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TV-Tipp-News: Unsichtbare Jahre • 3sat • ab 20.15 Uhr • Spionage-Thriller

11. März 2022

Die geht so weit, dass sie sich vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR als Agentin anwerben lässt.

Bea Kanter verlässt nach dem Tod ihrer Mutter fluchtartig ihre hessische Heimat, um in Frankfurt ein VWL-Studium zu beginnen. Zurück lässt sie ihren Vater Norbert und ihre jüngere Schwester Conny. Dank ihrer Kommilitonin Andrea findet die scheue Studentin schnell Anschluss. Sie zieht in eine WG und wird mit der linken Szene konfrontiert, den Rebellen der 1970er-Jahre.

Das passt zu ihrem Innenleben, denn sie muss sich seelisch von ihrem Vater absetzen – einem konservativen Unternehmer, für Bea der Inbegriff des Kapitalisten. Zudem kann sie ihm nicht verzeihen, dass er die Mutter wohl noch in ihrer Todesstunde betrogen hat. So wird sie zur radikalen Rebellin. Bea gerät in die Fänge des Stasi-Anwerbers Gerhard P.

Ein Besuch in Ostberlin macht sie endgültig zur "Perspektivagentin". Fortan führt sie ein aufreibendes Doppelleben – hier die bürgerliche Karriere, dort der Einsatz für den Sozialismus. Doch die Spaltung in die ehrgeizige Streberin einerseits und die Geheimagentin andererseits wird zur Falle, drängt sie immer mehr in die innere Isolation.

Dennoch schafft Bea den Sprung ins Auswärtige Amt und versorgt das Ministerium für Staatssicherheit kontinuierlich mit vertraulichen Informationen. Lediglich ihrer Schwester Conny, einer lebenslustigen Chaotin, gesteht sie ihr Doppelleben. Doch die hat eigene Probleme und kann oder will ihr nicht helfen.

Auf dem Höhepunkt ihrer Zerrissenheit wird Bea an die Deutsche Botschaft nach Lissabon versetzt. Unterwegs in die portugiesische Hauptstadt lernt sie im Zug Jakob Alsmann kennen, einen integren, charmanten Physiker. Dieser lenkt ihre menschlichen Sehnsüchte endlich in die richtigen Bahnen. Mit ihm erlebt sie die Maueröffnung, allerdings aus großer innerer wie äußerer Distanz. Fraglos ahnt sie, dass die Wende für sie dramatische Folgen haben könnte.

Und tatsächlich: Als sie 1990 zum Geburtstag ihres greisen Vaters nach Deutschland in ihre Heimatstadt fährt, wird sie, noch bevor die Feier richtig beginnt, wegen Landesverrats verhaftet.

Der Psycho- und Spionage-Thriller "Unsichtbare Jahre", den Johannes Fabrick nach dem Drehbuch von Hannah Hollinger mit Julia Koschitz in der Hauptrolle inszenierte, zeichnet das Psychogramm einer tief traumatisierten Frau, die nach außen hin scheinbar funktioniert, in Wahrheit aber ein zerrissenes Leben führt.


Text / Foto: 3sat