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Viele Menschen bemerken anfangs gar nicht, dass sie schlechter hören. Erste
Anzeichen von beginnendem Hörverlust werden ignoriert, oft auch vom sozialen
Umfeld. Fest steht, dass Hörsysteme schwerhörigen Menschen helfen können,
weiter am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Mainz
(ots). Die Stiftung Warentest berichtet in ihrer Ausgabe vom 31. Januar 2020
über die Kommunikation mit Demenzpatienten. Für beide Seiten, Patienten wie
Pflegepersonal oder Angehörige, kann bereits die alltägliche Kommunikation sehr
anspruchsvoll sein. Umso wichtiger, dass Demenzpatienten gut hören und, wenn
ein Hörverlust vorliegt, frühzeitig mit Hörsystemen versorgt werden. Darauf
weist auch die Bundesinnung der Hörakustiker (biha) hin.
Hörsysteme
können schwerhörigen Menschen helfen, weiter am gesellschaftlichen Leben
teilzuhaben. Umgekehrt ziehen sich Menschen, die schlecht hören, oft zurück.
Die Folge ist soziale Isolation - ein bekannter Risikofaktor für Demenz. Bei
einem unversorgten Hörverlust werden entscheidende Areale des Gehirns nicht
mehr beansprucht und bilden sich zurück. "Wer schlecht hört, trainiert
sein Gehirn weniger, Nervenverbindungen werden abgebaut", erklärt Marianne
Frickel, Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker (biha).
Weltweit
stellen wissenschaftliche Studien einen Zusammenhang zwischen Hörverlust und
Demenzerkrankungen her. Sie stellen die These auf, dass gutes Hören,
beziehungsweise eine Hörsystemversorgung, eine Verschlechterung des
Gesundheitszustandes deutlich verzögern kann. Hören stellt außerdem emotionale
Nähe her, was gerade für Demenzpatienten wichtig ist. Nicht selten ist zudem
das Hören der Sinn, mit dem Demenzpatienten mit ihrer Umgebung in Verbindung
bleiben.
Ohne
das Wissen um ein gutes Gehör ist schwer erkennbar, ob demenzielle
Veränderungen oder mangelndes Hörvermögen fehlende oder unpassende Antworten
des Patienten verursachen.
Hörakustiker
lernen daher bereits in ihrer Ausbildung, Demenzpatienten mit Hörsystemen zu
versorgen. Weiterbildungen ergänzen ihre hohe Qualifikation. Denn die
Hörsystemversorgung von Patienten, die sich schwer oder fast gar nicht mehr
ausdrücken können, verlangt nach speziellen Hörtests und einem besonderen
psychologischen Umgang.
"Hörakustiker
werden psychologisch geschult.
Sie
sind somit bestens ausgebildet für die Hörsystemversorgung von Hörgeschädigten
mit Demenz. Darüber hinaus spezialisieren wir Hörakustiker an der Akademie für
Hörakustik durch Seminare zusätzlich in der Versorgung auch bei
fortgeschrittener Demenz", erklärt Marianne Frickel. Durch die Versorgung
mit dem richtigen Hörsystem und der damit verbundenen besseren Wahrnehmung wird
das Gedächtnis aktiv trainiert, die Lebensqualität der Betroffenen steigt.
Hörtests
bei Demenzpatienten ähneln denen bei Kindern, die sich noch nicht ausdrücken
können. Wichtig ist dabei, sich besonders viel Zeit zu nehmen. Denn bei
Demenzpatienten erfolgt eine Reaktion nicht immer unmittelbar. Hörakustiker
nutzen auch optische Hilfsmittel und sprechen in kurzen, klaren und positiven
Sätzen, um ein Verstehen auf der Seite des Demenzpatienten zu ermöglichen. Ist
eine aktive Mitarbeit beim Hörtest nicht mehr oder nur schwer möglich, gibt es
passive Tests, bei denen die Mitarbeit des Patienten nicht nötig ist.
Auch
die emotionale Nähe ist von großer Bedeutung. Aufmerksamer Blickkontakt, ein
freundliches Lächeln, eventuell auch eine Berührung an den Händen oder Armen
helfen miteinander in Verbindung zu treten.
Neben
der eigentlichen individuellen Beratung und Hörsystemanpassung helfen
Hörakustiker auch mit ganz praktischen Alltagstipps: Otoplastiken, die mit
rechts und links gekennzeichnet sind, helfen den Angehörigen und Pflegekräften
beim richtigen Einsetzen der Hörsysteme ins Ohr. Eine weitere Hilfe kann -
bspw. in einem Pflegeheim - die namentliche Kennzeichnung der Otoplastik sein.
Die Verwendung von Hörgeräteclips, die eher im Bereich der Kinderversorgung zum
Einsatz kommen, helfen die Hörsysteme nicht zu verlieren oder zu verlegen.
Schließlich kann außerdem das von vielen Hörakustikern angebotene Hörtraining
die Teilnahme am aktiven Leben entscheidend unterstützen. Hörakustiker beraten
und informieren dazu gerne.
Die
Versorgung von Menschen mit demenziellen Erkrankungen stellt für die
Betroffenen selbst, aber auch für diejenigen, die sie begleiten, eine
Herausforderung dar, die auch mit Unterstützung des Hörakustikers wohnortnah
unterstützt werden kann. Bundesweit gibt es weit über 3.000 Hörakustiker, die
laut www.hoerakustiker-suche.de, Demenzpatienten vor Ort beraten und versorgen.
Hintergrund
zum Hörakustiker-Handwerk
In
Deutschland gibt es etwa 5,4 Millionen Menschen mit einer indizierten
Schwerhörigkeit. Schwerhörigkeit zählt zu den zehn häufigsten gesundheitlichen
Problemen. Mit über 6.700 Hörakustiker-Betrieben und ca. 15.000 Hörakustikern
versorgt das Hörakustiker-Handwerk bereits ca. 3,7 Millionen Menschen in
Deutschland mit modernsten Hörsystemen. Die Bundesinnung der Hörakustiker
(biha) KdöR vertritt die Interessen der Hörakustiker in Deutschland.
Die
Versorgungsqualität im Bereich von Hörsystemen ist in Deutschland sehr gut, das
bestätigt die größte jemals von gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV)
durchgeführte Versichertenbefragung zur Hörsystemversorgung in Deutschland.
Rund 90 Prozent der Versicherten waren "sehr zufrieden" oder
"zufrieden" mit der individuellen Versorgungssituation. Und das
unabhängig davon, ob der Versicherte eine mehrkostenfreie Versorgung gewählt
oder eine private Zuzahlung geleistet hat.
Neben
der Erstversorgung des Kunden ist der Hörakustiker auch für die begleitende
Feinanpassung mit wiederholten Überprüfungen und Nachstellungen der
Hörsystemfunktionen u.v.m. zuständig. Er berät zu Gehörschutz, Tinnitus und
allem rund ums Hören.
Text
/ Foto: "obs/Bundesinnung der Hörakustiker KdöR/biha Fotograf: Olaf
Malzahn", übermittelt durch news aktuell