Berlin - Der 125. Deutsche Ärztetag hat vor
den möglichen Risiken einer Cannabis-Legalisierung gewarnt. Erfahrungen aus
anderen Ländern deuteten auf einen erhöhten Konsum, mehr cannabisbedingte
Notaufnahmen und einen steigenden psychiatrischen Behandlungsbedarf hin.
Auch seien nach einer Freigabe mehr Suizide
und tödliche Verkehrsunfälle zu erwarten. Dagegen gelinge es nur bedingt, den
Schwarzmarkt auszutrocknen. Das zeige der Blick nach Kanada, wo Erwachsene seit
2018 Cannabis in lizensierten Shops kaufen können. Trotzdem deckten die
Konsumenten etwa 35 Prozent ihres Bedarfs weiterhin über illegale Quellen.
Insbesondere jüngere Konsumentengruppen wichen auf günstigere
Schwarzmarktprodukte aus.
In einem weiteren Antrag forderte die
Ärzteschaft, den Besitz von Betäubungsmitteln in geringfügigen Mengen vom
Straftatbestand zu einer Ordnungswidrigkeit herabzustufen. Junge Menschen,
Erst- und Gelegenheitskonsumierende dürften nicht in die Illegalität gedrängt
werden, so die Begründung. „Betroffenen soll die Möglichkeit gegeben werden,
sich frühzeitig in Beratung und bei Bedarf zeitnah in eine suchttherapeutische
Behandlung zu begeben“, heißt es in dem Antrag weiter. Eine Expertenkommission
solle Vorschläge für geeignete Beratungs- und Therapieketten sowie einen
angemessenen Sanktionskatalog entwickeln. Zudem solle die künftige
Bundesregierung ein Präventionsprogramm für Jugendliche unter Mitwirkung der
zuständigen wissenschaftlichen Fachgesellschaften erarbeiten und gesetzlich
verankern.
Der Umgang mit größeren Mengen über den eigenen Gebrauch hinaus sowie der Handel und die Anstiftung von Kindern und Jugendlichen zum Drogenkonsum sollen weiterhin vom Gesetz als Straftat verfolgt werden.
Darüber hinaus forderte der Deutsche
Ärztetag den Bund dazu auf, ein Forschungsprogramm zu möglichen Indikationen,
Wirkungen und Nebenwirkungen des medizinischen Einsatzes von Cannabis
aufzulegen. Dies sei aufgrund der unzureichenden Studienlage dringend
erforderlich, um Ärzten mehr Sicherheit bei der Verschreibung und Patienten bei
der Einnahme entsprechender Medikamente zu geben.
Text / Foto: Bundesärztekammer / pixabay