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Magdeburg / ST: Festsetzung von zwei Abiturdurchgängen - schlechteste aller Möglichkeiten

Dienstag, den 31. März 2020

Mit der Festsetzung von zwei Abiturterminen hat das zuständige Ministerium einen organisatorischen Offenbarungseid geleistet. Ohne Not und offenbar, nur um eine gute Presse zu haben, bringt die Führungsspitze des Ministeriums die Schulen in eine organisatorische Extremsituation.
Schon ein Abiturdurchgang allein stellt bei laufendem Schulbetrieb die Schulen vor starke Herausforderungen. Einen zweiten Durchgang neben dem schon durch die Coronakrise angespannten und sich dann im Aufholmodus befindenden Schulbetrieb anzuordnen, ist völlig unsinnig und zeigt, wie praxisfern das Ministerium arbeitet.

Es wäre genug Zeit gewesen, vor einer solchen Entscheidung beim Landesschulamt oder Schulleitern nachzufragen, ob und wie ein zweiter Durchgang organisiert werden kann. Das ist aber ganz offensichtlich nicht geschehen. Und es wäre angebracht gewesen, diese Entscheidungen den Schulen nicht über die Presse mitzuteilen und vor allem eine Begründung für eine derartig massive und völlig unsinnige Maßnahme abzugeben. Dass die erforderlichen Durchführungsbestimmungen nicht ebenfalls sofort mitgeteilt werden, spricht Bände.

Offenbar ist man sich im Bildungsministerium nicht darüber im Klaren, in was für räumliche und personelle Schwierigkeiten sowie zusätzlichen erheblichen Mehraufwand Schulen und Lehrer getrieben werden, ohne dass den Abiturienten ein Vorteil entsteht.

Eine einzige nach hinten verschobener Abiturrunde irgendwo zwischen Anfang und Ende Mai wäre eine machbare Lösung gewesen. Zwei Durchgänge anzusetzen zeugt von erschreckender Praxisferne. Da war der Vorschlag aus Schleswig-Holstein, die Prüfungen abzusetzen und auf den bisher erzielten Ergebnissen ein Abiturzeugnis auszustellen allemal besser.

Schwierige Situationen erfordern besondere, aber machbare Lösungen. Diese anzugehen haben Staatsekretärin und Minister in erschreckender Deutlichkeit versäumt. Stattdessen zeigen Sie beim Zustandekommen der Oberstufenverordnung einen Führungsstil, der mehr als ausbaufähig und ein Armutszeugnis ist.


Dr. Dietrich Lührs

Schulleiter am Ökumenischen Domgymnasium Magdeburg und

Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft christlich orientierter Schulen in freier Trägerschaft in Sachsen-Anhalt