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Gesundheit-News: AOK - Diversität und Gesundheit - Warum sich Vielfalt in der Pflege auszahlt


veröffentlicht am 1. April 2023

(ams). Vielfalt, Chancengleichheit, Teilhabe - diese Themen gewinnen in deutschen Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Zum einen, weil in vielen Branchen Fachkräfte fehlen und Betriebe gezielt ältere Beschäftigte, Menschen mit internationalem Hintergrund oder Quereinsteiger anwerben. 
Zum anderen müssen sich Unternehmen auch auf eine zunehmend vielfältige Kundschaft einstellen, die unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse hat.

Besonders deutlich wird dies auch in der Pflege. Nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln könnte hierzulande in den nächsten Jahren fast eine halbe Million Pflegefachpersonen fehlen. Dazu kommt, dass viele professionell Pflegende ihren Beruf wegen Überlastung und schlechter Arbeitsbedingungen verlassen. Ausgebildete Fachkräfte, beispielsweise aus Asien, vom Balkan oder aus Lateinamerika, sollen deshalb mithelfen, die Versorgungslücke zu schließen. "Das kann nur gelingen, wenn diese Menschen sich willkommen fühlen und auch morgen und übermorgen noch da sind", meint Werner Winter, AOK-Experte für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Er weiß aus Erfahrung, dass divers aufgestellte Teams für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser Herausforderungen mit sich bringen. Seiner Ansicht nach bietet Diversität gleichzeitig viele Chancen und eröffnet den Weg zu neuen Perspektiven. "Diversität kann sich als sehr vorteilhaft erweisen, wenn Pflegeunternehmen aus einem großen Pool kultureller und sozialer Hintergründe, persönlicher und beruflicher Erfahrungen sowie Herangehensweisen schöpfen. Die vielfältigen Kenntnisse, die Pflegende aus ihren Heimatländern mitbringen, bereichern nicht nur die Arbeit. Sie helfen auch dabei, unterschiedlichen Bedürfnissen von pflegebedürftigen und kranken Menschen besser gerecht zu werden", sagt Winter. Er ist ferner davon überzeugt, dass stationäre Einrichtungen und ambulante Pflegedienste mithilfe eines diversitätssensiblen Ansatzes Personal gewinnen und binden können.

Diversität gut managen
Diese Vorteile könnten sich jedoch nur dann entfalten, wenn Diversität in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern gut gemanagt werde. Wichtig dabei sei, dass die Unternehmensführung Vielfalt ganz oben im Management platziere und diese sich zum wertschätzenden Umgang mit Diversität klar bekenne. Dabei bezieht sich Diversität nicht nur auf die Herkunft und den kulturellen Hintergrund. Sie spiegelt sich ebenso wider in Geschlecht, Alter, religiöser Zugehörigkeit, Lebensmodellen, Identität, Bildung oder Gesundheit. Es gibt bereits viele Einrichtungen im Gesundheitswesen, die diese Vielfalt in ihrer Unternehmenskultur berücksichtigen und ihre Organisation darauf ausrichten. "Eine diverse Belegschaft ermöglicht es den Unternehmen, von verschiedenen Ansichten und Erfahrungen zu profitieren. Pflegende, die selbst eine Einwanderungsgeschichte haben, können oft besser nachvollziehen, wenn Menschen ihre kulturelle Identität auch im Pflegeheim bewahren möchten. Menschen mit einem Lebensmodell, das von der traditionellen Familie abweicht, gehen häufiger sensibler mit Themen um, die das Privatleben betreffen, etwa Partnerschaft oder Kinder", so der BGF-Experte.

Diversität und Gesundheit zusammendenken
Die Themen Diversität und Gesundheit zusammenzudenken lohnt sich. "Wer sich um einen bewussten Umgang mit Vielfalt bemüht, beugt Konflikten vor, verbessert das Betriebsklima und fördert die Arbeitszufriedenheit. Diese Ziele verfolgen auch Ansätze zur Betrieblichen Gesundheitsförderung", sagt Winter. Unternehmen können also an schon bestehende Strategien und Strukturen anknüpfen. "Konkret müssen Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser bei der Analyse von arbeitsbedingten Gesundheitsanforderungen und bei der Entwicklung von BGF-Angeboten Diversitätsziele formulieren, die sie bei der Umsetzung und Evaluation dann berücksichtigen. Mit anderen Worten heißt das, bei allen BGF-Aktivitäten immer eine Vielfaltsbrille aufzusetzen", empfiehlt der AOK-Experte.

Arbeit gesund gestalten
Dabei geht es nicht nur darum, individuelle Gesundheitskompetenzen, Ressourcen und Fähigkeiten der Beschäftigten zu fördern. Genauso wichtig ist es, die Arbeit gesund zu gestalten. Diversitätsgerechte BGF bedeutet, dass unterschiedliche Aspekte wie Alter, Sprache, Religion, Elternschaft oder Berufserfahrung bei der Entwicklung hin zu einer gesunden Organisation berücksichtigt werden. So signalisiert ein Speiseplan, der unterschiedliche Bedürfnisse, ob kulturell oder religiös, widerspiegelt, dass jede Person willkommen ist. Eine Organisation, die den Beschäftigten ermöglicht, Berufliches und Privates in Einklang zu bringen – und zwar unabhängig davon, ob sie Kinder betreuen oder sich um einen nahestehenden Menschen kümmern müssen - hat in der Regel zufriedene Mitarbeitende. Mentoringprogramme, die Gruppen und Generationen von Beschäftigten so zusammenbringen, dass sie voneinander profitieren, bieten sowohl erfahrenen als auch neuen Teammitgliedern Perspektiven. Interkulturelle Kalender informieren darüber, wann welche religiösen Feiertage sind, und helfen, Arbeits- und Urlaubszeiten besser zu planen.

Vorteile bei der Arbeitsorganisation
"Vielfältige Teams bieten bei der Arbeitsorganisation oft Vorteile: Während die meisten christlichen Beschäftigten zu Ostern oder Weihnachten freinehmen möchten, übernehmen Kolleginnen und Kollegen, die die Feste nicht feiern, vielleicht gern die Vertretung für diese Zeit, um dann beispielsweise zum Zuckerfest oder zu Jom Kippur freizuhaben", erläutert der BGF-Experte. Ansätze, die Frauen in Führungspositionen und Männer in den Pflegeberufen stärken, gehören genauso dazu wie eine geschlechterbewusste Sprache, mit der sich alle Mitarbeitenden angesprochen fühlen. Barrierefreie Arbeitsplätze und Infrastrukturen helfen Menschen mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung, ihr Potenzial möglichst ohne Einschränkungen einzubringen. Angebote zum lebenslangen Lernen halten die Beschäftigten geistig fit, ermöglichen ihnen, Wissenslücken zu schließen und sich für andere Aufgaben zu qualifizieren. Sie tragen auch dazu bei, dass die Mitarbeitenden lange im Unternehmen bleiben.

Führungskräfte haben zentrale Rolle
Die treibende Kraft hinter allen diesen Ansätzen sind die Führungskräfte. Sie nehmen als Vorbilder und Mentoren eine zentrale Rolle ein und bringen Vielfalt voran. "Sie sind diejenigen, die mit gutem Beispiel vorangehen müssen. Etwa, wenn es darum geht, null Toleranz gegen Diskriminierung zu zeigen oder zu erkennen, ob die eigene Unternehmenskultur bestimmte Personengruppen ausgrenzt. Sie können eine bunte Belegschaft als Lern- und Wissensressource wertschätzen und die Vielfalt in Unternehmensführung leben", meint der BGF-Experte. Seiner Ansicht nach ist es aber genauso wichtig, die Mitarbeitenden an Entscheidungen zu beteiligen. Denn dadurch könnten sie besser verstehen, welchen Nutzer ein gezielter und respektvoller Umgang mit Vielfalt nicht nur für das Unternehmen entstehe, sondern auch für sie selbst. "Dazu gehört auch, über die eigene Haltung, die eigenen Werte und Normen, den eigenen Kommunikationsstil und dessen Wirkung, über Vorurteile und Stereotype sowie über inklusive Strukturen und Antidiskriminierung zu reflektieren und sich derer bewusst zu werden", so Winter.


Text / Foto: AOK-Bundesverband