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Magdeburger Parkanlagen

Magdeburger Parkanlagen: Der Herrenkrugpark

Sonntag, den 19. Juli 2020


Von Doris Richter

Heute widme ich mich der ältesten Parkanlage Magdeburgs. Das Gebiet des heutigen Herrenkrugparks war früher stark bewaldet und hat sich, mit dem wechselnder Verlauf der Elbe, immer wieder verändert. Zeitzeugen dieser alten Bepflanzung kann man bis heute bewundern, es sind ca. 1000 Jahre alte Eichen. Die gesamte Beweidung gehörte und gehört  der Stadt Magdeburg. Anwohner haben in früheren Jahrhunderten immer wieder Holz geschlagen, das sie zum Leben brauchten. Man hat dann zur Bewachung ca. 1676 kleine Wärterhäuschen gebaut, aus denen Kneipen entstanden – sogenannte „Krüge“. Da das gesamte Gelände den Stadtherren gehörte entstand ganz schnell der Name „Herrenkrug“, der sich bis heute erhalten hat.

Ende des 18. Jahrhunderts begann man mit der Anpflanzung von Akazienhainen. Später kamen Alleen aus Linden und Pappeln hinzu, die man noch heute bewundern kann. Nach der französischen Besetzung kamen noch weitere Baumsorten hinzu, u.a. auch Obstbäume. Sehr verdient machte sich dabei der damalige Oberbürgermeister August Wilhelm Francke – aus Dankbarkeit wurde ein großer Bronzelöwe als Symbol seiner Stärke aufgestellt, der sich bis heute erhalten hat. An der weiteren Gestaltung wirkten Rudolf Schoch, Peter Joseph Lenné und, auf dessen Empfehlung, Paul Viktor Niemeyer mit. Es sind bis heute gigantische Bäume von über 90 Arten zu sehen, wenn auch nicht alle Pläne verwirklicht wurden

Direkt an den Park angrenzend entstand die Magdeburger Galopprennbahn. Bereits seit 1838 wurden die Elbwiesen für Pferderennen genutzt, der Magdeburger Rennverein entstand aber erst 1906 und weihte 1907 die Rennbahn ein, die noch heute existiert. Am 15. August 1909 fand auf der Anlage ein Kronprinzenrennen vor 42.000 Zuschauern statt. Im gleichen Jahr wurden auch Flugvorführungen von Hans Grade auf der Anlage durchgeführt. Somit gehört die Magdeburger Galopprennbahn zu den ältesten in Deutschland. 

Im Jahre 1886 war der Herrenkrug an das Magdeburger Straßenbahnnetz angeschlossen worden. 1887 wurde ein neues repräsentatives Parkrestaurant, das Neue Gesellschaftshaus eröffnet. Im Jugendstil entstand etwas später eine tolle Konzerthalle, die den Zweiten Weltkrieg überlebt hat. Hieraus war durch zahlreich Umbauten und Erweiterungen eine ganze Anlage von Gebäuden geschaffen worden. Es finden sich Elemente altdeutscher Fachwerkarchitektur, des Schweizerhausstils sowie des Neobarock. In der Spitzenzeit hatte der Herrenkrug in den Gebäuden und Parkanlagen insgesamt 12.000 Sitzplätze. Dominant bis heute die große weiße Pergola zur Stadt hin. Nach der Wende wurde ein neues Parkhotel errichtet, das sich baulich weitgehend den vorhandenen Gegebenheiten anpasste. So entstand eine tolle Festanlage für vielerlei Feierlichkeiten.

Zur Bundesgartenschau 1999 entstand der „Herrenkrugsteg“, eine Fuß- und Radwegbrücke zwischen Herrenkrugpark und Wissenschaftshafen, die den Park mit dem Westufer der Elbe verbindet und zum Elbe-Radweg gehört. Die Gesamtlänge des Brückenzuges beträgt 615 Meter.

Nach den extremen Hochwässern von 2002, 2006 und 2013, die auch für den Park und das Hotel katastrophale Folgen hatten, sind jetzt Hochwasserschutzwände von beträchtlichem Ausmaß entstanden, die künftig wohl genügend Schutz vor der Elbe bieten sollten.

Derzeit werden viele Wege im Park saniert, ein paar Schwachstellen sollen aber nicht verschwiegen werden – so die alte Sandsteinbank „Für Faule“ oder die „Borussia“. Anderes ist bereits restauriert, so die Kugelsonnuhr von 1861 oder die Sonnenuhr an der Pergola von 1818. Ich bin immer aufs Neue begeistert, wenn ich den Park aufsuche. Zur Zeit macht sich auch im Herrenkrugpark der Eichenprozessionsspinner breit, weshalb schon einige der imposanten Bäume gefällt werden mussten. Auch diverse Sturmschäden der letzten Jahre sind nicht zu verleugnen.

Der Park gehört zum Netzwerk Gartenträume Sachsen-Anhalt.

Als langjährige Stadtführerin weiß Doris Richter viel Wissenswertes und Interessantes über unsere Stadtgeschichte zu erzählen. In Magdeburger-News.de beantwortet sie Fragen, bei denen nicht nur Touristen Neues und Unbekanntes erfahren können, sondern sicher auch manch eingefleischter Magdeburger.

Foto: Der großer Bronzelöwe als Symbol seiner Stärke wurde aus Dankbarkeit für den damaligen  Oberbürgermeister August Wilhelm Francke (OB von 1817 – 1831) aufgestellt. © Alexandra Richter