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Gesundheit-News: Nierenschwäche - Wenn der körpereigene Blutfilter nicht mehr funktioniert

7. März 2021

Foto: Urinproben im Labor

(ams). Die Nieren sind lebenswichtige Organe: Sie reinigen das Blut und regulieren Blutdruck, Flüssigkeitshaushalt und Salzgehalt in unserem Körper. Außerdem produzieren sie das Hormon, das für die Produktion der roten Blutkörperchen verantwortlich ist. Bei einer Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) ist die Funktion der Nieren eingeschränkt. Giftstoffe können dann nicht mehr ausreichend ausgeschieden werden, sammeln sich im Körper an und schädigen die Organe. Eine Niereninsuffizienz kann plötzlich auftreten (akut) oder sich über einen längeren Zeitraum entwickeln (chronisch).

Akutes Nierenversagen ist meist Folge einer mangelnden Durchblutung etwa durch plötzlichen Blutverlust nach einem schweren Unfall. Ursache kann auch eine Vergiftung sein, die das Nierengewebe schädigt. Risikofaktoren für eine chronische Niereninsuffizienz sind unter anderem starkes Übergewicht, Rauchen und starker Alkoholkonsum. Auch Diabetes und Bluthochdruck können zu einer eingeschränkten Nierenfunktion führen.

Nierenschwäche entwickelt sich oft schleichend

In Deutschland leben schätzungsweise mehr als zwei Millionen Menschen, bei denen die Nierenfunktion dauerhaft eingeschränkt ist, so die Angaben des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Die meisten Betroffenen sind über 60 Jahre alt. Das Problem: Eine chronische Niereninsuffizienz entwickelt sich schleichend. Auch wenn die Nieren in ihrer Funktion in der ersten Zeit der Erkrankung schon eingeschränkt sind, können sie das Blut immer noch ausreichend reinigen. Das kann sich über Jahre hinziehen, manchmal erholen sich die Nieren sogar wieder.

"Eine chronische Niereninsuffizienz verursacht oft lange keine Beschwerden. Meist wird sie erst festgestellt, wenn die Nieren versagen oder es wegen Folgeerkrankungen zu gesundheitlichen Problemen kommt", sagt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband. Weil der Körper zu wenig Urin ausscheidet, sammeln sich langsam Abfallstoffe aus dem Stoffwechsel an. Es kann zu Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Kopfschmerzen kommen. Weitere Anzeichen können Antriebslosigkeit und verstärkte Müdigkeit sein.

Diabetes und Bluthochdruck sind Risikofaktoren

Menschen mit Diabetes mellitus oder Bluthochdruck haben ein erhöhtes Risiko für eine chronische Nierenerkrankung. "Für sie ist es daher sinnvoll, die Nieren regelmäßig von der Hausärztin oder dem Hausarzt untersuchen zu lassen. Eine mögliche Nierenschwäche kann so frühzeitig festgestellt werden", so Mediziner Ebel. Die AOK bietet Versicherten mit Diabetes mellitus strukturierte Behandlungsprogramme an. Patienten und Patientinnen, die daran teilnehmen, werden von ihren Ärzten engmaschig betreut. Das verringert das Risiko für Komplikationen und Folgeschäden auch der Nieren.

Gesetzlich Krankenversicherte haben im Rahmen des sogenannten Check-up 35 außerdem ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre Anspruch auf eine kostenlose Früherkennungsuntersuchung. Anzeichen für Nierenerkrankungen, aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes können so frühzeitig erkannt werden.

Gesunder Lebensstil hilft

Arbeiten die Nieren noch weitgehend normal, lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten oder verlangsamen. Dies geschieht vor allem durch Medikamente, die den Blutdruck senken und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Bei Menschen mit Diabetes muss regelmäßig der Blutzucker kontrolliert werden. Wichtig ist außerdem, dass Betroffene sich ausreichend bewegen, ihre Ernährung dem jeweiligen Stadium der Nierenerkrankung anpassen und ihre Trinkmenge regulieren.

Wie viel getrunken werden darf, sollten Betroffene immer mit dem Arzt/der Ärztin besprechen. Das kann nämlich weniger sein, als die empfohlenen eineinhalb bis zwei Liter täglich für gesunde Menschen. Auf Alkohol sollten Nierenerkrankte verzichten. "Ein gesunder Lebensstil kann hier viel bewirken, auch wenn die Nieren bereits geschädigt sind. Wer mit dem Rauchen aufhört, auf seine Blutzucker- und Blutdruckwerte achtet, sich regelmäßig bewegt und Übergewicht abbaut, der ist auf einem guten Weg, die Nieren vor einem weiteren Funktionsverlust zu schützen", rät Ebel. Der Online-Coach Diabetes der AOK: https://diabetes.aok.de/ unterstützt Menschen mit Typ-2-Diabetes interaktiv bei der Änderung ihres Lebensstils.

Bei Nierenversagen: Dialyse oder Transplantation

Verschlechtert sich die Nierenfunktion aber immer weiter, kann ein komplettes Nierenversagen die Folge sein. Dann kommt eine Dialyse (Blutreinigungsverfahren) oder eine Nierentransplantation infrage. Jedes Jahr müssen etwa 90.000 Menschen zur Dialyse, weil ihre Nieren nicht mehr ausreichend funktionieren. Stimmen die medizinischen Voraussetzungen, können nahe Verwandte eine Niere spenden. Der Mensch hat zwei Nieren, er kann jedoch auch gut mit nur einer auskommen. Wer einem Angehörigen eine Niere spendet, verringert die Filterfähigkeit seiner verbliebenen Niere zwar zunächst um die Hälfte – schon nach wenigen Monaten steigert sie ihre Funktion aber wieder auf bis zu 80 Prozent der vorherigen Gesamtleistung beider Nieren.

Findet sich kein Angehöriger, sind die Patienten und Patientinnen auf Organspenden angewiesen. 8.000 Menschen in Deutschland warten derzeit auf eine Spenderniere. Jährlich werden mehr als 2.000 Spendernieren transplantiert.



Text: AOK Bundesverband / ams-Ratgeber