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Lucy & Dicki, Teil 22 – Eine Geschichte von Kathrin König aus Haldensleben

Der böse Fuchs

Haldensleben, 10. März 2019


Eine Geschichte von Kathrin König

Lucy und Dicki liegen lang ausgestreckt unterm Nussbaum. Zwei Schmetterlinge umkreisen sie und Lucy macht die Augen auf. Sie ruft: „Dicki! Schau mal!“ Sie hebt ihre Pfote und will einen der Falter fangen. Doch der fliegt höher und ist für sie unerreichbar. Dicki springt zum zweiten Schmetterling. „Schade, ich hätte ihn fast gehabt!“, sagt er. Die Schmetterlinge fliegen mal hoch und mal niedriger, sodass Lucy und Dicki ihnen folgen. Sie laufen in den Garten, springen auf die Mauer und klettern den Fliederbaum hinunter. Sie hüpfen immer wieder in die Höhe und schauen dabei nicht nach links oder rechts, sie laufen den Schmetterlingen hinterher. Die Falter necken die Katzen und ziehen sie immer weiter vom Dorf weg. Das merken Lucy und Dicki jedoch nicht. Sie sind zu sehr damit beschäftigt, die beiden Falter zu fangen. Die Schmetterlinge erheben sich in die Luft und sind bald nicht mehr zu sehen. Erst jetzt bleiben Lucy und Dicki stehen und schauen sich um. „Wo sind wir hier eigentlich?“, fragt Lucy. Dicki findet auch keinen Anhaltspunkt und sagt zu ihr: „Lass uns dort zum Baum laufen. Wir klettern hoch und gucken, wo unser Dorf liegt.“

Als sie ankommen, sehen sie am Baum ein großes Erdloch. Sie sind neugierig und gucken es sich näher an. Ein paar dicke Wurzeln liegen frei und es geht tief unter die Erde. Auf einmal hören sie eine fremde Stimme hinter sich und sie klettern flink den Baum hoch. Vom dicken Ast aus schauen sie herunter. „Was wollt ihr hier an meinem Bau?“, sagt dieses rötliche Felltier mit spitzer Schnauze und schwarzen Pfoten. Lucy wiegt sich auf dem Ast des Baumes in Sicherheit und entgegnet: „Warum erschreckst du uns so? Und wer bist du eigentlich?“ „Ich bin der Fuchs und alle Tiere fürchten sich vor mir! Und euch werde ich schon zeigen, wer hier der Herr ist! Kommt sofort herunter!“, sagt er böse. Lucy und Dicki haben noch nie einen Fuchs gesehen und wissen nicht, ob das Tier gefährlich ist. Es ist also besser oben zu bleiben und erst einmal abzuwarten. Der Fuchs bemerkt ihre Unsicherheit und setzt sich am Baum hin: „Ihr müsst ja irgendwann wieder runterkommen, dann habe ich euch!“, sagt er und leckt sich seine spritze Schnauze. Lucy und Dicki klettern noch einen Ast höher und sprechen ganz leise miteinander. „Was tuschelt ihr da oben? Ich kann hier unten warten! Ich habe Zeit!“ Die beiden Katzen schauen sich erst einmal um, ob sie ihr Dorf sehen. Weit und breit ist nicht einmal eine Kirchturmspitze zu sehen, sie blicken nur auf ein großes Feld. Der Fuchs legt sich unten hin und behält die Beiden weiter im Auge. Lucy und Dicki sind sich einig, das Felltier kann nicht klettern, sonst wäre es schon hochgekommen. Sie sind also hier oben in den Ästen des Baumes in Sicherheit! 

Der Fuchs verlässt nun schon seit zwei Tagen nicht seinen Posten. Er lacht sogar manchmal unverschämt: „Hähähä! Ihr Angsthasen! Ihr traut euch nicht runter! Aber irgendwann fallt ihr von alleine herunter! Und dann habe ich euch!“

Katzenmama Anne ist besorgt. Ihr Dicki ist schon zwei Tage nicht nach Hause gekommen. Sie telefoniert mit Undine und erfährt, dass sie ihre Lucy ebenfalls vermisst. Anne ruft Herrn Silbernagel an. Auch bei ihm sind die beiden Katzen nicht. „Komm Falko! Wir gehen die beiden Ausreißer suchen!“ Sie gehen zum Fliederbaum, der an der Mauer von Annes Garten steht. Er sagt zu ihm: „Such Lucy und Dicki!“ Falko schnüffelt am Fliederbaum und läuft mit seinem Herrchen zur alten Feldscheune. Kater Arno ist gerade mit seinen Freunden da. Herr Silbernagel und sein Hund betreten die Scheune und alle Katzen stürmen auseinander. Arno erkennt Falko an seinem hellen Halstuch und erfährt, dass sie Lucy und Dicki suchen. Arno läuft mit.

Sie verlassen ihre gewohnte Umgebung. Herr Silbernagel stoppt Falko und fragt ihn:  „Ist das auch der richtige  Weg? Wir sind schon weit weg vom Dorf!“ Er antwortet mit „Wuff!“ und läuft weiter. Der Hund wird schneller und nur Arno kann noch mithalten. Sie kommen an den großen, alten Laubbaum und überraschen den Fuchs, der gerade ein wenig eingenickt ist. Dieser schreckt hoch, als ihn eine Hundeschnauze berührt. Falko knurrt das fremde Tier an. Der Fuchs will in seinen Bau flüchten, aber der große, schwarze Hund und Arno stehen davor. So bleibt ihm nur die andere Richtung und er rennt an Herrn Silbernagel vorbei. Falko läuft mit lautem Gebell hinterher und verjagt ihn. Arno klettert in den Baum und begrüßt seine beiden Freunde. „Endlich ist dieses Untier fort! Er hat uns nicht wieder vom Baum gelassen und wollte uns fressen!“, sagen Lucy und Dicki zu Arno.

Herr Silbernagel pfeift Falko zurück. Der steht nun auch unterm Baum und freut sich über Lucy und Dicki. Sie klettern herunter und Falko begrüßt seine beiden Freunde stürmisch. Herr Silbernagel schimpft mit den beiden Ausreißern: „Wie seid ihr hierhergekommen? Hat euch der Fuchs auf den Baum gejagt? Eure Katzeneltern machen sich große Sorgen um euch! Macht das nie wieder, so weit weg von zu Hause zu laufen! ...“ Dicki und Lucy ziehen ihren Kopf ein. 'Hoffentlich schimpft er nicht den ganzen Weg bis nach Hause mit uns!', denken sie. Sie haben großen Hunger, sind sehr durstig und erschöpft. Lucy ist schwindlig und sie kann nicht mehr laufen. Herr Silbernagel nimmt sie auf den Arm. Er streichelt sie und meint: „Ist ja schon gut! Kannst du noch laufen, Dicki?“ Auch Dicki bleibt stehen, denn ihm zittern die Beine. Herr Silbernagel nimmt Dicki ebenfalls hoch. Nur Kater Arno hält mit Falko und Herrn Silbernagel den langen Weg bis nach Hause durch.   

Am frühen Abend kommen sie endlich im Dorf an. Herr Silbernagel bringt Dicki und Lucy zu Anne und sie gibt ihnen gleich ihr Lieblingsfressen und stellt eine Schale mit frischem Wasser dazu. Undine kommt im Eilschritt, um ihre Lucy nach Hause zu holen. Alle sind glücklich, dass sie wieder da sind. Herr Silbernagel erzählt ihnen, wo er die Katzen gefunden hatte. „Sie waren so weit weg vom Dorf? Was hat sie nur dazu getrieben, dort hinzulaufen?“ 

Am nächsten Tag sitzen Lucy und Dicki gut erholt auf dem Hohen Hof. „Ich laufe keinem Schmetterling mehr nach! Stell dir mal vor, wir säßen heute noch auf dem Baum und dieses Tier hätte weiter auf uns gelauert!“ „Ja! Und wie der böse Fuchs immer so gruselig mit seinem 'Hähähä!' gelacht hat! Aber Falko hat ihn davongejagt! Hast du gesehen, wie schnell er laufen musste?“, sagt Dicki zu ihr. Beide können nun darüber lachen und sind so froh, wieder zu Hause zu sein. „So ein Abenteuer! Heute bleiben wir aber zu Hause!“