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Gesundheit-News: Harninkontinenz - Was tun, wenn Urin plötzlich abgeht

2. November 2020

(ams). Sich vor Lachen fast in die Hose machen - für manch einen ist das einfach nur ein Ausdruck für ausgiebiges, prustendes Lachen. Was aber, wenn Urin ungewollt abgeht? Inkontinenz betrifft - nach Angaben der Deutschen Kontinenzgesellschaft - immerhin jeden zehnten Menschen in Deutschland. Nicht nur alte Menschen leiden darunter, wie häufig angenommen wird. Es gibt Betroffene in jeder Altersgruppe, doch viele gehen aus Scham nicht zum Arzt. Sie sprechen häufig nicht einmal in ihrer Beziehung oder mit engsten Vertrauten über ihre Beschwerden. Dabei kann Inkontinenz in den meisten Fällen gelindert und oft sogar geheilt werden.

Harninkontinenz bedeutet Blasenschwäche: Der Körper ist nicht in der Lage, den Inhalt der Blase sicher zu speichern und den Zeitpunkt der Entleerung selbst zu bestimmen. "Es gibt mehrere Formen der Harninkontinenz, die unterschiedliche Ursachen haben und daher auch unterschiedlich behandelt werden müssen. Am häufigsten sind die Belastungs- und die Dranginkontinenz " die Belastungsinkontinenz betrifft vor allem Frauen", sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. Geht bei leichten oder schweren körperlichen Belastungen wie Treppensteigen, Hüpfen oder Springen ungewollt Urin ab, liegt dies oft an einer schwachen Beckenbodenmuskulatur.

Bei Frauen ist dies zum Beispiel häufig durch Schwangerschaft und Geburt oder die hormonelle Umstellung während der Wechseljahre verursacht. Eine andere Form ist die Dranginkontinenz, die sich durch überfallartigen Harndrang bemerkbar macht und typischerweise im Alter vorkommt. Dahinter kann sich eine Blasenentzündung, eine Instabilität der Blasenmuskulatur, aber auch neurologische Erkrankungen oder ein Tumor verbergen. Treten Belastungs- und Dranginkontinenz gemeinsam auf, so spricht man von einer Mischinkontinenz.

Beckenbodentraining hilft

"Ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur kann oft helfen, einer Harninkontinenz vorzubeugen oder diese deutlich zu verringern", so Ärztin Debrodt. Es kann im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung erlernt werden und sollte dann zu Hause selbstständig fortgeführt werden.

Liegt eine Dranginkontinenz vor, so sollte man gesunde Gewohnheiten aufbauen und die Blase nicht an zu häufige oder zu seltene Toilettengänge gewöhnen. Die Trinkmenge sollte man nicht reduzieren, da das die Blase zusätzlich reizen kann und den Harndrang noch verstärkt. Am besten sind Wasser und leichte Saftschorlen. Es kann auch hilfreich sein, tagsüber mehr und zum Abend hin weniger zu trinken.

Das hilft bei Inkontinenz:

gezielte Beckenbodenschulung unter physiotherapeutischer Anleitung

Übergewicht reduzieren

ballaststoffreich ernähren

auf harntreibende Getränke wie Tee oder Kaffee verzichten

schwere körperliche Arbeit möglichst vermeiden

Über Ernährung nachdenken

Übergewicht kann Inkontinenz ebenfalls fördern und sollte daher verringert werden, erklärt Debrodt: "Wer sein Gewicht um fünf bis zehn Prozent reduziert, kann damit die Anzahl der wöchentlichen Inkontinenz-Episoden in der Regel halbieren." Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung ist daher empfehlenswert. Manchen Patientinnen und Patienten hilft auch der Verzicht auf Kaffee, schwarzen Tee oder alkoholhaltige Getränke, da diese harntreibend wirken.

Medikamentöse Behandlung

Bei Frauen während oder nach der Menopause tritt eine Inkontinenz häufig als Folge von Östrogenmangel auf. Ob eine örtliche Behandlung mit östriolhaltigen Salben oder Scheidenzäpfchen in Frage kommt, sollten Betroffenen mit ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen besprechen. Außerdem kann ein Medikament zum Einsatz kommen, dass den Harnröhrenschließmuskel unterstützt. Das gilt allerdings nur für bestimmte Betroffene nach genauer Diagnostik und klarer Indikation.

"Wichtig ist, dass sich Betroffene nicht scheuen, ihren Arzt oder ihre Ärztin auf ihre Beschwerden anzusprechen", rät Medizinerin Debrodt. "Inkontinenz ist ein Gesundheitsproblem wie viele andere auch. Es gibt keinen Grund, sie zu verschweigen oder sich dafür zu schämen. Nur wer Hilfe sucht, dem kann geholfen werden - oft sogar sehr gut. Die Behandlungserfolge - vor allem in frühen Stadien - sprechen ebenfalls dafür, sich frühzeitig vertrauensvoll an Expertinnen und Experten zu wenden."

Operative Verfahren

Sollten konservative Methoden nicht helfen, kommen auch operative Eingriffe in Frage. Nach gründlicher Diagnostik und je nach Befund sind unterschiedliche Verfahren möglich, wie beispielsweise die Einbringung eines Kunststoffbandes unter die Harnröhre. Liegt zusätzlich zur Belastungsinkontinenz eine komplexe Senkung des Beckenbodens vor, können auch andere Operationen das Leiden lindern.



Text / Foto: AOK Bundesverband