November 2021 – „In der Pandemie erweist
sich die Früherkennung […] als eine der fragilen Bereiche der
Gesundheitsversorgung“, erklärte Jürgen Klauber, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen
Instituts der AOK (WIdO), angesichts einer Auswertung von Daten der
gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Demnach kam es zu starken Einbrüchen
bei verschiedenen Krebs-Screenings. Das könnte tödliche Folgen haben.
Pharma Fakten-Grafik: Krebs - Deutliche
Rückgänge bei Früherkennungsuntersuchungen im Pandemie-Jahr 2020 gegenüber 2019
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die
Screenings auf Gebärmutterhalskrebs sind im Jahr 2020 um 5,5 Prozent gegenüber
2019 eingebrochen. Bei der Mammografie der Brust und den Tastuntersuchungen der
Prostata gingen die Teilnahmequoten der gesetzlich Versicherten um jeweils 8,1
Prozent zurück.
Die deutlichsten Einbußen verzeichnete die
Hautkrebs-Früherkennung (-19,8 %): Laut Klauber ist das aber nicht nur Folge
der Pandemie, sondern hängt auch damit „zusammen, dass dieses Screening in zwei
Drittel der Fälle beim Hausarzt und im Rahmen der Allgemeinen
Gesundheitsuntersuchung stattfindet. Auf diese Untersuchung besteht seit Mitte
2019 alle drei Jahre ein Anspruch“. Zuvor waren es alle zwei Jahre.
Darmkrebs: Koloskopien zur Früherkennung und
Diagnose
Neue Regelungen gab es auch bei Darmspiegelungen (Koloskopie) zur Früherkennung. Seit Anfang 2019 können Männer schon ab 50 statt ab 55 Jahren daran teilnehmen, so Klauber. „Zudem werden seit Mitte 2019 Anspruchsberechtigte per Anschreiben von ihrer Krankenkasse zu dieser Vorsorge eingeladen“. Trotz Rückgängen in der ersten Pandemiewelle verzeichnete die Darmkrebs-Früherkennung in der Jahresbilanz sogar einen leichten „Anstieg von 2,1 Prozent“, heißt es in einer Pressemitteilung des WIdO und des AOK-Bundesverbandes.
Bezieht man allerdings alle Koloskopien
ein, die im ambulanten und stationären Bereich zur Früherkennung und zur
Diagnose durchgeführt werden, zeigt sich 2020 ein Minus von 6,5 Prozent.
Eine Gefahr für die Gesundheit
Werden Tumore erst später erkannt, hat das
gesundheitliche Folgen. Eine Auswertung von AOK-Abrechnungsdaten aus Kliniken
im Pandemie-Zeitraum von März 2020 bis Juli 2021 zeigt, dass 13 Prozent weniger
Darmkrebs-Operationen durchgeführt wurden als noch 2019. Ein Negativ-Trend ließ
sich auch bei Brustkrebs-OPs feststellen (- 4 %). Klauber befürchtet:
„Mittelfristig könnte sich dies in einem größeren Anteil höherer Schweregrade
bei den Erkrankungen zeigen und auf die Sterblichkeit auswirken“.
Text / Grafik: Pharma Fakten e.V.