Anstieg
bundesweit um 40 Prozent – Mittlerweile jeder Achte betroffen
Hannover,
Mai 2020. Isolation, Streit in der Familie, Existenzängste durch Kurzarbeit,
Arbeitslosigkeit, Insolvenz: In der Corona-Krise haben Menschen besonders stark
mit psychischen Problemen zu kämpfen. Was sich durch die Pandemie jetzt noch
einmal zuspitzt, ist bereits seit Jahren ein ernstzunehmendes Problem.
Laut
Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse leiden immer mehr Menschen an
Depressionen: 2018 diagnostizierten Ärzte bundesweit bei rund 220.000
KKH-Versicherten eine depressive Episode. Gegenüber 2008 bedeutet das ein Plus
von rund 40 Prozent.
Den
im Ländervergleich größten Anstieg verzeichnet die KKH mit mehr als 66 Prozent
in Sachsen-Anhalt, das geringste Plus von 25 Prozent hingegen im Saarland.
Bundesweit
ist mittlerweile jeder Achte an einer Depression erkrankt, in Baden-Württemberg
und Berlin sogar jeder Siebte. Vor allem Frauen sind gefährdet, denn sie sind
etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Allerdings registriert die KKH bei
den Männern einen etwa doppelt so großen Anstieg als bei den Frauen. Darüber
hinaus erhalten immer mehr Versicherte ein Rezept über ein Antidepressivum:
2018 verschrieben Ärzte mittlerweile jedem zwölften KKH-Versicherten ein
solches Medikament. Im Vergleich zu 2008 ist das ein Plus von bundesweit knapp
26 Prozent. Auch hier liegt Sachsen-Anhalt mit einem Anstieg von rund 43
Prozent an der Spitze, Hamburg bildet mit einem Plus von knapp 16 Prozent das
Schlusslicht.
Die
Ursachen für eine Depression sind vielfältig. Neben genetischen und
neurobiologischen Faktoren können traumatische Erlebnisse wie Gewalt und
Missbrauch, Krisen wie Jobverlust und Trennungen oder schwere Krankheiten eine
Rolle spielen. Die Betroffenen fühlen sich extrem niedergeschlagen, sind
erschöpft und antriebslos, verlieren ihre Interessen und können darüber hinaus
von Schlaflosigkeit, Selbstzweifeln, Schuldgefühlen und Konzentrationsstörungen
geplagt sein.
Bei
Männern zeigen sich Depressionen oftmals anders als bei Frauen, deshalb werden
sie häufig nicht gleich erkannt. Depressive Männer sind eher gereizt und neigen
zu Aggressionen, wohingegen bei Frauen Erschöpfung und Traurigkeit im
Vordergrund stehen. Männer geben darüber hinaus meist berufliche Konflikte als
Grund für depressive Stimmungen an. Bei Frauen spielen eher familiäre oder
gesundheitliche Probleme eine Rolle.
Männern
fällt es zudem häufig schwer, über seelische Leiden zu sprechen, meist aufgrund
der gesellschaftlichen Erwartungen an sie. Frauen fühlen sich in der Regel
stärker belastet und suchen schneller nach Hilfe. Eine Depression ist eine
schwere Krankheit, die im schlimmsten Fall tödlich enden kann. Deshalb muss sie
so früh wie möglich behandelt werden. Bei einem Verdacht führt der erste Weg
zum Hausarzt. Er überweist dann an einen Psychiater oder einen
Psychotherapeuten.
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Text / Foto: KKH - Kaufmännische krankenkasse