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Wirtschaft-News: ifo-Präsident Fuest für Änderungen am „Geschäftsmodell Deutschland“

14. September 2022

Foto: ifo-Präsident Clemens Fuest
Für Veränderungen am „Geschäftsmodell Deutschland“ hat sich ifo-Präsident Clemens Fuest ausgesprochen. 

„Deutschland braucht künftig eine Energieversorgung aus vielen verschiedenen Bezugsquellen, ein gezielteres Management von außenwirtschaftlichen Risiken und höhere Ausgaben für die Rüstung“, schreibt er in einem Beitrag für den ifo Schnelldienst 9/2022. „All das wird die öffentlichen Finanzen stark beanspruchen und erfordert Reformen des öffentlichen Sektors. Um all diese Herausforderungen zu bewältigen, ist eine stärkere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene erforderlich, insbesondere bei der Rüstung.“

Deutschland müsse seine Gasversorgung teilweise auf Flüssiggas umstellen, was erhebliche Kosten bedeute durch die Investitionen in die Häfen. Ob die dauerhaften Kosten für Gas in Deutschland langfristig stärker steigen als in anderen Ländern, sei nicht sicher. Aber die neue Infrastruktur sei teuer und die Energieversorgung dadurch zumindest für eine Übergangszeit von einigen Jahren beeinträchtigt. Das habe negative Folgen für Deutschland, was die Ansiedlung energieintensiver Industrien angehe.

Außerdem müsse Deutschland künftig stärker darauf achten, kritische wirtschaftliche Abhängigkeiten zu vermeiden. Das gelte vor allem für Rohstoffimporte. Eine hohe Zuliefererkonzentration sei zu vermeiden. Die Gegenmaßnahmen von Unternehmen reichten von mehr Lieferanten über mehr Lagerhaltung bis hin zu mehr Recycling von Rohstoffen. Allerdings sei nicht gewährleistet, dass Vorkehrungen auf der Ebene einzelner Unternehmen aus volkswirtschaftlicher Perspektive zu besten Ergebnissen führten. Und die Vermeidung kritischer Abhängigkeiten sei mit Kosten verbunden. Das sei aber besser als ein Rückbau der internationalen Wirtschaftsbeziehungen oder eine Beschränkung des Handels auf Demokratien westlichen Typs.

Bei den zusätzlichen Rüstungsausgaben habe sich die Regierung dafür entschieden, sie zunächst durch staatliche Neuverschuldung zu finanzieren. Mittelfristig werde sie aber nicht darum herumkommen, Steuern zu erhöhen oder Staatsausgaben in anderen Bereichen zu senken. Zu welchen Teilen die damit verbundenen Lasten durch Kürzungen oder Umstrukturierungen von Staatsausgaben einerseits oder höhere Steuern andererseits aufgefangen würden, müsse in den kommenden Jahren noch politisch verhandelt werden.

Text / Foto: ifo Institut