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Titelbild 29

Lucy & Dicki, Teil 29 – Eine Geschichte von Kathrin König aus Haldensleben

Ein Einkauf mit Folgen

Haldensleben, 28. April 2019


Eine Geschichte von Kathrin König

Die Katzeneltern von Dicki kommen vom Großeinkauf zurück. Lucy ist zu Haus und hört das Auto von Anne und Walter auf den Hohen Hof fahren. Sie kommt gleich angelaufen. „Sie haben für uns bestimmt leckere Sachen vom Fleischer mitgebracht!“, denkt Lucy. Anne und Walter tragen die vollen Beutel und Körbe in die Küche. Lucy und Dicki schnüffeln am Einkaufsgut herum, um das Fleischpaket ausfindig zu machen. Anne tritt Dicki dabei auf den Schwanz und er schreit vor Schmerz auf. „Oh Dicki, das wollte ich nicht und es tut mir Leid!“ Sie streichelt ihn und meint: „Ihr steht beide mitten im Weg! Da kann es schon mal passieren, dass ihr getreten werdet. Setzt euch mal woanders hin! Ihr bekommt nachher was!“ „Na, das hört sich doch gut an!“, sagen die Katzen. 

Sie setzen sich unter den Tisch und sehen Annes Füße hin und her laufen. Der Korb mit Obst und Gemüse steht dicht vor ihnen. Obenauf liegt ein Büschel Bananen. Dicki kennt diesen Geruch und findet ihn nicht aufregend. Aber …? Dicki stupst Lucy an: „Hör mal! Da drinnen krabbelt was!“ Lucy geht näher ran und vernimmt ebenfalls leise Geräusche. „Was ist das?“, fragen sie sich. Sie werden schnell abgelenkt, denn Anne raschelt nun mit dem Verpackungspapier vom Fleischer. Lucy und Dicki sind ganz Ohr: „Miau! - Jetzt gibt es was zu fressen!“ Anne verteilt auf zwei kleine Teller Rinder-Mett und stellt diese an ihren Fressplatz. Beide Katzen stürzen sich darauf und schmatzen laut. 

Walter holt die Getränkekisten aus dem Auto und stellt sie in den Keller. Anne räumt immer noch Lebensmittel in die Schränke. Lucy und Dicki sitzen artig auf ihren Schlafdecken und putzen sich die letzten Reste von ihren Mäulchen ab. Das war lecker! Auf einem Mal schreit Lucy entsetzt auf und springt dabei in die Höhe. Anne lässt vor Schreck ihr Glas mit Wasser fallen, was sie gerade trinken will. Eine riesengroße, schwarze Spinne plustert sich vor Lucy und Dicki auf und ist nur noch wenige Zentimeter von ihnen entfernt. Dicki hatte beim Putzen seine Augen zu und erschreckt sich ebenfalls über Lucys Schrei und das zu Boden fallende Glas. Anne erblickt die Spinne und kreischt: „Walter! Walter! Komm schnell her! In der Küche ist eine große Vogelspinne!“ Walter hört im Keller Anne schreien und läuft die Treppe nach oben. Er sieht sie mit angstvollen Augen auf einem Stuhl stehen und mit dem weit ausgestreckten Arm und Finger auf die Spinne zeigen. „Da!“ Er erfasst sofort die gefährliche Situation! Die beiden Katzen sind in Schockstarre und bewegen sich nicht. Er nimmt schnell die Glasvase vom Tisch und kippt das Wasser mit den Blumen in die Spüle. Er stülpt beherzt die Vase über die große Spinne und diese ist gefangen! Walter stupst beide Katzen an und sagt: „Nun könnt ihr wieder atmen! Das Ungeheuer ist im Glas und kann euch nichts mehr tun!“ Anne und Walter fragen sich: „Wie kommt die Spinne hier her?“ … Walter behält einen kühlen Kopf! „Die Spinne kann doch nur aus dem Obst- und Gemüsekorb gekrabbelt sein. Wir haben sie vom Supermarkt mitgebracht und keiner hat es bemerkt!“ Anne traut sich noch nicht von ihrem Stuhl herunter, ihr ist die ganze Sache unheimlich. Irgendwie krabbelt es auch an ihren Beinen. Sie schaut schnell nach – nein, es ist nur Einbildung! 

Walter nimmt vorsichtig den Einkaufskorb und geht damit auf den Hof. Er kippt ihn langsam um und verteilt den Inhalt auf den Rasen. Mit einem Stock dreht er alles um. Anne ruft aus der Küche: „Das essen wir nicht mehr! Du kannst alles in die Biotonne schmeißen!“ Das findet Walter etwas übertrieben: „Das Obst und Gemüse ist einwandfrei! Es ist spinnenfrei!“, sagt er. „Trotzdem – ich will das Zeug nicht mehr im Haus haben!“ Walter ist nun nicht mehr allein. Lucy und Dicki haben sich von ihrem Schock erholt und stehen daneben. Sie trauen sich sogar heran und beschnuppern jedes einzelne Stück. Da hat Walter eine Idee. Er legt alles zurück in den Korb und geht in die Küche. Er nimmt ein Blatt Papier und schreibt darauf: „Obst und Gemüse zu verschenken!“ Das Schriftstück nimmt er mit raus. Vor der Hoftür stellt er einen Hocker hin und setzt den Korb mit dem Hinweis eines Geschenkes obenauf. „Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn das keiner haben will – noch dazu geschenkt!“, sagt Walter zu Lucy und Dicki. Und sie denken auch: „Das ist bald weg!“ 

Nun gibt es aber noch das große Problem mit der Vogelspinne! Ist das überhaupt eine Vogelspinne? Anne steigt von ihrem Stuhl herunter und beginnt im Internet zu suchen. Sie wollen sich Vergleichsbilder anschauen, damit sie sicher sind. Im Internet steht sehr viel über Spinnentiere. Und dann gibt es auch noch die Frage: „Was machen wir jetzt mit ihr? In der Blumenvase kann sie nicht bleiben!“ Anne und Walter beraten sich. Schließlich wählt er den Notruf 112 und erklärt den Fall. 

Wenig später kommt ein Feuerwehrauto mit mehreren Kameraden und sie lassen sich das Spinnentier zeigen. Durch die Glasvase kann man sie genau beobachten. Einer der Kameraden hat Erfahrung mit solchen Tieren. Er will die Vase hochheben, um die Spinne mit der Hand zunehmen. Schon schreit Anne: „Um Gottes Willen! Das erlaube ich nicht! Nachher rennt die Spinne hier wieder frei umher!“ Nun kratzen sich die Kameraden an ihren Bärten! Walter macht von einem Karton ein Stück Pappe ab und gibt es dem Feuerwehrmann. Dieser schiebt vorsichtig die Pappe unter die Vase und die Vogelspinne krabbelt darauf. Sie wollen die Spinne in den mitgebrachten Karton setzen, aber schon protestiert Anne wieder: „Aber nicht hier drinnen! Gehen Sie bitte damit auf den Hof!“ Die Kameraden sehen die Furcht in Annes Augen und gehen raus. Auf dem Hof geht es auch ganz schnell und Walter bekommt die leere Vase in die Hand gedrückt. Er bedankt sich sehr für die schnelle Hilfe und entschuldigt sich bei ihnen für Annes Spinnen-Angst. „Vor Mäusen hat meine Frau keine Angst, aber vor Spinnen! Der heutige Tag ist für uns gelaufen!“, sagt Walter zu ihnen. Die Kameraden haben Verständnis. „Und was machen Sie jetzt mit ihr?“, fragt Walter. Sie wollen die Vogelspinne im Zoo abgeben, damit sie jeder sehen kann. „Es gibt sehr viele Spinnenliebhaber, die sich so ein ausgesprochen hübsches Exemplar gerne ansehen wollen!“, meint ein Kamerad der Freiwilligen Feuerwehr.

Das war ein sehr aufregender Tag für Anne und Walter. Aber auch Lucy und Dicki vergessen nicht so schnell den Anblick des großen Krabbeltiers. Sie müssen ihr Erlebnis ebenfalls loswerden und  laufen zum Schrottplatz zu Kater Arno. Anne telefoniert stundenlang mit ihren Freundinnen. Abends schaut sie im Schlafzimmer in alle Ecken und unters Bett, ob auch ja keine Spinne zu sehen ist. Lucy und Dicki bleiben auf keinen Fall unten auf ihren Schlafdecken. Sie gehen in die Diele und quetschen sich beide in Dickis alten Katzenkorb. „Gute Nacht, Dicki! Hoffentlich träumen wir nicht von der Monsterspinne!“ „Schlaf schön, Lucy! Denk einfach an etwas Schönes!“