header-placeholder


image header
image
1Pharma Fakten grafik

Gesundheit-News: Der Mensch ist Teil der Natur - One Health - Gesundheit für Mensch, Tier, Planet


veröffentlicht am 7. März 2023

Der Mensch ist Teil der Natur – eine Binsenweisheit, die im Laufe der Technologisierung, während Homo Sapiens aus Höhlen und Hütten herausgekrochen ist, in den Hintergrund getreten ist. 
Das bedeutet zwangsläufig: Ist die Natur krank, kann es gesunde Menschen und Tiere nicht geben. Das ist der zentrale Gedanke des One-Health-Ansatzes: Er betrachtet die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt im Zusammenhang.

Die vom SARS-CoV-2-Virus ausgelöste globale Krankheitswelle hat die Notwendigkeit dieses ganzheitlichen Ansatzes wieder auf die Agenda von Gesundheitsexpert:innen gehievt. 75 Prozent aller neuen Erreger von Infektionen haben ihren Ursprung im Tierreich. Ob Ebola-, Zika- oder Denguefieber, ob Aids oder Cholera, ob SARS oder MERS – all das sind Beispiele für so genannte Zoonosen. Das sind von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten. Die 13 am meisten verbreiteten Zoonosen sind pro Jahr für 2,4 Milliarden menschliche Krankheits- und 2,2 Millionen Todesfälle verantwortlich. Einer der Gründe dafür ist zunehmende Bevölkerungsdichte. Der Mensch dringt immer mehr in Gebiete ein, die vor langer Zeit eher naturbelassen waren, und setzt sich somit vermehrt Krankheitserregern aus.

Deshalb besteht akuter Handlungsdruck, denn die gesundheitlichen Folgen unserer Lebensweise sind längst da – oder stehen kurz vor der Tür:

Unter den Risikofaktoren, die zu einem verfrühten Tod führen, ist Hitze weltweit auf Platz 5 – nach Tuberkulose, Verkehrsunfällen, HIV und Malaria. Die Klimakrise ist heute schon für 1 von 3 Hitzetoten verantwortlich. In Regionen wie Südeuropa rechnen Expert:innen mit einer Verzehnfachung der Hitzetoten bis zum Ende des Jahrhunderts.
Der menschengemachte Klimawandel mit dem Anstieg von Temperaturen, Niederschlägen und Feuchtigkeit schafft den Nährboden für die Ausbreitung der für die Malaria verantwortlichen Anophelesmücke. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet zwischen 2030 und 2050 mit 60.000 zusätzlichen Malariatoten. Stechmücken aus südlichen Regionen der Erde sorgen dafür, dass Krankheitserreger nach Europa kommen – so wie heute schon das West-Nil-Virus. Malaria und Denguefieber in Deutschland: Nur noch eine Frage der Zeit?
Hinter dem Schlagwort „Antibiotikaresistenz“ steckt das Szenario der nächsten globalen Gesundheitskrise. Weil immer mehr dieser antibakteriellen Arzneimittel ihre Wirksamkeit verlieren, ist eine der größten medizinischen Errungenschaften in Gefahr. Es mehren sich die Hinweise, dass steigende Umgebungstemperaturen die Entwicklung von Resistenzen beschleunigen.
Der steigende CO2-Gehalt hat Auswirkungen auf die Ernährung. Studien haben ergeben, dass bei Grundnahrungsmitteln wie Reis, Weizen, Mais und Soja der Nährstoffgehalt der Pflanzen sinkt, wenn das CO2 in der Luft steigt. Zink-, Eiweiß-, Eisen- und Vitamingehalt sinken und sorgen bei Menschen für Mangelernährung – und damit für Gesundheitsprobleme.

Die Klimakrise befördert das Artensterben, von dem offenbar besonders Insekten betroffen sind. Viele von ihnen spielen bei der Versorgung mit Lebensmitteln eine entscheidende Rolle, weil die Bestäubung die Voraussetzung dafür ist, dass Pflanzen, die wir als Nahrungsmittel brauchen, wachsen. Man könnte auch sagen: Wem Insektensterben egal ist, hat keine Angst vor Hungerkrisen.
Wenig gute Nachrichten gibt es auch für Allergiker:innen: So fanden Wissenschaftler:innen heraus, dass ein höherer CO2-Gehalt in der Luft die Pollenproduktion allergieauslösender Pflanzen erhöht. Außerdem beginnt bei steigenden Temperaturen die Pollenzeit früher und endet später. Beobachtet wird auch, dass die Pollen aggressiver werden. Die Volkskrankheit Allergie bekommt einen weiteren Schub.
Die Liste ist alles andere als vollständig, aber sie zeigt: Die menschliche Gesundheit kann nicht isoliert betrachtet werden; sie ist eingebettet in die planetare Gesundheit. Michel J. Ryan von der WHO formuliert es so: „Wir schaffen die Bedingungen, in denen Epidemien gedeihen.“ Soll heißen: Wir schaffen unsere Gesundheitskrisen selbst. Der One-Health-Ansatz will das ändern.  



Eine Welt, eine Gesundheit

Beim forschenden Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim steht die Human- als auch die Tiermedizin im Fokus und das Unternehmen engagiert sich im Bereich Nachhaltigkeit. „Das ist kein neuer Ansatz, aber er ist wichtiger denn je“, sagt Betina Prestel, Geschäftsführerin der Veterinärsparte des Unternehmens, der Boehringer Ingelheim Vetmedica. „Wir haben eine Welt und damit eine Gesundheit. Das betrifft die Humanmedizin, die Tiergesundheit und die Umweltwissenschaften.“ Der chemisch-pharmazeutischen Industrie komme eine ganz besondere Verantwortung zu – schließlich ist die Gesundheit von Mensch und Tier ihr Kerngeschäft. 

Beispiel Tollwut: 100 Millionen Tollwutimpfstoffdosen verlassen pro Jahr die Produktionshallen von Boehringer Ingelheim und tragen damit nicht nur zur Gesundheitserhaltung von Tieren, sondern auch von Menschen bei. Rund 60.000 Menschen sterben jährlich als Folge eines Tierbisses – eine Zahl, die die WHO für eine erhebliche Unterschätzung hält. Tollwut ist nur ein Beispiel, wie sehr die Gesundheit von Menschen und Tier miteinander verwoben ist: Jedes Tier, das keine Tollwut bekommt, kann auch keinen Menschen gefährden.

Prävention: Weg vom „Reparaturbetrieb Gesundheit“

Ein wichtiger Aspekt von One Health ist deshalb die Krankheitsvermeidung. Ein Paradigmenwechsel weg vom „Reparaturbetrieb Gesundheit“, der vornehmlich Krankheiten behandelt, hin zu einem System, das Prävention fördert, ist dringend erforderlich. Angesichts der aufziehenden Krise der Arzneimittel-Resistenzen ist die Krankheitsvermeidung ein wichtiges Standbein. Denn wenn Menschen nicht krank werden, brauchen sie keine Arzneimittel. Im Sinne von One Health reicht es nicht, auf hohe Impfraten beim Menschen hinzuarbeiten. Auch die Tierbestände sollten vor vermeidbaren Erkrankungen geschützt sein.

One Health ist mehr als nur Arzneimittel und Impfstoffe. Bei Boehringer Ingelheim gehört das selbst entwickelte Krankheitsüberwachungssystem SoundTalks dazu. Es hört in Schweineställen dem Husten der Tiere zu und wertet die Daten aus. Sollten einzelne Tiere auffällig sein, kann der Tierhalter frühzeitig eingreifen, bevor der gesamte Bestand erkrankt. „SoundTalks holt die künstliche Intelligenz in den Stall“, sagt Betina Prestel. „Dadurch kann zum Beispiel der Verbrauch von Antibiotika drastisch reduziert werden.“ Denn je länger eine Erkrankung grassiert, desto schwerwiegender wird die Krankheit und desto mehr Tiere müssen behandelt werden. „Auch die Gesunderhaltung von Haustieren trägt zum Wohlbefinden und zur psychischen Gesundheit von Menschen bei. Wenn beispielsweise Haustiere frei von Parasiten sind, sind auch die Tierhalter geschützt. Hier können wir mit unserem breiten Portfolio punkten und am Ende geht es Menschen dann besser, da die emotionale Verbindung zwischen Menschen und Tieren immer wichtiger wird”, so Betina Prestel.



Text / Grafiken: PHARMA FAKTEN