Foto: Prof. Dr. Timo
Wollmershäuser
Derzeit wollen so viel
Firmen in Deutschland ihre Preise erhöhen wie nie zuvor. Der Index der
ifo-Preiserwartungen ist auf 45 Punkte gestiegen, einen neuen Rekordwert seit
dem Beginn der Umfragen. Im Vormonat lag der Wert bei 41 Punkten. Das ifo
Institut fragt dabei Firmen nach Plänen für Preiserhöhungen in den kommenden
drei Monaten. „Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen für die
Verbraucherpreise“, sagt der Leiter der ifo Konjunkturprognosen, Timo Wollmershäuser.
„Bis Ende dieses Jahres dürfte die Inflationsrate bis auf knapp 5 Prozent
steigen und auch im kommenden Jahr zunächst spürbar über 3 Prozent liegen. Im
Schnitt erwarten wir nun eine Inflationsrate von 3 Prozent in diesem Jahr und
zweieinhalb bis 3 Prozent im Jahr 2022.
Die Rekorde ziehen sich
durch alle Wirtschaftszweige. Im Handel liegen die Preiserwartungen bei 65
Saldenpunkten, gefolgt von der Industrie mit 56. Im Baugewerbe wurde ein Wert
von 44 erreicht. Der geringste Wert mit 32 Saldenpunkten wurde bei den
Dienstleistern gemessen. Dennoch stellt das auch für diesen Wirtschaftszweig
einen Rekordwert dar.
Ursache für den Anstieg
der Preiserwartungen sind kräftige Preisschübe bei Vorprodukten und Rohstoffen,
die Hersteller und Händler nun an ihre Kunden weitergeben wollen. Der weitere
Verlauf dieser Kostensteigerungen stellt derzeit das größte Risiko für die
mittelfristige Inflationsentwicklung dar. Sollten sich die Lieferengpässe
fortsetzen, könnten die Preisanstiege bei Vorprodukten und Rohstoffen weiter
hoch bleiben. Zudem könnte in die anstehenden Tarifabschlüsse ein Ausgleich für
die hohen Kaufkraftverluste der Arbeitnehmer*innen einfließen und somit einen
weiteren Kostenschub bei den Unternehmen verursachen.
Die Saldenwerte bei den
Preiserwartungen geben an, wie viel Prozent der Unternehmen die Preise erhöhen
wollen, abzüglich jenes Prozentwertes an Unternehmen, die ihre Preise senken
wollen. Neutrale Antworten bleiben unberücksichtigt. Der Saldo wurde
saisonbereinigt. Das ifo Institut fragt nicht nach der Höhe der geplanten
Preisänderung.
Text / Foto: ifo Institut
/ cvfoto