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Lucy & Dicki, Teil 23 – Eine Geschichte von Annemarie Stern aus Haldensleben

Besuch bei Mäxchen

Haldensleben, 17. März 2019


Eine Geschichte von Annemarie Stern

Gleich am nächsten Tag liefen Lucy und Dicki zum Kaufladen von Herrn Meyer. Er lag nur schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite von dem Gehöft, auf dem ihr Bläcky nun lebte. Vorsichtig witternd umkreisten sie das Gebäude. Ob auch hier ein bissiger Hund das Haus und den Hof bewachte? Sie hatten vergessen, Arno danach zu fragen. So sehr sie auch lauschten, es war kein Bellen oder Schnaufen zu ihnen herüber gedrungen. Sie gelangten problemlos durch den Spalt des Tores auf den Hof. Aber sie konnten ihr Mäxchen nicht entdecken und die Tür, die ins Haus führte, war geschlossen. Es roch stark nach Hund, obwohl keiner zu sehen war. 

Sie kehrten zurück zur Vorderseite des Hauses und beobachteten den Laden. Es gingen Menschen hinein und sie kamen nach einer Weile wieder heraus. „Los, jetzt!“, kommandierte Lucy, als eine Kundin das Geschäft betreten wollte. Als die Frau die Tür des Ladens öffnete, flitzten Dicki und Lucy mit hinein. „Huch“, sagte die Kundin, „ich glaube eben sind zwei Katzen mit mir reingekommen!“ „Ach, das wird wohl nur Mäxchen, unser Kater, gewesen sein“, erwiderte Frau Meyer freundlich. „Obwohl der Schlingel ganz genau weiß, dass er im Laden nichts zu suchen hat, versucht er immer wieder durch meinen Verkaufsraum ins Haus zu kommen!“ Sie öffnete gutmütig die Tür, die vom Geschäft ins Haus führte. Lucy und Dicki hatten sich hinter Fässern versteckt. Aus beiden roch es streng, aber auch sehr interessant. „Nun möchte ich noch Fassgurken kaufen“, sagte die Kundin. Frau Meyer näherte sich dem Fass. Bibbernd sah Lucy die Füße genau neben sich stehen. Sie zog den Bauch ein und machte sich so schlank wie möglich. Aber Frau Meyer schaute keinen Moment auf den Boden. Sogleich, nachdem sie von dem Gurkenfass zurückgetreten war, flitzten Lucy und Dicki durch die geöffnete Tür in ein angrenzendes Lager. Von dort gelangten sie in einen Hausflur. 



Sie schlüpften durch eine angelehnte Tür und befanden sich in einem Wohnzimmer. Und dann sahen sie ihn, ihr Mäxchen! Er lag auf dem Schoß einer schlafenden Frau. Auch er blinzelte sie schläfrig an. Aber dann sprang er mit einen Riesensatz vor Lucy auf den Boden, beschnupperte sie und miaute laut auf vor Freude. Die Oma hörte mit ihrem Mittagsschlaf auf und sah plötzlich drei Katzen vor sich sitzen. Sie sagte zu Mäxchen: „Nun glaube ich meiner Tochter doch, dass ich langsam tüdelig werde!“ Sie schüttelte ihren Kopf und kniff die Augen fest zusammen. Erst öffnete sie probehalber ein Auge. Aber sie erblickte wieder drei Katzen. Als sie dann auch noch ihr zweites Auge öffnete, waren da vor ihr auf dem Teppich immer noch drei Katzen. Wie froh sie war, konnte sie nicht beschreiben! Fast hatte sie erwartet, dass es nun inzwischen sechs Katzen geworden waren. Denn immerhin schaute sie ja nun mit zwei Augen zu den Katzen. Also war sie doch noch nicht völlig durcheinander. Ja, und dann sah sie, wie die Drei miteinander schmusten und schnurrten. „Du hast wohl Besuch bekommen?“, fragte sie Mäxchen. Na, dann habe ich drei Katzen, die mich wärmen können!“ Sie klopfte mit der Hand auf den Sessel, auf den Bauch und auf ihre Schulter. Dieses Zeichen verstanden alle Drei sofort. Mäxchen sprang auf den Sessel und legte sich dann wie ein Pelzkragen um ihre Schultern. Lucy nahm graziös auf ihrem Schoß Platz und Dicki setzte sich neben die Oma auf den Sessel. Fröhlich streichelte sie abwechselnd die Katzen. Und dann schnurrte Mäxchen den Katzeneltern seine Erlebnisse zu. Dicki und Lucy antworteten. Das Schnurren der drei Katzen war so laut, wie das Rattern einer Nähmaschine! 

Es dauerte auch nicht lange, da schaute die Verkäuferin in den Raum. Ihr blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Dann sagte sie verwundert: „Ich dachte schon Muttchen, du würdest an der Nähmaschine sitzen! Wo kommen denn die Katzen her? Dann hatte Frau Schmidt doch recht als sie sagte, sie hätte zwei Katzen über ihre Füße huschen gesehen! Na, dann bringe ich schnell noch für jede von euch ein Schälchen Milch: „Möchtest du auch eine Tasse Kakao haben, Muttchen?“ Als ihre Mutter strahlend nickte, ging ihre Tochter kopfschüttelnd in die Küche. Gerade heute war ihre Hausärztin da gewesen und hatte gesagt: „Was ihrer Mutter gegen ihre Schmerzen auch noch helfen könnte, das wären Katzenfelle. Diese Wärme hilft am besten! Natürlich schreibe ich auch noch Rheumasalbe und Tabletten auf.“ Und nun lagen plötzlich drei Katzen bei ihrer Mutter. Wenn das kein Wunder war!

Lucy und Dicki blieben bis zum Dunkelwerden dort. Dann ließ Frau Meyer sie durch den Laden wieder auf die Straße. „Ihr dürft morgen gern wiederkommen, wenn ihr möchtet. Aber kommt durch das Geschäft. Auf dem Hof wacht unser Hund, bis mein Mann mit ihm einen Spaziergang macht. Und Dankeschön, dass ihr meine Mutter so gut gewärmt habt!