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Polizei-News: Rückgang der Straftaten auf niedrigsten Wert seit Jahrzehnten - Polizeiliche Kriminalstatistik 2021

16. März 2022

Weniger registrierte Straftaten, gestiegene Aufklärungsquote: Die Sicherheitslage in Sachsen-Anhalt hat sich im vorigen Jahr objektiv verbessert. Das ergibt sich aus der Polizeilichen Kriminalstatistik, die Innenministerin Dr. Tamara Zieschang am Mittwoch vorstellte: „Sachsen-Anhalt ist erneut sicherer geworden. Die Zahl der Gesamtstraftaten ist auf den niedrigsten Wert seit Jahren gesunken. Die Corona-Pandemie verstärkt Entwicklungen, die schon in den Vorjahren eingesetzt haben: Während wir deutlich weniger Diebstähle verzeichnen, wächst die Bedeutung des Tatorts Internet.“

Im Jahr 2021 wurden 170.465 Straftaten polizeilich erfasst – der niedrigste Wert seit 1992. Damit wurden 4,2 Prozent beziehungsweise 7.440 Fälle weniger registriert als im Vorjahr. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren, im Jahr 2001, wurden noch rund 236.029 Straftaten registriert. Vor zehn Jahren waren es 187.281.

Die Aufklärungsquote stieg binnen eines Jahres von 54,1 auf 55,5 Prozent an. Es konnten 94.528 Fälle aufgeklärt werden. „Die erfreuliche Entwicklung der Aufklärungsquote ist ein Erfolg aller Kolleginnen und Kollegen der Landespolizei. Dafür bedanke ich mich an dieser Stelle sehr. Sie haben mit ihrem Engagement, ihrer professionellen und motivierten Arbeit einen großen Anteil daran, dass Sachsen-Anhalt ein sicheres Bundesland ist“, sagt Innenministerin Dr. Tamara Zieschang.

Im Jahr 2021 wurden insgesamt 60.548 Tatverdächtige ermittelt. Drei Viertel davon, beziehungsweise 45.097, sind männlich;15.451 sind weiblich. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen liegt bei 19,5 Prozent. Ihnen werden 9,9 Prozent aller Straftaten zugerechnet.

Unter allen Tatverdächtigen werden 905 der Gruppe der Intensivstraftäter zugerechnet; das heißt, dass ihnen mehr als neun Einzeltaten im Berichtszeitraum angelastet werden. Sie machen einen Anteil von 1,5 Prozent aller Tatverdächtigen aus. Gleichzeitig werden dieser Gruppe 16.123 Fälle beziehungsweise 17,0 Prozent aller Straftaten zugerechnet. Unter den 905 Intensivtatverdächtigen sind 721 erwachsen, 184 gelten als Jungtatverdächtige.

Straftaten gegen das Leben entsprechen mit 104 Fällen einem Anteil von 0,1 Prozent an allen registrierten Straftaten. Es wurden 18 Fälle weniger registriert als im Jahr 2020. Bei 47 Straftaten, beziehungsweise fast der Hälfte, blieb es beim Versuch: Bei den 15 erfassten Morddelikten wurden vier vollendet, bei den Totschlagsdelikten endeten drei von 39 erfassten Taten tödlich.

Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist ein weiterer Anstieg zu verzeichnen. Es wurden 3.021 Fälle erfasst, 797 mehr als im Vorjahr. Ein Großteil des Zuwachses entfällt auf die Verbreitung pornografischer Schriften, vor allem über das Internet: Hier wurden 1.341 Fälle erfasst, 673 mehr als noch 2020.

Diese Entwicklung ist auch ein Ergebnis intensivierter Aktivitäten der Sicherheitsbehörden, um das Dunkelfeld weiter zu erhellen. Die Zusammenarbeit mit der halbstaatlichen US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation „NCMEC“ (National Center for Missing & Exploited Children) führte zu deutlich mehr Hinweisen und Ermittlungsansätzen. Im Jahr 2021 wurden dadurch im Bereich Verbreitung kinderpornografischer Schriften 565 Fälle mehr erfasst. Die Zahl der Straftaten stieg damit im Vergleich zu 2020 auf 1.061.

„Je akribischer im Bereich der Kinderpornografie nachgeforscht wird, desto mehr Fälle gelangen ans Tageslicht“, so Innenministerin Dr. Tamara Zieschang. „Die Polizei wertet intensiv und äußerst gründlich gigantische Datenmengen aus, um den Tätern das Handwerk zu legen. Hier werden wir nicht nachlassen.“

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung machen 1,8 Prozent aller registrierten Fälle aus. Die erhöhte Anzahl der erfassten Straftaten in diesem Deliktbereich kann mit einem veränderten Anzeigeverhalten aufgrund medialer Berichterstattung zu Sexualdelikten sowie der Sensibilisierung der Opfer durch Betreuungseinrichtungen und Ärzte begründet werden.

In Sachsen-Anhalt sind im vorigen Jahr 25.434 Straftaten gegen die persönliche Freiheit beziehungsweise Rohheitsdelikte registriert worden – das entspricht einem Minus von 275 Fällen im Vergleich zu 2020. So wurden mit 16.017 Körperverletzungen rund 840 Fälle weniger registriert. Einen Anstieg gab es hingegen bei den Bedrohungen um 765 auf 5.239 Fälle. Ein Grund für diesen Anstieg ist das „Gesetz zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Hasskriminalität“. Es trat im April 2021 in Kraft und stellt nunmehr auch die Bedrohung mit einem Vergehen gemäß § 241 Abs. 1 StGB unter Strafe. Zuvor war ausschließlich strafbar, wenn ein Verbrechen angedroht wurde.

Knapp jede dritte registrierte Straftat (konkret: 31,3 Prozent) ist ein Diebstahlsdelikt. Damit macht dieser Bereich den größten Anteil an allen Straftaten aus. Im vorigen Jahr setzte sich der seit Jahren verzeichnete Rückgang weiter fort: Im Jahr 2016 wurden noch knapp 79.600 Fälle verzeichnet, im Jahr 2021 waren es noch 53.382. Binnen eines Jahres sank die Zahl der Diebstahlsdelikte damit nochmals um 13,9 Prozent, beziehungsweise 8.594 Fälle.

Bei den Wohnungseinbruchsdiebstählen ist der Rückgang sogar noch deutlicher: 1.702 Straftaten wurden registriert, knapp ein Fünftel weniger als 2020.

„Jeder Wohnungseinbruch trifft die betroffenen Menschen ins Mark. Deshalb ist die Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls seit Jahren ein Arbeitsschwerpunkt unserer Landespolizei. Jetzt konnte die Zahl der Wohnungseinbrüche auf einen historischen Tiefstwert gesenkt werden“, sagt Innenministerin Dr. Tamara Zieschang.

Mehr als jeder zweite Einbruch (893 Fälle, beziehungsweise 52,5 Prozent) blieb im Versuchsstadium stecken. Das zeigt, dass sich ein guter Einbruchschutz auszahlt. Unter anderem mit der gemeinsamen Bannerkampagne „Sicher wohnen mit Einbruchschutz“ sensibilisierte die Landespolizei gemeinsam mit dem Landespräventionsrat und der Qualitätsgemeinschaft „Das sichere Haus“ auch im vorigen Jahr dafür, dass jeder in Sachsen-Anhalt sich mit präventiven Maßnahmen bestmöglich vor Einbrechern schützen sollte.

Auch die Zahl der Ladendiebstähle ging binnen eines Jahres um 1.655 Fälle, beziehungsweise 19,3 Prozent, auf 7.058 Fälle zurück. Die Zahl der registrierten Fahrraddiebstähle sank um 13 Prozent auf 9.001 Fälle.

Die geltenden Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie und das Verhalten der Menschen verstärkten diese Trends: So arbeiteten mehr Bürgerinnen und Bürger im Homeoffice und schmälerten so die Tatgelegenheiten für Einbrecher. Auch die zeitweise Schließung von Ladengeschäften oder der begrenzte Zutritt sowie die Absage von Veranstaltungen wie Volksfesten und Weihnachtsmärkten dürften den positiven Trend zu weniger Diebstahlsdelikten positiv beeinflusst haben.

Im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte gab es im Vergleich zu 2020 eine leichte Steigerung um 0,3 Prozent auf 30.758 Straftaten. Mehr als 40 Prozent, beziehungsweise 12.633 Fälle, wurden mit Hilfe des Internets begangen. Das waren gut 11,6 Prozent, beziehungsweise 1.314 Fälle, mehr als noch 2020. Dabei ging es in fast zwei Drittel der Fälle um Waren- und Warenkreditbetrug. Auch hier schlägt sich das Verhalten während der Corona-Pandemie nieder: Viele Menschen kaufen häufiger online ein – und sind damit auch der Gefahr ausgesetzt, auf Fake-Shops und Fake-Produkte hereinzufallen oder Opfer von Datenmissbrauch und Identitätsdiebstahl zu werden.

Bei der Rauschgiftkriminalität verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik ebenfalls einen Anstieg: Insgesamt wurden 10.265 Fälle erfasst. Das waren gut 400 Fälle, beziehungsweise 4 Prozent, mehr als 2020. Fast 94 Prozent aller Rauschgiftdelikte konnte aufgeklärt werden.

„Der kontinuierliche Einsatz und Kampf gegen die Rauschgiftkriminalität mit einem entsprechenden Kontrolldruck zahlt sich aus und erhellt das Dunkelfeld. Besonders bedeutsam waren und sind in diesem Zusammenhang die aufwendigen Ermittlungen gegen Nutzer des Krypto-Anbieters Encrochat“, sagt Innenministerin Dr. Tamara Zieschang. Bis Ende vorigen Jahres wurden 69 Ermittlungsverfahren gegen 80 Beschuldigte in Zusammenhang mit Encrochat eingeleitet. 34 Haftbefehle konnten vollstreckt werden.

Insgesamt konnten die Ermittlerinnen und Ermittler in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr Rauschgift mit einem Marktwert von mehr als 7 Millionen Euro beschlagnahmen. Darunter waren beispielsweise mehr als 17 Kilogramm Crystal Meth, mehr als neun Kilogramm Heroin und mehr als 13 Kilogramm Kokain.


Text / Foto: Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt / pixabay