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Gesundheit-News: "Achtung ansteckend!" - Von Maus zu Mensch: Infektionen mit Hantaviren

15. März 2022

(ams). Hantavirus? Noch nie gehört? Dabei ist die Infektion in bestimmten zumeist ländlichen Regionen Deutschlands gar nicht so selten. Nagetiere sind die natürlichen Wirte des Virus, das für Menschen gefährlich werden kann. Doch wie gelangt das Hantavirus von der Maus zum Menschen? Wie gefährlich ist die Infektionskrankheit? Und wie kann man sie vermeiden? Antworten gibt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Niedlich sieht sie aus, die Rötelmaus: Knopfaugen, rötliches Fell, weißlich-gräulicher Bauch und hochstehende Öhrchen. Die vor allem in Wäldern beheimatete Maus kann jedoch ein Virus übertragen, das sogenannte Hantavirus. "Die Erreger werden von infizierten Nagern über Speichel, Kot und Urin ausgeschieden", erklärt Ärztin Anja Debrodt. "Menschen können sich infizieren, wenn sie etwa bei der Reinigung von Schuppen oder Ställen oder bei der Gartenarbeit in Kontakt mit den Ausscheidungen kommen." Die Exkremente können auch in getrocknetem Zustand noch mehrere Tage oder gar Wochen infektiös bleiben. Doch hier gleich die guten Nachrichten: Eine Infektion mit dem Hantavirus verläuft hierzulande oft ohne oder nur mit leichten, grippeähnlichen Symptomen und eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet nicht statt.

Vorsicht beim Aufräumen von Schuppen und Dachböden

Der Name des Erregers leitet sich von dem koreanischen Grenzfluss Hantan ab. Dort haben sich Anfang der 1950er Jahre mehrere tausend Soldaten mit dem Hantavirus angesteckt. Hantaviren kommen überall auf der Welt bei Nagetieren oder kleinen Säugetieren wie Maulwurf oder Fledermaus vor.

In Deutschland werden sie vor allem von der Rötelmaus übertragen, dabei konzentrieren sich die Infektionen laut Robert Koch-Institut (RKI) auf bestimmte, vorwiegend ländliche Regionen in Nordwest-, West- und Süddeutschland: insbesondere Schwäbische Alb, Münsterland, Teutoburger Wald, Unterfranken, Odenwald, Oberschwaben, Fränkische Alb, Bayerischer Wald, Osthessen und West-Thüringen. In diesen Risikogebieten sind folgende Tätigkeiten mit einem Infektionsrisiko verknüpft, insbesondere in den Monaten April bis September:

Arbeiten in der Forst- oder Landwirtschaft,

Reinigen von Scheunen, Schuppen, Ställen, Häusern, in denen Nager hausen oder hausten,

Weitere Aktivitäten im Freien wie Gartenarbeiten, Holzschlagen, Zelten.

Starke Schwankungen

Wie viele Menschen sich pro Jahr anstecken, schwankt von Jahr zu Jahr sehr stark. So gab es im Jahr 2016 nur 281 Infektionen, im Jahr 2017 dagegen 1.731, in 2018 wieder nur 235, um im darauffolgenden Jahr (2019) wieder auf 1.534 Infektionen anzusteigen. Die sehr unterschiedlichen Erkrankungszahlen hängen unter anderem mit dem Nahrungsangebot für die Mäuse zusammen. Nach Jahren, in denen beispielsweise die Buchen viele Bucheckern tragen, können sich die Tiere gut vermehren.

Menschen infizieren sich vor allem beim Einatmen von aufgewirbelten, kontaminiertem Staub, etwa beim Aufräumen und Reinigen von Schuppen oder Gartenhaus. Auch wenn beim Arbeiten mit befallener Erde die Erreger über kleine Verletzungen der Haut in den Körper eindringen, ist eine Ansteckung möglich. Oder wenn Lebensmittel gegessen werden, die mit Ausscheidungen der Nager verunreinigt sind. Selten gehen Ansteckungen auf einen Biss zurück.

Keine Maus im Haus – Tipps

Allgemein:

Mäuse im Keller, Dachboden oder Schuppen bekämpfen.

Lebensmittel sicher und fest verschlossen aufbewahren.

Abfall in verschließbaren Mülleimern und -tonnen entsorgen.

Eintrittsstellen ins Haus verschließen.

Bei starkem Befall einen Schädlingsbekämpfer kontaktieren.

Bei Beseitigung von Kadavern und Kot:

Vorher mindestens 30 Minuten lüften.

Atemschutzmaske (Feinstaubmaske FFP3) und Einmalhandschuhe tragen.

Kot beziehungsweise Kadaver mit Wasser und Reinigungsmittel befeuchten, damit kein Staub aufgewirbelt wird.

Tote Maus in eine Plastiktüte stecken, verschließen und in den Hausmüll geben.

Im Anschluss betroffene Flächen gründlich reinigen, benutzte Lappen und Schwämme entsorgen.

Anschließend Hände waschen. Am besten duschen, inklusive Haare waschen. Auch die Arbeitskleidung waschen.

Symptome wie bei einer Grippe

Die Infektion mit der in Deutschland am häufigsten vorkommenden Hantavirus-Variante verläuft oft unauffällig. Doch es gibt auch schwerere Verläufe. Typischerweise kommt es nach einer Inkubationszeit von zwei bis vier Wochen zur Nephropathia epidemica. "Diese zweiphasige grippeartige Erkrankung geht mit plötzlich einsetzendem Fieber, Kopf-, Bauch- und Flankenschmerz einher. Hinzukommen können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, Nackensteifigkeit und Sehstörungen sowie eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion. Meist heilt die Infektion ohne weitere Folgen ab. "Danach besteht eine lebenslange Immunität, Todesfälle sind zum Glück sehr selten," so Ärztin Debrodt.

Auf Mäusejagd

Gegen die Hantavirus-Infektion gibt es weder einen Impfstoff noch eine spezifische Therapie - behandelt werden nur die Beschwerden wie Schmerzen, Fieber oder Nierenprobleme. Deshalb schützt man sich am besten vor Infektionen, indem man den Kontakt mit den Ausscheidungen der kleinen Nager vermeidet. Mäuse auf Dachböden, in Kellern, Schuppen oder Ställen sollten gezielt bekämpft werden. Wer Fallen, etwa Lebendfallen, aufstellt, sollte diese auch täglich überprüfen. Wenn tote Mäuse und Ausscheidungen von Mäusen beseitigt werden müssen, heißt es: Vorher die Räume gut durchlüften, Gummihandschuhe und Atemschutzmaske tragen und vermeiden, dass Staub aufgewirbelt wird.

Lebensmittel sollten zudem für Nager unzugänglich aufbewahrt werden, auch zu Abfall und Essensresten dürfen die Tiere keinen Zugang haben. Eine weitere einfache und wirksame Maßnahme, die gegen viele Infektionskrankheiten schützen kann: die Hände gründlich waschen - besonders nach einem Aufenthalt im Freien, nach der Putzaktion im Schuppen, nach der Gartenarbeit.


Text / Foto: AOK Bundesverband