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Magdeburger Stadtschreiber gibt seinen Ausstand – Abschiedslesung von Jörg Menke-Peitzmeyer

Dienstag, den 15. September 2020

Am 19. September im Schauspielhaus im Rahmen der Magdeburger Literaturwochen

In drei Wochen endet das diesjährige Stadtschreiber-Stipendium. Amtsinhaber Jörg Menke-Peitzmeyer wird sich am 19. September 2020 vorerst von seinem Wirkungsort Magdeburg verabschieden. Seine Abschiedslesung mit dem Titel "Jörg Menke-Peitzmeyer: Sparwasser" beginnt um 19:30 Uhr im Foyer des Schauspielhauses Magdeburg. Die Lesung ist Teil der Magdeburger Literaturwochen "Verdichtung 15".
 
Magdeburgs aktueller Stadtschreiber wird bei seiner Abschiedslesung Einblicke in sein Werk geben, das er während des Stipendiums in diesem Jahr verfasst hat. Dabei lesen Schauspieler*innen des Theaters Magdeburg Ausschnitte aus "Sparwasser". Die Handlung des Stücks spielt im Jahre 1974 und erzählt eine Art umgekehrte Republikflucht. Ein Junge, beheimatet im Westen, möchte in den Osten reisen, um dort sein großes Fußball-Idol Jürgen Sparwasser vom 1. FC Magdeburg kennenzulernen.
 
Die Stipendiatszeit des diesjährigen Magdeburger Stadtschreibers war geprägt von der Corona-Pandemie. Sie hat die Pläne von Jörg Menke-Peitzmeyer für 2020 – so wie wohl bei allen Betroffenen – total durcheinandergebracht: "Um mal im Fußball-Bilde zu bleiben, so gab es für mich zwei Halbzeiten meiner Magdeburger Stadtschreiberschaft. Die erste von März bis Juni, die zweite von August bis September, dazwischen habe ich Pause gemacht. Das Spiel ging gerade los mit meiner Antrittslesung am 11. März - am selben Tag, an dem die WHO Covid-19 als Pandemie deklarierte -, dann erfolgte auch schon der Abpfiff mit dem Beginn der Ausgangsbeschränkungen. Und so war ich für Wochen, ja Monate ununterbrochen in einer Stadt, in der ich kaum jemanden kannte und erst recht keinen kennenlernen konnte. Zu sagen, das sei einfach gewesen, wäre gelogen.
 
Das Ausmaß habe ich erst so richtig begriffen, als ich Mitte Juni das erste Mal die Stadt verlassen und erst meine Eltern, dann meine im Ausland lebende Frau wiedergesehen habe. In der ganzen Zeit von März bis Ende Juni hatte ich gerade mal zwei Veranstaltungen: eine Lesung im Café Central und eine Gesprächsrunde im Offenen Kanal, beide vor laufenden Kameras, aber ohne Menschen. Dafür habe ich die Stadt so gut kennengelernt, dass ich mich jetzt wahrscheinlich als Reiseleiter verdingen könnte.
 
Der Arbeit an meinem Stück "Sparwasser" kam die Isolation allerdings zugute; vor zwei Wochen habe ich es bei meinem Verlag ins Lektorat gegeben. Die zweite Halbzeit meiner Stadtschreiberschaft ist dagegen lebendiger; man besucht Ausstellungen, Lesungen, geht sogar wieder ins Kino und Theater, entdeckt mit dem Pascha von Magdeburg auch noch einen literarischen Stoff und erlebt zu guter Letzt, wie das hier in Magdeburg Geschriebene im Rahmen einer Lesung im Schauspielhaus am 19. September von Schauspielern in Szene gesetzt wird. So bleibt zu hoffen, dass das, was mir in persönlichen Begegnungen versagt blieb, dafür im Werk zum Leben erwacht."
 
Die Lesung beginnt am 19. September 2020 im Foyer des Schauspielhauses Magdeburg um 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro.
 
Das Magdeburger Stadtschreiber-Stipendium

Im Rahmen der Bewerbung Magdeburgs zur Kulturhauptstadt wurde das Stadtschreiberstipendium ins Leben gerufen. Seit 2013 vergibt die Landeshauptstadt dieses jährlich an deutschsprachige Autor*innen. Bis September 2020 wird der diesjährige Stadtschreiber Jörg Menke-Peitzmeyer in Magdeburg leben. Es gehört zu seinen Aufgaben, sich mit literarisch-kulturpolitischen sowie künstlerischen Traditionen der Stadt zu befassen und die Historie und Gegenwart Magdeburgs publizistisch aufzuarbeiten.
 
Biographie Jörg Menke-Peitzmeyer

Jörg Menke-Peitzmeyer wurde 1966 in Anröchte in Nordrhein-Westfalen geboren. Nach seinem Schauspielstudium in Essen an der Folkwang-Hochschule war er an verschiedenen Theatern tätig. Menke-Peitzmeyer war u.a. am Staatstheater Mainz, Stadttheater Gießen und Schlossparktheater Berlin engagiert. Am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig begann er 1998 mit einem Zweitstudium der Prosa und Dramatik.
 
Seit 2006 lebt er als freier Autor in Berlin und Istanbul. Er erhielt neben dem Deutschen Jugendtheaterpreis 2016, u.a. den Autorenförderpreis der Landesbühnen, den Bayerischer Theaterpreis und die IKARUS Auszeichnung für herausragende Theaterinszenierungen für Kinder und Jugendliche. Seine Werke liegen in mehreren Sprachen vor. Jörg Menke-Peitzmeyer ist Autor von fast dreißig Theaterstücken und zwei Romanen.

Foto: Magdeburger Stadtschreiber Jörg Menke-Peitzmeyer © Landeshauptstadt Magdeburg