Foto: Dr. Christopher Kramer
Sie ist eine Volkskrankheit: 6,3 Millionen Menschen leiden in
Deutschland unter Osteoporose – vor allem Frauen. Bei ihnen führt ein gestörter
Knochenstoffwechsel zu einer Verringerung der Knochenmasse. Mögliche Folgen:
Knochenbrüche – auch ohne stärkere Krafteinwirkung von außen.
Dr. Christopher
Kramer, Ärztlicher Leiter der medizinischen
Abteilung im Bereich Knochengesundheit und chronisch entzündliche Erkrankungen
bei der Amgen GmbH, erklärt, wie die Behandlung der Betroffenen heute aussehen
kann, wie das in der Vergangenheit war und was er sich für die Zukunft erhofft.
Wo stehen wir HEUTE in der Osteoporose-Behandlung?
Dr. Christopher Kramer: Wichtig für eine erfolgreiche Behandlung
der Osteoporose ist zum einen die Basistherapie, die einen ausgeglichenen
Vitamin D- und Calcium-Haushalt zum Ziel hat. Für die spezifische Therapie der
Osteoporose stehen heute hochwirksame Arzneimittel zur Verfügung, die durch
verschiedene Wirkmechanismen die Knochenstruktur stärken, zum Beispiel durch
die Hemmung des Knochenabbaus oder die Steigerung des Knochenaufbaus. Die
Auswahl an unterschiedlichen medikamentösen Therapien ermöglicht eine
individualisierte Therapie, die spezifische Risikofaktoren berücksichtigt.
Da es sich um eine chronische Erkrankung handelt, die einer
dauerhaften Therapie bedarf, stehen außerdem Medikamente zur Verfügung, deren
Langzeitwirksamkeit und -sicherheit nachgewiesen wurde.
Trotzdem existiert leider auch in Deutschland noch immer eine
große Versorgungslücke. Osteoporose ist sowohl unterdiagnostiziert als auch
untertherapiert – man geht davon aus, dass nur ein Viertel aller Betroffenen in
Deutschland auch eine Therapie erhält. Schätzungen zufolge leiden weltweit mehr
als 200 Millionen Menschen an Osteoporose und haben somit ein deutlich erhöhtes
Risiko für Knochenbrüche. Diese wiederum sind assoziiert mit einer hohen
Morbidität und starken Einschränkungen der Lebensqualität und Mobilität. Durch
die Therapie-Lücke entstehen zahlreiche Folgeschäden und somit auch hohe Kosten
im Gesundheits- und Sozialsystem, die durch ein verbessertes Wissen rund um die
Erkrankung und eine gute Diagnostik reduziert oder sogar vermieden werden
könnten.
Wie war die Osteoporose-Behandlung GESTERN bzw. in der
Vergangenheit?
Kramer: Zur medikamentösen Therapie der Osteoporose stehen heute
vielfältige Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Doch das war nicht immer
so. Noch vor 40 Jahren waren das Hormon Östrogen und seine Rezeptoren der
zentrale Ansatzpunkt für die Osteoporose-Therapie. Das konnte den
Knochenstoffwechsel positiv beeinflussen – die Wirkung war aber nur unspezifisch.
Erst später kamen Osteoporose-spezifische medikamentöse Therapieoptionen hinzu.
Dazu gehören die sogenannten Bisphosphonate, welche den Knochenabbau hemmen.
Sie erweiterten gemeinsam mit dem Wirkstoff Teriparatid, das den Knochenaufbau
fördert, das Therapiespektrum. Biopharmazeutisch hergestellte Arzneimittel, die
gezielt in den Knochenstoffwechsel eingreifen und so den Knochenabbau
verhindern, gibt es erst seit 2010.
Werfen wir einen Blick auf das ÜBERMORGEN: Wie könnte die
Zukunft aussehen?
Kramer: Die bestehende Versorgungslücke muss so schnell wie
möglich geschlossen werden. Außerdem werden in Zukunft Therapieentscheidungen
zunehmend individuell, unter Berücksichtigung von Risikofaktoren,
vorangegangenen Therapien und gemeinsam mit den Patient:innen getroffen.
Angesichts einer alternden Gesellschaft ist es für die Zukunft von höchster
Priorität das Bewusstsein für Osteoporose nicht nur bei Ärzt:innen, sondern
auch in der Gesellschaft zu steigern.
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Einen wichtigen Beitrag hierzu leistet das Aktionsbündnis
Osteoporose. Hier engagieren sich Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und
Gesellschaft, alle geeint im Ziel, die Situation für Patient:innen mit
Osteoporose in Deutschland nachhaltig zu verbessern. Aufbauend auf einem
gesteigerten Bewusstsein für die Erkrankung werden in der Zukunft eine
flächendeckende Diagnostik und strukturierte Behandlungsprogramme (DMP
Osteoporose) den Zugang zu den verschiedenen Therapieoptionen erleichtern. Gut
wirksame Medikamente gibt es bereits – arbeiten wir gemeinsam daran, dass sie
die Patient:innen erreichen.
Text / Foto: Pharma Fakten / privat