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TV-Tipp-News: Stille Pandemie - Der globale Kampf gegen Antibiotika-Resistenz • arte • ab 20.15 Uhr • Dokumentation

21. Juni 2022

Es ist ein gefährlicher Trend, den die WHO seit 2021 „stille Pandemie“ nennt: Bakterien und andere Erreger bilden schneller Resistenzen gegen bestehende Antibiotika, als neue Antibiotika auf den Markt kommen. Diese Entwicklung ist schleichend, aber gleichzeitig allumfassend. Sie bedroht das globale Gesundheitssystem, das ohne wirksame Antibiotika undenkbar ist. Mit seinem Dokumentarfilm begibt sich Regisseur Michael Wech weltweit auf Spurensuche, benennt die Gefahren und wirft einen Blick auf die Chancen und Erfolge im Kampf gegen die Resistenzen.

Dabei enthüllt "Stille Pandemie" vollkommen neue Zusammenhänge. Der Dokumentarfilm schildert, wie sich holländische Wissenschaftler gegen den Widerstand der milliardenschweren Blumenzwiebel-Industrie durchsetzten und den eindeutigen Beweis erbrachten, dass der Einsatz von Fungiziden unmittelbar für die Entstehung resistenter Schimmelpilze verantwortlich ist, die sich jetzt auf der ganzen Welt verbreitet haben.

"Stille Pandemie" rückt aber auch die Chancen im Kampf gegen Antibiotikaresistenz in den Fokus: Einer der größten Geflügelproduzenten der USA konnte seine komplette Produktion auf antibiotikafrei umstellen, Wissenschaftler in Uganda bauten mit einfachsten Mitteln ein Überwachungssystem auf, mit dem Tuberkulose-Erkrankungen zehn Mal schneller als bisher entdeckt werden können. In Pakistan gelang es drei Wissenschaftlerinnen, den Ausbruch von resistenten Typhus-Erregern einzudämmen und so dessen weltweite Verbreitung zu verhindern.

Themenabend: Krankes System – kranker Mensch?
Unsere Gesundheit ist seit zwei Jahren Aufmacher in allen Medien. Doch neben Covid-19 gibt es weitere massive Bedrohungen der globalen Gesundheit. Was vor fast 100 Jahren als Retter der Menschen gefeiert wurde, hat seinen Zenit überschritten: Antibiotika. Resistente Keime gibt es überall auf der Welt. Multiresistente Tuberkulose hat sich in 120 Ländern ausgebreitet. Jedes Jahr sterben 1,6 Millionen Menschen an der Infektionskrankheit Nummer eins. Expertinnen und Experten prognostizieren, dass Antibiotikaresistenz in Zukunft weltweit 10 Millionen Tote pro Jahr fordern wird.
Der Film „Stille Pandemie“ erzählt von Menschen, die Opfer der Antibiotikaresistenz geworden sind. Jedes einzelne Schicksal verdeutlicht, warum es so wichtig ist, sorgsam mit Antibiotika umzugehen und die Diagnostik zu verbessern, wenn man auch in Zukunft Leben retten will.

Zu einem anderen Massensterben kam es in den USA: Der Opioiden-Albtraum, der die USA heimgesucht hat, ist ein einmaliges Beispiel von auf die Spitze getriebenem Neoliberalismus. Allein 2017 sind 66.000 US-Amerikanerinnen und Amerikaner an einer Opioid-Überdosis gestorben – weitaus mehr, als im Vietnam- und in den beiden Irakkriegen gefallen sind. Einzelnen Pharmaunternehmen gelang es, demokratische Institutionen, die Politik und die Gesetzgebung zu kontrollieren, um ihre Interessen durchzusetzen. Zur Profitmaximierung wurden dabei Millionen Bürgerinnen und Bürger auf Rezept süchtig gemacht. Die Dokumentation „Süchtig nach Schmerzmitteln“ beleuchtet ebenfalls die Vermarktung der Medikamente in Europa.

Die Investigation „Genlabor Afrika – Die Geschäfte des Bill Gates“ führt in die neue Welt des Philanthrokapitalismus, in dem Profitgier als humanitäre Hilfe getarnt wird. Programme, die den Hunger in Afrika besiegen sollen, sorgen ganz nebenbei dafür, genmanipulierte Pflanzen auf dem Kontinent zu verbreiten.


Text / Foto: ARD