(ams).
In Deutschland erkranken jährlich etwa 70.000 Frauen neu an Brustkrebs. Die
gesetzlichen Krankenkassen bezahlen ab sofort einen Biomarker-Test, der in
unklaren Fällen bei frühem Brustkrebs weitere Informationen über das
Rückfallrisiko einer Brustkrebserkrankung liefern kann. "Die Abschätzung
des Rückfallrisikos ist wichtig, um zu beurteilen, ob eine Frau von einer
Chemotherapie profitiert oder ob die Nebenwirkungen überwiegen", sagt Dr.
Gerhard Schillinger, Leiter des Stabs Medizin und Arzt im AOK-Bundesverband.
"In
den Fällen, bei denen die etablierten Kriterien keine ausreichende Aussage über
das Rückfallrisiko bieten, können die Biomarker ergänzende Informationen geben.
Chemotherapie
umgehen
Eine
Chemotherapie kann beim frühen Brustkrebs das Risiko eines Rückfalls um etwa
ein Drittel senken. Eine Chemotherapie ist aber auch eine körperliche und
emotionale Belastung, die zu Haarausfall, Übelkeit, und Müdigkeit führt.
Außerdem können durch die Therapie Organe wie das Herz und die Nerven
geschädigt werden.
Der
Biomarker-Test "Oncotype-DX-Test" soll bestimmten Patientinnen mit
frühem Brustkrebs helfen, gemeinsam mit ihren Ärzten die Entscheidung über eine
Chemotherapie zu treffen, indem sie weitere Informationen über das
Rückfallrisiko und damit über den möglichen Nutzen der Chemotherapie erhält und
dieses gegen die Nachteile der Chemotherapie abwägen kann. Der Test untersucht,
wie aktiv bestimmte Gene in den Krebszellen sind und kommt für Frauen im frühen
Brustkrebs-Stadium in Frage, wenn das Rückfallrisiko anders nicht ausreichend
abgeschätzt werden kann.
Die
Tumore dieser Frauen müssen dabei folgende Eigenschaften aufweisen:
Der
Tumor konnte durch die Operation komplett entfernt werden.
Der
Tumor hat Rezeptoren für Hormone wie Östrogene und Progesterone. In der
Fachsprache heißt das, er ist hormonrezeptor-positiv.
Der
Tumor hat wenig oder keine Andockstellen für den Wachstumsfaktor HER2/neu. Das
heißt der Tumor ist HER2/neu-negativ.
Es
sind keine Lymphknoten befallen.
Die
Empfehlung für oder gegen eine adjuvante systemische Chemotherapie kann aufgrund
klinischer und pathologischer Kriterien allein nicht eindeutig getroffen
werden.
"Sollte
ein Tumor einer Patientin diese Kriterien aufweisen, kann ein Biomarker-Test
durchgeführt werden", sagt Dr. Schillinger.
Der
Biomarker-Test
Beim
Oncotype-DX-Test handelt es sich um einen Genexpressionstest, der misst, wie
aktiv 21 verschiedene Gene sind. Diese Gene stehen im Zusammenhang mit dem
Tumorwachstum, dem Eindringen der Tumorzellen in umliegendes Gewebe sowie der
Ausbildung des HER2-Proteins und der Hormonrezeptoren. Zusätzlich analysiert
der Test fünf Kontrollgene, die ohne Bedeutung für das Tumorwachstum sind. Aus
dieser Analyse ergibt sich dann ein Punktwert zwischen 0 und 100.
"Letztendlich schaut sich die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt
die Ergebnisse des Tests sowie andere Kriterien an. Auf dieser Grundlage können
die Ärzte dann für die gemeinsame Entscheidung mit der Patientin eine
Empfehlung abgeben", sagt Schillinger. In die Bewertung fließen auch das
Alter der Frau ein, ob sie bereits ihre Wechseljahre hatte oder ob andere
Erkrankungen vorliegen.
Weitere
Informationen:
AOK-Entscheidungshilfe
"Brusterhalt oder Brustentfernung"
AOK-Curaplan
Brustkrebs
Institut
für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Patientenmerkblatt
des GB-A
Deutsche
Krebsgesellschaft
Text
/ Foto: „AOK-Mediendienst“