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Lucy & Dicki, Teil 15 – Eine Adventsgeschichte von Annemarie Stern aus Haldensleben

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt

Haldensleben, 16. Dezember 2018


Eine Geschichte von Annemarie Stern

Dicki lag vollgefressen auf dem Sofa. Das war sehr ungewöhnlich. Normalerweise hatte er seinen eigenen Sessel zum Ausruhen. Aber das war so gekommen: Sein Frauchen Anne hatte ein Blech mit frisch gebackenen Plätzchen und eins mit Plätzchenteig auf Küchenstühlen abgestellt. Sie dufteten sehr lecker. Als sein Frauchen die Küche verließ, kostete Dicki abwechseln von den Blechen. Ihm hatten es vor allem die vorderen Dinger angetan. Er angelte sich immer wieder ein Gebilde herunter, mal von dem einen dann von dem anderen Blech, um es gierig zu verspeisen. Als sein Frauchen die Küche wieder betrat, schrie  sie empört auf: „Du verfressenes Vieh! Das sind doch Weihnachtsplätzchen für heute Nachmittag! Du hast alle Weihnachtssterne aufgefressen!“ Sie ergriff die Ausstechform des Sterns und warf sie nach Dicki. Und traf. „Raus mit dir und lass dich so schnell nicht wieder sehen!“ Sie öffnete die Haustür und beförderte Dicki auf den Hohen Hof. 

Aber Dicki musste nicht lange frieren. Sein Herrchen ließ ihn wieder ins Haus mit den Worten: „Armer Dicki! Du frierst doch sicher! Und das am 3. Advent! Komm, wärm dich im warmen Wohnzimmer auf. Er öffnete die Wohnzimmertür. Schnell huschte Dicki an seinem Herrchen vorbei. Dicki sprang  aufs Sofa, damit er nicht so schnell von seinem Frauchen entdeckt werden konnte. Sein Herrchen zündete die drei Kerzen vom Adventskranz an, legte Weihnachtslieder auf und genoss die Ruhe des Vormittags in seinem Sessel. Als das Lied „Nun kommet der Heiden Heiland“ erklang, griff er zu einem gefalteten Liedblatt in Engelsform und summte den Text mit. Bevor er wegdöste, dachte er noch: „Ach ja, ich habe Anne versprochen die Weihnachtspyramide zu reparieren. Der Kaspar mit seinem Kamel ist schon ein wenig wackelig. Ich wollte ihn vor dem nächsten Gebrauch wieder anleimen.“ Dann zogen Schnarchgeräusche durch den weihnachtlich geschmückten Raum. 



Dicki schloss auch seine Augen. Aber das Licht der brennenden Kerzen hinderte ihn am Einschlafen. Er blinzelte immer wieder in das zuckende Kerzenlicht. Das Licht der Kerze flackerte. Dicki schaute hin und murrte. Das Kerzenlicht flackerte erneut. Dicki murrte lauter. Dann stand er auf, machte einen Katzenbuckel und fauchte das Kerzenlicht böse an. Das Kerzenlicht flackerte stärker. Nun holte Dicki mit seiner Tatze aus, um die Kerze zu schlagen. Aber die Kerze löste sich, fiel um und rollte vom Tisch. Die zweite Kerze flackerte. Voller Empörung holte Dicki wieder aus, um auch diese Kerze vom Tisch zu stoßen. In seiner Erregung bemerkte er nicht, dass sich ein Tempotaschentuch in einer seiner Krallen verhakt hatte. Das Taschentuch fing Feuer. Entsetzt wedelte Dicki mit dem brennenden Tuch, um sich nicht das Fell zu verbrennen. Das Taschentuch loderte hell auf. Dicki miaute laut vor Angst und Entsetzen. Sein Herrchen wachte nach einem gekonnten Schnarchschnörkel auf und sah die Bescherung. Schlaftrunken griff er zuerst den kleinen Teekessel aus der Puppenstube seiner Enkelin, um den Brand zu löschen. Inzwischen war auch der Rauchmelder angesprungen, und gab einen lauten Pfeifton von sich. Dicki erschrak sehr. Nun kam auch sein Frauchen aus der Küche. Sie hatte geistesgegenwärtig den Kaffeekessel und einen Krug mit Blumenwasser ergriffen. Anne goss beide Gefäße über Dicki und das brennende Taschentuch aus. Dicki wurde pitschnass, aber das Feuer war gelöscht, bevor ein noch größerer Schaden entstehen konnte. Ergrimmt ergriff Anne ohne Worte Dicki im Genick und setzte ihn unsanft vor der Haustür ab. 

Dicki aber wetzte zu Lucy. Er setzte sich vor das Küchenfenster und miaute kläglich. Und Lucy hörte ihn. Sie stupste ihr Frauchen an, bis Undine ihre Lucy nach draußen begleitete. Erschrocken sahen Lucy und Undine den nassen Dicki an. Sie nahmen ihn mit in die warme Wohnstube. Auch hier waren drei Kerzen am Adventskranz angezündet. Dicki sah die leuchtenden Kerzen mit klopfendem Herzen an. Während Undine ihn mit einem Handtuch trocken rieb dachte Dicki: „Kerzen sind wirklich nichts für Katzen. Komisch, was mögen die Menschen daran finden?“