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Ausstellung "Benutzt und gefeiert" heute in Magdeburg eröffnet

Dienstag, den 1. Oktober 2019

Benutzt und gefeiert. Das Magdeburger Recht im 20. und 21. Jahrhundert

- Wanderausstellung im Kulturhistorischen Museum Magdeburg begleitend zur großen Sonderausstellung „Faszination Stadt“, 1.10.2019 bis 2.2.2020

Die Nazis und das Magdeburger Recht

„Benutzt und gefeiert“ heißt eine Wanderausstellung zum Nachleben des Magdeburger Rechts im 20. und 21. Jahrhundert, die am 1. Oktober eröffnet. Das gemeinsame Projekt des Kulturhistorischen Museums Magdeburg mit der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen-Anhalt und dem Zentrum für Mittelalterausstellungen thematisiert den Missbrauch des Magdeburger Rechts im Dritten Reich und seine heutige Bedeutung für Demokratie und Frieden in Städten Ostmitteleuropas. 

Magdeburgs nationalsozialistischer Oberbürgermeister, der promovierte Jurist Fritz Markmann (im Amt 1933 bis 1945), beförderte als leidenschaftlicher Rechtshistoriker den Missbrauch des Magdeburger Rechts maßgeblich mit. Er gründete mit namhaften Wissenschaftlern seiner Zeit ein Institut zur Erforschung des Magdeburger Stadtrechts und beauftragte den Stadtarchivar der Kommune mit dem Sammeln von Magdeburger Schöffensprüchen in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten in Polen und der Ukraine. Die Idee dahinter: das im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Magdeburger Schöffenarchiv neu zu erschaffen. Vermutlich ist es ebenfalls Markmann zuzuschreiben, dass das Kaiser Friedrich Museum, Vorgänger des Kulturhistorischen Museums Magdeburg, schon 1937 eine erste Ausstellung zum Magdeburger Recht zeigte. Auch das Eike-von-Repgow-Denkmal geht auf seine Initiative zurück, dessen Einweihung er während einer Tagung der nationalsozialistischen Juristenvereinigung in Magdeburg öffentlichkeitswirksam inszenierte. Wie viele andere mittelalterliche Themen dienten der Sachsenspiegel Eikes von Repgow und das Magdeburger Recht der nationalsozialistischen Propaganda. Ihre Verbreitung im Mittelalter eignete sich als Legitimation für die Besetzung und Unterdrückung der östlichen Nachbarn.

Der zweite, ganz aktuelle Baustein der Wanderausstellung widmet sich der Erinnerungskultur zum Magdeburger Recht in den Städten der postsowjetischen Staaten und Polens. Als Garant für kommunale Freiheit und als Symbol für eine seit dem Mittelalter manifestierte Zugehörigkeit zu Europa, ist der Jahrestag ihrer Bewidmung mit dem Magdeburger Stadtrecht in vielen Kommunen Ostmitteleuropas Anlass zum Feiern und zum Aufstellen von Denkmalen. 

Die Wanderausstellung ergänzt die große Sonderschau „Faszination Stadt. Die Urbanisierung Europas im Mittelalter und das Magdeburger Recht“  im Kulturhistorischen Museum Magdeburg bis zum 2. Februar 2020.

Fotos Copyright: Magdeburger Museen/Christoph