zwei von drei Fotos ein Hersteller, ein Produkt,
eine Marke oder ein Unternehmen eingebunden. Nur die Hälfte war als Werbung
gekennzeichnet. Die Jugendlichen gewinnen den Eindruck, dass es mit diesen
Produkten einfacher ist, ihre Ziele zu erreichen, fassen die Wissenschaftler
zusammen.
Die Jugend ist eine sensible Zeit. Jeder fünfte Teenager ist
unzufrieden mit Figur und Körpergewicht oder leidet an Heißhungeranfällen.
Essstörungen von Magersucht bis Übergewicht können die Folge sein. Durch den
intensiven Konsum von Social-Media-Inhalten werden Jugendliche maßgeblich in
Haltung und Meinung zu gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen geprägt,
schließen die Wissenschaftler aus ihren Resultaten. Leicht kann das
Selbstwertgefühl leiden, wenn das in der Online-Welt vermittelte Idealbild
unerreichbar scheint. Daher sei es nach Ansicht der Autoren wichtig, junge
Menschen in ihrer Entwicklung zu schützen und zu begleiten.
Weitere Informationen:
doi.org/10.1186/s12889-019-7387-8
http://www.bzfe.de/inhalt/foodblogger-bestens-vernetzt-zum-erfolg-31966.html.
Zitiert nach einer Meldung des Bundeszentrums für
Ernährung, durch BZgA