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Magdeburg: Dialog der Tierzuchtverbände mit Ministerin Dalbert.

Die in der „Arbeitsgemeinschaft Tierzuchtverbände“ vertretenen Organisationen tagten am 22. März im Magdeburger Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie gemeinsam mit Ministerin Dalbert (Foto Bündnis 90/Grüne), um im Rahmen eines konstruktiven Dialoges nach Lösungsmöglichkeiten für die bevorstehenden Herausforderungen der Tierproduktion in Sachsen-Anhalt zu suchen. 

Dieser Termin entstand auf Anregung der Verbände und ist das Ergebnis eines Gespräches, welches bereits im Februar in der Staatskanzlei unter Leitung von Ministerpräsident Haseloff stattfand. An diesem Tag konnten die spezifischen Fragen der Veredlung im Land nicht erörtert werden, so dass dieses Folgetreffen vereinbart wurde.


Grundsätzlich ist die Tierproduktion in Sachsen-Anhalt nach Ansicht der Verbände eine wichtige Quelle für die Wertschöpfung im ländlichen Raum und bietet in ihrer jetzigen Konzentration von nur 0,21 GVE/ha landwirtschaftlicher Nutzfläche – ein Wert der weit unter dem Bundesmittel liegt – genügend Platz für eine zielgerichtete Entwicklung. Damit besitzt die Tierhaltung ein hohes Potential und stellt einen maß-geblichen Teil der Arbeitsplätze im ländlichen Raum zur Verfügung. Allerdings stehen die Nutztierhalter zunehmend unter Generalverdacht und müssen sich häufig vor selbsternannten Tierschützern rechtfertigen. Eine unerträgliche Situation, welche der verantwortungsvollen Arbeit der Tierproduzenten nicht ansatzweise gerecht wird. Hinzu kommt, dass in grundsätzlichen Rechtsfragen keine einheitliche Vorgehensweise erkennbar ist und Alleingänge die Wettbewerbsfähigkeit erschweren.

Der Schweinewirtschaftsverband wies auf die Probleme der Sauenhalter hin, welche sich aus der alleinigen, sofortigen Umsetzung des Magdeburger Urteils (Haltung von Sauen in Kastenständen) ergeben. Der Verband plädierte leidenschaftlich für ein bundeseinheitliches, wissenschaftlich fundiertes Vorgehen und forderte ausreichende Übergangsfristen. Die in Sachsen-Anhalt vorhandenen 110 Sauenhalter bewegen sich gegenwärtig in einer rechtlichen Grauzone und sind in ihrer Existenz gefährdet.

Der Landesschafzuchtverband stellte in seinen Ausführungen die Probleme der Weidetierhaltung und Biotoppflege in den Mittelpunkt. Das Reizthema Wolf polarisiert und bedroht die Existenz der Schafhalter. Er mahnte zügige und umfassende Ent-schädigungsregelungen an und stellte die berechtigte Frage, ob ein Kompetenzzentrum für Wölfe im altmärkischen Iden zielführend ist.


Der Rinderzuchtverband, welcher sein operatives Geschäft mit Partnern aus Mecklenburg-Vorpommern in der RinderAllianz durchführt, zog Bilanz über die verheerenden Auswirkungen der Milchkrise. In diesem Unternehmen fehlen 30.000 Kühe, wo-bei allein in Sachsen-Anhalt über 80 Betriebe die Milchproduktion einstellten. Damit zählt Sachsen-Anhalt, wie die anderen ostdeutschen Bundesländer auch, zu den Verlierern der Krise. Insofern steht die Forderung nach einer klugen, auf Nachhaltig-keit ausgerichteten Milchpolitik im Raum, die EU-weit abgestimmt sein muss. Nationale oder gar bundesländerspezifische Regelungen, die auf einer Mengenbegren-zung beruhen, werden die Wettbewerbsfähigkeit der Milchproduzenten weiter schwächen. Lösungsansätze bieten die Neugestaltung der Lieferverträge zwischen den Erzeugern und den Molkereien sowie die Erschließung, neuer unverzichtbarer Exportmärkte.
 
Genauso wie die Schafzüchter sind auch die Rinderhalter, insbesondere die Halter von Mutterkühen, von der zunehmenden Wolfspopulation in ihrer Existenz bedroht. In diesem Punkt herrscht Meinungsgleichheit zwischen den Verbänden, auch in der übereinstimmenden Kernaussage, in die Population regulierend eingreifen zu müssen.

 
Der Wirtschaftsverband Eier und Geflügel ging auf die EU-Vermarktungsnorm von Freilandeiern, auf den Verzicht des Schnabelkupierens und auf die Privilegierung nach Baugesetzbuch ein. Gerade das letzte Thema ist umstritten, zumal Einschränkungen des Baurechts für landwirtschaftliche Investitionen im Außenbereich, wie sie im Koalitionsvertrag vorgesehen sind, weitere Wettbewerbsnachteile für die Tierproduktion in Sachsen-Anhalt zur Folge hätte und damit die Umsetzung von Tierwohl-maßnahmen verhindert. Außerdem gibt es in Sachsen-Anhalt keine Möglichkeit für Hähnchenmäster, einen Sachkundenachweis abzulegen. Es wird ein Kompetenzzentrum in Iden gefordert.

Der Pferdezuchtverband thematisierte die Verkaufspläne des Landgestütes in Prussendorf. Der Landeskontrollverband wies auf die Notwendigkeit hin, die GAK-Richtlinie in Sachsen-Anhalt effizient umzusetzen und die gewonnenen Erkenntnisse zeitnah praxiswirksam werden zu lassen.  Die Tierseuchenkasse bereicherte den Dialog mit den Themen der Tiergesundheitsdienste, der Tierkörperbeseitigung und des Lenkungsausschusses. 


Die Vertreter aller Tierarten stimmten in ihrer Aussage überein, den Standort Iden der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau als Kompetenzzentrum für alle Nutztierarten auszubauen und die investive Förderung so zu gestalten, dass eine zielgerichtete Entwicklung der Tierproduktion im Land möglich ist. 
Alle Beteiligten waren sich darüber einig, diesen Gedankenaustausch auf Augenhöhe regelmäßig fortzusetzen und die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt im Rahmen ihrer breiten Vielfalt gezielt weiter zu entwickeln.