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Buch-News: „die neue formenwelt – Design des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung Högermann“

LEU Bauhaus Katalog UMSCHLAG

Dienstag, den 16. April 2019


Farbe, Form und Freude

Von Uta Luise Zimmermann-Krause

Im Katalog «die neue formenwelt – Design des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung Högermann», erschienen zur Ausstellung ab 1. April bis zum 31. Oktober 2019 auf der Leuchtenburg, präsentiert Dr. Ulrike Kaiser als Direktorin der Stiftung Leuchtenburg Designschätze aus 1100 Bananenkisten. Dem leidenschaftlichen Sammler Dieter Högermann konnte es aus gesundheitlichen Gründen nicht gelingen, Porzellanschätze, passende Bücher sowie Designerstühle in einem eigenen Designmuseum an die Öffentlichkeit zu bringen. Im August 2011 in Berlin beschlossen der Eigentümer sowie die Verantwortlichen der Stiftung Leuchtenburg, die wertvollen Schätze in voller Dankbarkeit aus dem Besitz des erkrankten Högermann zu übernehmen. Der Umzug der prall gefüllten Kisten zur Leuchtenburg erfolgte im Juni 2013. Noch mussten Umbau und Restaurierung der neuen Ausstellungsräume erfolgen. Unter finanzieller Unterstützung von Thüringer Staatskanzlei, Sparkassen Kulturstiftung sowie den Eigenmitteln der Stiftung Leuchtenburg gelang es, ab dem 1. April im Rahmen des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums 2019, in themenbezogenen Glasvitrinen repräsentative Exponate ihre Geschichte erzählen zu lassen. Noch heute dringt die Leidenschaft des Berliner Designhistorikers Dieter Högermann zu Industriedesign der Nachkriegszeit sowie zu Schätzen aus Porzellan, Glas, Metall und Kunststoff, durch. 

Doch die Losung des Bauhausmanifestes von Gropius im Gründungsjahr 1919 war: „Wir alle müssen zum Handwerk zurück! Bilden wir also eine neue Zunft der Handwerker“, denn Gropius sah im Handwerk die Quelle der allgemeinen künstlerischen und gesellschaftlichen Erneuerung – ein Jahr nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Und Deutschland hatte zweifelsohne handfeste, wirtschaftliche Interessen. „Nur das Handwerk und nicht die Kunst ist lehrbar.“ Unter diesem Maßstab des Deutschen Werkbundes sollte das Staatliche Bauhaus Weimar in seiner Ausbildung folgen. Persönlichkeiten aus Politik, Industrie, Handwerk, Kultur, Kunst und Geistesleben strebten die Erneuerung des Kunstempfindens an. Gropius und Marcks platzierten ihre neue Bauhaus-Töpferei in Dornburg an der Saale und fanden die geeigneten Räumlichkeiten dort im Marstall. Auch Marguerite Friedlaender war eine deutsch-englische Keramikerin und Künstlerin an der Töpferscheibe unter Anleitung von Marcks. Als Porzellangestalterin lehrte sie an der Burg Giebichenstein, nachdem sie an der keramischen Werkstatt des Bauhauses gelernt hatte. Doch aufgrund ihrer jüdischen Herkunft emigrierte sie 1933 über die Niederlande in die USA. Und es ist hinreichend bekannt, dass der zur Emigration gezwungene Künstlerin nach dem Betreten Amerikas auf einer Gesellschaft der Tee aus Friedlaender-Porzellan gereicht wurde, ohne dass der Gastgeber vom Zusammenhang zwischen Gast und Geschirr etwas ahnte. 

So geschehen der Weltbürgerin, die bis zu ihrem Tod 1985 schulbildend im eigenen Werkstattatelier arbeitete, basierend auf den keramischen Formen der Dornburger Bauhaus-Töpferei. Neben anderen bedeutsamen Künstlern wie Trude Petri, Gerhard Marcks, Hermann Gretsch und vielen anderen mehr zeigt die Ausstellung auf 160 Quadratmetern 220 bedeutsame Exponate von den frühen Zeiten der Bauhaus-Projekte bis hin zu Orten wie Arzberg, Selb und die hervorgehobene Design-Produktion kostbaren Rosenthal-Porzellans. Wilhelm Wagenfeld begeisterte sich für die künstlerische Entwicklung von Glas in Formen und Farben und lässt das Herz der Betrachter höher schlagen. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg und der Teilung Deutschlands entwickelten sich die beiden Teile wirtschaftlich, politisch, künstlerisch in fatal unterschiedliche Richtungen. In der sogenannten DDR waren viele ausgezeichnete Ansätze nur äußerst wenigen Künstlern möglich, die von der Regierung zensierten Arbeiten umzusetzen. Doch ein Trost wird uns heute geschenkt, wenn wir Freude finden beim Anblick von anerkennenswerten Exponaten aus Ost- und Westdeutschland durch die bedeutsame Ausstellung in den Räumen der Leuchtenburg. Dazu ist der Begleitband „Die neue Formenwelt – Design des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung Högermann“ nicht nur den Ausstellungsbesuchern an die Hand empfohlen!
        
Stiftung Leuchtenburg (Hrsg.)
Die neue Formenwelt – Design des 20. Jahrhunderts
aus der Sammlung Högermann, 
208 Seiten, 145 farbige Abbildungen, 
20 x 20, 5 cm, Broschur,
Druck: Förster & Borris GmbH & Co KG, 2019,
Zu beziehen auf der Leuchtenburg oder im Onlineshop der Burg: https://leuchtenburg.ticketfritz.de
Preis: €  15,00 €