veröffentlicht am 26. Juli 2023
Eine Studie aus England zeigt: Es ist der Medizin gelungen, die Sterberate in Folge einer Brustkrebserkrankung deutlich zu senken. Dazu wurden in einer Kohortenstudie die Daten von über 500.000 Frauen ausgewertet.
Seit den 1990ern ist das Sterberisiko 5 Jahre nach Diagnose von 14,4 auf 4,9 Prozent gesunken. Die Studie wurde im renommierten British Medical Journal veröffentlicht.
In England gibt es den National Disease Registration Service (NDRS); die Behörde erhebt, sammelt und analysiert Gesundheitsdaten von Menschen mit Krebs oder seltenen Erkrankungen. Erstmals wurden auf der Insel 1947 Daten von Krebspatientinnen erfasst – zunächst regional, später dann zentralisiert. Die Datensammlung ist eine Schatztruhe für Gesundheitsexperten, die zum Beispiel wissen wollen, ob sich die Fortschritte in der Behandlung bestimmter Erkrankungen auch wirklich als solche erweisen. Und sie sind eine wichtige Informationsquelle für Menschen mit Krebs, die von ihren Ärzten wissen wollen, wie ihre Chance ist, die Krankheit zu überleben.
Im Fall von Brustkrebs konnte das Team um die Onkologin Professor Carolyn Taylor an der Uni Oxford die Daten von 512.447 Frauen auswerten, die zwischen Januar 1993 und Dezember 2015 eine Brustkrebsdiagnose bekamen. In der digitalen Medizin sind große Datenmengen sehr wertvoll, weil sie genauere Auswertungen möglich machen. Die Grafik zeigt, wie sehr sich das Leben der Frauen mit Brustkrebs in den vergangenen 30 Jahren verändert hat: Lag das Sterberisiko Anfang der 1990er-Jahre 5 Jahre nach der Diagnose noch bei 14,4 Prozent, sank es in der Periode zwischen 2010 und 2015 auf 4,9 Prozent. Das Team aus Oxford schreibt dazu: „Neue systemische Therapien wurden klinischer Standard, Chirurgie und Strahlentherapie wurden zielgerichteter. Diese Entwicklungen sind für einen Teil des Rückgangs der Krebssterblichkeit verantwortlich.“ Auch der positive Effekt von Trastuzumab für Frauen mit Brustkrebs mit einer HER2-Überexpression – der Antikörper kam Anfang 2000 im klinischen Alltag an – lässt sich aus der Studie herauslesen.
Brustkrebs: Bessere Prognosen möglich
Die Sterblichkeitsrate variiert und ist abhängig von Tumortyp und -größe, Alter und Gesundheitszustand der Patientin oder von der Anzahl der Knoten. Mit der Studie gibt das Team um Carolyn Taylor Behandler die Möglichkeit an die Hand, das individuelle Risiko von Patientinnen besser einzuschätzen und eine genauere Prognose abzugeben.

Von allen Krebsarten, die eine Frau bekommen kann, ist Brustkrebs mit Abstand die häufigste – weltweit sind jedes Jahr mehr als 2 Millionen betroffen. In Deutschland sind es ungefähr 70.000 Patientinnen. Etwa 13 von 100 Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs – oder rund jede 8. Frau in Deutschland. „Die meisten Brustkrebspatientinnen haben eine gute Prognose“, heißt es beim Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). „Denn Brustkrebs wird durch das sogenannte Mammographie-Screening bei vielen Frauen früh erkannt und ist dadurch in der Regel heilbar.“ Auf Frauen mit Metastasen trifft das nicht zu; metastasierter Brustkrebs gilt als nicht heilbar. „Patientinnen haben in dieser Situation aber oft noch viele Therapiemöglichkeiten und leben noch längere Zeit.“
Text und Grafik / Foto: PHARMA FAKTEN / iStock.com/peakSTOCK