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Online Einbrecher

Lucy & Dicki, Teil 12 – Eine Geschichte von Kathrin König aus Haldensleben

Wenn der Einbrecher zweimal klingelt

Haldensleben, 18. November 2018


Eine Geschichte von Kathrin König

Kater Arno ruft seine Katzenfreunde zur alten Feldscheune und sagt: „Freunde! Wie ihr wisst, treibt sich in unserem Ort ein Dieb herum und stiehlt wertvolle Sachen. Sogar den Kindern nimmt er die Teddys und anderes Spielzeug weg. Ich sage euch: Jetzt ist Schluss damit! Wir werden den Dieb schnappen! Freunde, seid ihr mit dabei?“ So schnell erhält Arno keine Zustimmung: „Wie sollen wir Katzen einen Dieb fangen?“ oder „Wir sind doch viel zu klein für einen großen Menschen!“ Doch Arno kann sie überzeugen: „Wir müssen besonders achtsam sein und jeden Fremden beobachten. Macht er sich an der Haustür zu schaffen oder gar am Fenster? Wir müssen schnell eine Nachrichtenkette bilden, indem einer dem anderen Bescheid sagt. Heute und morgen ist im Nachbarort Dorffest. Der Einbrecher wird bestimmt heute Abend kommen!“ Es gibt noch viel zu besprechen. „Kommt, Freunde, wir müssen nun auf unsere Plätze!“ 

Und Arno behält recht. Der Dieb kommt mit dem Fahrrad und hält vor einem Haus an. Der Mann klingelt an der Tür und als keiner kommt, öffnet er seine Tasche. Die Katzen Emmi und Susi sehen den Fremden und sagen Kater Arno Bescheid. Auch Lucy und Dicki kommen angelaufen. Die Nachrichtenkette hat leider nur sechs Katzen informiert, also stellt Kater Arno sich dem Dieb.  Er faucht und schreit den Fremden gefährlich an. Die anderen Katzen tun es ihm gleich. Als auch noch die Hofhunde anfangen zu bellen, fühlt sich der Spitzbube ertappt. Er nimmt schnell seine Tasche und haut mit seinem Fahrrad ab.

Arno ist nicht zufrieden und ruft gleich noch einmal alle Katzen zusammen. „Freunde, wir hätten den Einbrecher fangen können! Aber wir waren zu wenige und haben den Dieb nur verjagt. Wir werden morgen Mittag die Nachrichtenkette üben. Der Dieb wird bestimmt wiederkommen und dann müssen wir alle sofort verfügbar sein.“ Gesagt, getan. Am nächsten Tag wird mehrmals die Nachrichtenkette geübt, bis Arno zufrieden ist: „Haltet euch also bereit!“ Und dieses Mal, so hat Arno  beschlossen, halten auch zwei Katzen an den Ortsschildern Wache. Der Dieb wird von einer Seite ins Dorf kommen. Sie können ihm folgen und sehen, wo er einbrechen will. 

Am nächsten Tag ist das Dorffest noch voll in Gang. Es wird Fußball gespielt, für die Kinder ist eine Hüpfburg aufgebaut und die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren von den umliegenden Dörfern machen einen Ausscheid. Am Abend wird im Festzelt fröhlich weitergefeiert und getanzt.

Als es dunkel wird, sind die Katzen bereit. Kater Felix und Katze Pussi warten am Ortsschild. Sie sehen einen Fahrradfahrer näher kommen, der dann an den Katzen vorbeifährt. Sie folgen dieser Gestalt im Licht der Straßenlaternen und sehen, dass der Fremde zum Grundstück von Luise und Franz fährt. Die beiden Katzen laufen los, als ob es um ihr Leben gehe und informieren die anderen Katzen. Wenig später sind alle am Haus von Luise und Franz.

Der Spitzbube nimmt seine Tasche und öffnet mit einem Werkzeug die Haustür. Kater Arno gibt sein Kommando: „Los, schnappt euch diesen Bösewicht!“ Alle Katzen stürzen sich mit lautem Geschrei auf den Einbrecher. Er lässt vor Schreck sein Werkzeug und die Tasche fallen. Die Katzen hängen an seinen Hosenbeinen und an seiner Jacke. Die Krallen gehen durch die Kleidung – und das tut weh! Er versucht sich zu wehren, aber das ist zwecklos. So bleibt er bewegungslos stehen und die Katzen lassen los. Sie umkreisen ihn fauchend und mit dick aufgestelltem Fell. Lucy und Dicki sind mit dabei und sagen zu Arno: „Wir brauchen dringend Hilfe! Wir laufen zu Herrn Silbernagel!“ 

Herr Silbernagel und sei-ne Schwestern Greta und Hildegard sind ebenfalls auf dem Dorffest. Sie sitzen im großen Festzelt mit Freunden zusammen. Es wird immer später und er wird müde. Er macht sich allein mit seinem Fahrrad auf den Weg nach Hause. Seine Schwestern fahren später mit ihren Freundinnen und Freunden heim. Herr Silbernagel zieht zu Hause seine bequeme Freizeitkleidung und Pantoffeln an und macht es sich vor dem Fernseher gemütlich. Es dauert nicht lange und er schläft davor ein. Sein Hund Falko stupst ihn immer wieder an, bis er wach wird. Bello macht auf dem Hof ordentlich Krach. Falko geht zur Eingangstür zur Straßenseite und Herr Silbernagel öffnet sie. Lucy und Dicki stehen da und miauen aufgeregt. Falko gibt seinem Herrchen zu verstehen, dass er mitkommen soll. Herr Silbernagel schnappt sich schnell noch seine Jacke und seinen Hausschlüssel und läuft Falko und den Katzen nach. 

Als sie in eine Seitenstraße laufen, sieht er einen Mann, der von vielen Katzen fauchend   umkreist wird. „Gott sei Dank kommt jemand! Befreien Sie mich bloß von diesen Kampf-Katzen!“, sagt der Fremde. Herr Silbernagel bleibt vor dem Katzenkreis stehen und stutzt. Als er am Haus von Luise und Franz die aufgebrochene Eingangstür und eine Tasche mit Werkzeug am Boden liegen sieht, denkt er sofort an den Einbrecher. Herr Silbernagel sagt zu Falko: „Pass schön auf!“ Falko knurrt und zeigt dem Spitzbuben seine Zähne. Herr Silbernagel holt sein Handy aus der Jackentasche und ruft die 110 an. Die Polizei ist schnell vor Ort und legt dem Dieb Handschellen an. Herr Silbernagel ruft seine Schwester Greta an und berichtet ihr, was geschehen ist. Sie informiert Luise und Franz, die sofort nach Hause fahren. Die Polizei wartet auf sie.
Herr Silbernagel hatte einem Polizeibeamten erzählt, dass er und sein Hund Falko von den Katzen Lucy und Dicki zum Tatort geführt wurden. Herr Silbernagel geht mit Falko nach Hause und will nur noch ins Bett. Er kann ja morgen darüber nachdenken, warum so viele Katzen da waren, die den Dieb umkreisten.

Am nächsten Morgen wissen es alle Leute. „Ein Dieb wurde von vielen Katzen gefangen gehalten!“ „Und Herr Silbernagel?“ „Ja, der hat die Polizei gerufen!“ Sogar die Tageszeitung berichtet über diese kuriose Geschichte. – Herr Silbernagel ist der Held des Ortes. Aber er weiß es besser: Die eigentlichen Helden sind die Katzen!