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TONI SELZ

Sachsen-Anhalt-News: Tag der Pflege – Pfleger des Jahres kommt aus Sachsen-Anhalt



veröffentlicht am Freitag, 12. Mai 2023

Halle. Toni Selz ist Deutschlands Pfleger des Jahres. Der 37- jährige Gesundheits- und Krankenpfleger ist Stationsleiter der Neurochirurgie im BG Klinikum Bergmannstrost in Halle. Mit hoher Fachkenntnis und außergewöhnlichem Einsatz hat er entscheidend daran mitgewirkt, dass eine besondere Kultur der interprofessionellen Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften entstanden ist und nachhaltig gelebt wird. Dies wirkt sich positiv auf die Versorgungsqualität der Patienten aus. Selz wurde von der Initiative „Herz & Mut“ unter rund 1.000 Pflegekräften für die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung ausgewählt. Der zweite Platz (3.000 Euro) geht an Susanne Körner vom Krankenhaus Leonberg in Baden- Württemberg, die sich als Krankenschwester auf die Patientenversorgung nach einer verhältnismäßig seltenen Operationsform des künstlichen Darmausgangs (Kock-Pouch- Stoma) spezialisiert hat. Selbst in ihrer Freizeit steht sie Betroffenen mit Rat zur Seite und hat eine Selbsthilfegruppe gegründet. Mit dem dritten Platz (2.000 Euro) wird Dominik Stark ausgezeichnet, der als Fach. Insgesamt ist der vom Baden-Badener Personaldienstleister „Jobtour medical“ initiierte Pflege-Award mit 10.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden die Preisträger anlässlich des Internationalen Tags der Pflege, der immer am 12. Mai gefeiert wird. Er geht auf den Geburtstag der im 19. Jahrhundert wirkenden britischen Pionierin der modernen Krankenpflege Florence Nightingale zurück.

Der Pflege-Award „Pfleger/Pflegerin des Jahres“ wurde zum siebten Mal ausgeschrieben. Unter dem Motto „Herz & Mut“ wurden bundesweit Pflegekräfte gesucht, die auf besondere Weise Herz und Mut täglich unter Beweis stellen. Insbesondere Angehörige, Patienten und Arbeitskollegen haben Pflegerinnen und Pfleger vorgeschlagen. Rund 1.000 Teilnehmer verzeichnet der Wettbewerb dieses Jahr. Eine achtköpfige Fachjury wählte unter den teils sehr berührenden Vorschlägen die Pflegerinnen und Pfleger aus, die ihre Arbeit auf besonders vorbildliche und nachahmenswerte Weise ausüben. Am Ende hat sich die Jury für Toni Selz entschieden.

In Potsdam geboren hat Selz zuerst eine Polizei-Ausbildung beim Bundesgrenzschutz absolviert. Schnell merkte er jedoch, dass er wie seine Großmutter und sein Onkel beruflich in der Pflege arbeiten möchte. Im Jahr 2007 schloss er seine dreijährige Ausbildung zum examinierten Gesundheits- und Krankenpfleger ab. Anschließend war er in unterschiedlichen Kliniken und Altenpflege-Einrichtungen tätig, ehe er vor zehn Jahren in die Neurologie des BG Klinikums Bergmannstrost in Halle wechselte. Dank seiner hohen Fachkompetenz und seines großen Engagements wurde er nach vier Jahren stellvertretender und im Jahr 2019 dann Stationsleiter der Neurochirurgie mit aktuell 23 Mitarbeitenden.

Neben seiner tagesaktuellen Arbeit in der Neurochirurgie hat Selz im Bergmannstrost einen tiefgreifenden, alle Klinikbereiche umfassenden Struktur- und Kulturprozess mit angestoßen und erfolgreich umgesetzt. Das Ziel: Eine bestmögliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe aller Klinikmitarbeitenden – Ärzte, Therapeuten, Pflegekräfte, Verwaltung. „Wie bei einem krankenpfleger auf der internistischen Intensivstation der Uniklinik Köln arbeitet und sich stark für bessere Arbeitsbedingungen für Pflegende einsetzt Puzzle müssen alle einzelnen Teile ineinandergreifen und zueinander passen, damit ein perfektes Gesamtbild entsteht“, erklärt Selz und fasst seinen Ansatz der interprofessionellen Zusammenarbeit in einem Satz zusammen. „Egal an welcher Stelle wir arbeiten: Wir sind ein Team und unterstützen uns gegenseitig.“

Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist die permanente Kommunikation: Über einen engen Informationsaustausch wird eine hohe Transparenz über die Arbeit und die Anforderungen der einzelnen Bereiche erreicht. Dies sorgt für Akzeptanz, vermeidet Doppelarbeiten und führt zu einer effizienten Ausrichtung auf die Patienten. Arbeitsfrühstücke, gemeinsame Ausflüge – im Bergmannstrost herrscht eine positive Kultur des Austauschs ohne hierarchische Barrieren. „Dies trägt zu einem guten Arbeitsklima bei, was sich wiederum in hoher Motivation und niedrigen Fehlzeiten niederschlägt“, macht Selz deutlich. Und es trägt ebenso zu einer hohen medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Qualität bei, weil aus der Praxis heraus schnell erkannt wird, wo Handlungsbedarf ist und etwa fachspezifische Verstärkung vorteilhaft wäre. So hat Selz zusammen mit dem leitenden Oberarzt und Chefarzt die pflegerischen Standards für ein neuro-onkologisches Zentrum erarbeitet. Und als er wahrgenommen hat, dass Angehörige aber auch Kollegen mehr Unterstützung bei Todesfällen benötigen, hat er mit Hilfe einer Palliativ-Fachkraft Schulungen organisiert.

Ein wichtiges Anliegen ist es Selz, für die Pflegekräfte möglichst verlässliche Arbeitszeiten zu gewährleisten. Daher hat er in Zusammenarbeit mit der Pflegedirektion und dem Betriebsrat ein spezielles Ausfallmanagement erarbeitet, das kurzfristige Ausfälle einplant: Mitarbeitende übernehmen feste Rufbereitschaften und springen dann bei Bedarf ein. Nicht eingeplante Dienste gehören somit der Vergangenheit an. Darüber hinaus engagiert sich der Pfleger des Jahres bei der umfangreichen europäischen Studie „Mangnet4Europe“, die es zum Ziel hat, die Arbeitsbedingungen in Kliniken zu verbessern, sodass die Mitarbeitenden physisch und psychisch gesund bleiben und die Patienten bestmöglich versorgen können. Im Klinikum Bergmannstrost hat er den Prozess der Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter komplett neu aufgebaut. Im Zuge einer Onboarding-Woche lernen die neuen Mitarbeitenden alle Bereiche der Klinik kennen – und entwickeln damit sehr früh Verständnis für die Belange aller Abteilungen. Diese Erfahrung bringt er als Teilprojektleiter auch bei „Mangnet4Europe“ ein.

Nominiert wurde Selz von der Pflegedirektion im BG Klinikum Halle, die sein außergewöhnliches Engagement in die Schaffung neuer Strukturen der interprofessionellen Zusammenarbeit hervorgehoben hat. Fachbereichsleiter Felix Schmidt: „Dass alle Mitarbeitenden in der Neurochirurgie sich als Team verstehen, ist zum großen Teil ein Verdienst von Toni. Das ist nicht einfach so passiert, das hat er erarbeitet. Toni gibt dem Haus viel. Es ist wirklich nicht üblich, dass jemand die Pflege so stärkt. Er macht seinen Job nicht, um sich zu profilieren, sondern weil er Lust auf seinen Beruf hat.“ Auch die Jury von Herz&Mut zeigt sich begeistert: „Toni Selz ist „aufgrund seiner klaren Haltung, seiner hohen fachlichen Expertise sowie seines internationalen und interdisziplinären Einsatzes bei der Weiterentwicklung des Berufsbilds unser Pfleger des Jahres“, heißt es in der Jury- Begründung.

Mirjam Rienth, Inhaberin des Preisinitiators Jobtour medical, lobt den Preisträger als „außergewöhnlichen und vielschichtigen Pfleger, der weit über den eigenen Tellerrand hinausschaut, komplexe Zusammenhänge mitdenkt, höchste Qualitätsstandards verfolgt und stets das Wohl der Patienten im Blick hat“. Weiter macht Rienth deutlich: „Durch den Preis und die Kampagne Herz & Mut werben wir seit Jahren für eine höhere Wertschätzung der Pflege. Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, dass Politik und Gesellschaft gleichermaßen verinnerlichen, wie existenziell wichtig die Arbeit der Pflege ist.“ Die Preisinitiatorin hebt hervor: „Im Grunde verdient die gesamte Pflege eine Auszeichnung. Vor diesem Hintergrund stehen die Preisträgerinnen und Preisträger stellvertretend für die vielen hervorragend qualifizierten, hoch motivierten und empathischen Pflegekräfte, die tagtäglich einen gesellschaftlich unverzichtbaren Beitrag leisten.“


Text: Gernsbeck Kommunikation GmbH
Foto: Felix Schmidt