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TV-Tipp-News: Lebenslang hinter Gittern? Zoos auf dem Prüfstand • mdr • ab 20.45 Uhr • Reportage

26. Oktober 2022

Zoos sind beliebt - immerhin 80 Prozent der Deutschen sind für deren Erhaltung. Und inzwischen gibt es weniger Käfighaltung, Nachbildungen der ursprünglichen Lebensräume und Artenschutzprojekte. Doch rechtfertigt das die Haltung von Tieren hinter Gittern?

Das Faultier umarmt den Hoyerswerdaer Zoodirektor Eugène Bruins und die Braunbären unterbrechen ihr Bad im Schlossgraben. "Meine Tiere sind auch Botschafter für Natur- und Klimaschutz", ist Bruins überzeugt. Sie vermitteln den Menschen, wie wichtig die Erhaltung der Lebensräume ist.

Auch James Brückner von der Deutschen Tierschutzakademie liebt Tiere. Er sieht die Zoohaltung allerdings kritisch: "Was wir nicht brauchen ist reine Unterhaltung und Tiere, die nur zur Belustigung der Besucher zur Schau gestellt werden." Tierschützer meinen, dass Zootiere leiden, mit "Psychopharmaka" langfristig ruhiggestellt werden und keine artgerechte Haltung möglich ist. Gegen den Dresdner Zoo liegt aktuell eine Anzeige von PETA vor - wegen tierquälerischer Menschenaffenhaltung. Der Zoo baut seit Frühjahr 2022 für 17 Millionen Euro ein neues Orang-Utan-Haus. Ist das die Lösung des Problems? "Menschenaffen sind unsere nächsten Verwandten. Da muss man sich als Gesellschaft schon fragen, ob wir die in Zoos einsperren dürfen", sagt Tierschützer J. Brückner. Allerdings weiß auch er, dass man die seit Generationen in Zoos geborenen Affen nicht einfach auswildern kann. Man müsste die Zucht einstellen.

Aber andererseits sorgen die Zoos mit Zuchterfolgen auch für Arterhaltung, argumentiert man in Deutschlands einzigem Bergzoo in Halle. Die dort gezüchteten Waldrappen werden später in Spanien ausgewildert, wo die Vögel fast ausgestorben waren.

Prof. Hofer vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin hält die Tierhaltung in Zoos trotz einiger Defizite für vertretbar. Für manche Arten ist der Zoo das letzte Refugium. Das nördliche Breitmaulnashorn war faktisch ausgestorben. Es gab nur noch zwei lebende Weibchen in einem Zoo in Tschechien. Im Institut in Berlin lagerte Bullensperma. Jetzt ist den Forschern die Zucht von Embryos gelungen - eine Sensation.

Nichtsdestotrotz sind Zoos Wirtschaftsunternehmen, müssen profitabel sein. Der Zweck von Zoos ist nicht in erster Linie der Tierschutz, sondern die Unterhaltung von Menschen. Auch hierfür gibt es Argumente: Immer mehr Zoos machen es wie Hoyerswerda. Sie unterstützen mit ihren Einnahmen Naturschutzprojekte und lenken mehr Aufmerksamkeit auf Tiere und ihre Bedürfnisse.


Text / Foto: ARD