header-placeholder


image header
image
P1050301

Schönebeck (Elbe): Kranzniederlegung am Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus

Samstag, den 8. Mai 2021

Von Matthias Zander

Anlässlich des Jahrestages des Endes des 2. Weltkrieges und der Befreiung vom Nationalsozialismus fand am Samstag, 8. Mai 2021, eine Gedenkveranstaltung im kleinen Rahmen am Mahnmal für die Opfer des Faschismus im Gedenkpark Nicolaistraße in Schönebeck statt. 76 Jahre nach Kriegsende haben die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln Blumen niedergelegt. In bewegenden Worten erinnerte die Stadtratsvorsitzende Cornelia Ribbentrop an die vielen Opfer von Krieg, Massenvernichtung und Vertreibung. Die Schönebeckerin bedankte sich bei den Anwesenden für die Teilnahme an der Kranzniederlegung und machte sich für ein gemeinsames Nichtvergessen stark. Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch nahm ebenfalls an der Gedenkveranstaltung teil.

Fotos: Kranzniederlegung © Stadt Schönebeck (Elbe)

Gedenkrede von Cornelia Ribbentrop zum 76. Jahrestag der Befreiung von Nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und zum Ende des 2. Weltkrieges:

 „Wir sollten nicht vergessen und auch nicht vergessen wollen, was in Buchenwald geschah. Denn wer sich nicht mehr daran erinnert, was geschehen ist, der hat auch vergessen, was geschehen kann.“ 

Diese Worte, gesprochen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, anlässlich des Gedenkaktes zum 76. Jahrestag der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Buchenwald am 11. April dieses Jahres, mahnen uns, die begangenen Gräueltaten weder als gestrig, noch als „das war doch weit weg“ abzutun. 

Buchenwald war auch hier. Buchenwald war das größte KZ im Deutschen Reich und hatte 139 Außenlager. In Buchenwald waren weit mehr als eine Viertelmillion Menschen inhaftiert. 1800 von ihnen hier in Schönebeck, im Außenlager „Julius“.  Buchenwald war auch vor unserer Haustür. 

VE-Day. Victory in Europe Day. Am 8. Mai endete mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa. Als Gedenktag in vielen europäischen Ländern und Teil des europäischen Gedächtnisses, erinnert dieser Tag jährlich an die tiefe Zäsur von 1945, den Neuanfang und die doppelte Befreiung von Krieg und Nationalsozialismus. 

Heute ist der 8. Mai als Mahn- und Erinnerungstag für das Selbstverständnis der Republik nicht mehr wegzudenken. Doch das war nicht immer so. Lange Zeit tat man sich vor allem in Westdeutschland schwer mit dem 8. Mai, symbolisierte der Tag doch Befreiung und Niederlage zugleich. Das erschwerte zunächst die öffentliche Beschäftigung mit einem der tiefsten Einschnitte in der deutschen Geschichte und offenbarte zugleich eine Spaltung der Gesellschaft in der Frage, was und wie das richtige Erinnern sei. Dass die DDR früh eine Art „Exklusivanspruch“ auf den Gedenktag äußerte, verstärkte diese Tendenz. 

Mit seiner Rede zum 8. Mai rückte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1985 den Tag in den Mittelpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit. Seine Interpretation der Bedeutung des 8. Mai hatte wegweisenden Charakter: Nicht Kapitulation und Niederlage, sondern Befreiung von Krieg und NS-Diktatur ist spätestens seit Weizsäckers Rede der Grundtenor der Erinnerungskultur. Erstmalig wurde auch das lange gemiedene Thema Holocaust angesprochen, als einmalig und in der Erinnerung verbindlich. (Quelle: www.bpb.de)

Es war und es ist wichtig, uns immer wieder vor Augen zu führen, was geschehen ist und was geschehen kann, wenn man durch Missachtung, Hetze, Lüge oder durch bloßes Dessinteresse dem Rechtsradikalismus Tür und Tor öffnet. 

Frieden ist keine Selbstverständlichkeit und Demokratie gibt es nicht ohne Kompromissbereitschaft und Einsatz. Dieser seit 76 Jahren herrschende Frieden erwuchs aus der größten Katastrophe der Weltgeschichte, einer menschengemachten Verwüstung und Vernichtung. 

So etwas passiert schon nicht wieder! Sind wir uns da sicher? 

Der Schweizer Soziologe Jean Ziegler erklärt es folgendermaßen: „Alles, was das Böse braucht, um zu triumphieren, ist das Schweigen der guten Menschen.“

Seit Jahren schon wendet sich ein Teil der Menschen ab vom politischen Geschehen. Politik interessiert mich nicht ist zumeist die gängige Begründung. Wenn ich einfach nicht hinschaue, kann mir auch keiner die Schuld geben? 

Ein anderer Teil fordert einfache Lösungen für komplexe Probleme und randaliert lauthals gegen „die da Oben“. Platte Parolen und schlichte Unwahrheiten werden nachgeplappert und für gut befunden. Genauere Betrachtung der Realität kategorisch ausgeschlossen. 

Rechts motivierte Straftaten nehmen von Jahr zu Jahr zu, im Bundestag und in den Landesparlamenten findet sich eine demokratisch gewählte Partei, die Nazis in ihren Reihen duldet und mittlerweile so weit radikalisiert ist, dass sie vom Verfassungsschutz beobachtet werden muss. 

Das kann und das darf nicht die Richtung sein, in die sich unser Land entwickelt! 

Wir dürfen nicht müde werden, an das Gewesene zu erinnern. Wir dürfen nicht nachlassen, uns für Frieden und Freiheit stark zu machen. Wir dürfen nicht gleichgültig sein, weder den Menschen noch der Natur gegenüber. Und vor allen Dingen dürfen wir niemals schweigen. 

Geben wir der Vernunft eine Stimme! In Gedenken an die Verstorbenen und an die Vertriebenen. Für das Wohl der Lebenden und die zukünftigen Generationen.