Wien (ots). Erfolgsgeschichte der
Extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT).
Seit über 40 Jahren erfolgreich in der
Urologie zur Auflösung von Nierensteinen, bei hoher Effizienz und kaum
nennenswerten Nebenwirkungen.
Wie wirkt die Stoßwelle?
Stoßwellen lösen, ohne mechanischen Schaden
zu verursachen, durch ihre Druck-, Zug- und Scherkräfte eine biologische
Reaktion im behandelten Gewebe aus (Mechanotransduktion). Dadurch werden im
Zellkern Gene aktiviert, die ihrerseits damit beginnen, Proteine (u.a.
Wachstumsfaktoren) zu produzieren, die für den Heilungsprozess verantwortlich
sind. Diese bewirken auch ein vermehrtes Einwachsen von neugebildeten
Blutgefäßen, die lokal den Stoffwechsel verbessern. Durch die zusätzliche
Modulierung der für die Heilung notwendigen Entzündung, wird die Regeneration
des pathologischen Gewebes ermöglicht.
Neueste Studien belegen
Stoßwellen bewirken im Zellkern auch die
Produktion von Botenstoffen, die körpereigene Stammzellen aus dem Knochenmark
mobilisieren, die dann zum behandelten Gewebe wandern, sich dort einnisten und
zu dem entsprechenden Gewebe entwickeln. Damit besteht im Gegensatz zur
herkömmlichen Stammzellenverpflanzung die Möglichkeit die körpereigene
Regeneration in Gang zu setzen, ohne Komplikationen fürchten zu müssen.
Therapie für unterschiedlichste Gewebe
Auf diese Weise findet die
Stoßwellentherapie in immer mehr medizinischen Disziplinen Anwendung, da die
zugrundeliegenden Pathologien oft die gleichen und daher mit der Stoßwelle
behandelbar sind.
Damit entsteht ein Tool, dass in der
Gewebegeneration völlig neue Möglichkeiten erschließt ohne nennenswerte
Nebenwirkungen auszulösen. Die Schulmedizin bietet für diese Krankheitsbilder
bis heute keine wirksamen Therapiemöglichkeiten an. Die vorliegenden Ergebnisse
der Stoßwellentherapie sind daher von besonderer Bedeutung und finden bereits
in den folgenden Gebieten Anwendung.
Rückenmarksverletzung/Querschnittläsion.
Was lange Zeit als undenkbar galt, ist
heute der Hoffnungsträger einer kausalen Therapie: Die Stoßwelle hat auch in
der Behandlung der Querschnittslähmung große Fortschritte gemacht. Seit
November 2020 werden die ersten Patient:innen in eine österreichweite Studie
eingeschlossen. Aufgrund der COVID Pandemie hat sich die Initiierung der
einzelnen Studienzentren etwas verzögert, Bis jetzt konnten aber bereits acht
Patient:innen an der Studie teilnehmen. Zusätzlich wird nächstes Jahr auch das
Unfallkrankenhaus Berlin als einer der größten Rückenmarkversorger Deutschlands
mit der Studie beginnen.
Dr. Wolfgang Schaden, adj. Prof., Präsident
der ISMST, Ludwig-Boltzmann-Institut für experimentelle und klinische
Traumatologie, stellvertretender ärztlicher Direktor der AUVA
Herzchirurgie.
Die Regeneration des Herzmuskels nach einem
Herzinfarkt blieb lange Zeit ein Traum der modernen Medizin. Trotz
umfangreicher Bemühungen zur Entwicklung von Stammzell- und Gentherapien konnte
keine dieser Methoden in die klinische Routine gebracht werden. Die kardiale
Stoßwellentherapie bringt hier einen wissenschaftlichen Durchbruch. Die
Herzfunktion wird verbessert und beeindruckend zeigen Ergebnisse die Erhöhung
der Lebensqualität von Patienten. Stoßwellentherapie in der Herzchirurgie hat
ein günstiges Nebenwirkungsprofil und steht kurz davor, die Herzregeneration in
die tägliche klinische Praxis zu bringen.
PD Dr. Johannes Holfeld, Universitätsklinik
für Herzchirurgie, Medizinische Universität Innsbruck
Sexualmedizin.
Die niederenergetische Stoßwellentherapie
ist eine großartige Ergänzung des sexualmedizinischen Therapieangebotes für
Männer und Frauen mit verschiedenen Formen sexueller Dysfunktion, z.B.
erektiler Dysfunktion, vorzeitigem Samenerguss oder andauernder genitaler
Erregungsstörung (persistent genital arousal disorder PGAD/ genito-pelvic
dysesthesia GPD). Viele Patient:innen (und ihre Partner:innen) beschreiben
diese einfach anzuwendende Stoßwellenbehandlung als positiv lebensverändernd.
Prof. Dr. Irwin Goldstein, Alvarado
Hospital, San Diego, CA, USA
Ästhetische, Hand-, Verbrennungs- und
rekonstruktive Chirurgie.
Die Stoßwellenmedizin kann diese vier
Säulen der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie nichtinvasiv unterstützen.
Zwei signifikante Beispiele: In der ästhetischen Chirurgie mit deutlicher
Verbesserung der Cellulite durch Stoßwellentherapie nach sechs bis acht
Sitzungen, die über einen Zeitraum von etwa einem Jahr anhält. Bei
Verbrennungen kann die Stoßwellenbehandlung die Epitheliasierung (Abheilung)
von oberflächlichen 2a°-Verbrennungsverletzungen klinisch relevant um drei Tage
beschleunigen, mit einer deutlichen Reduktion von Infektionen und
Krankenhausaufenthalt.
Prof. Dr. Karsten Knobloch, SportPraxis
Prof. Knobloch, Hannover, Generalsekretär der Deutschen Stoßwellengesellschaft
DIGEST
Sportmedizin.
Nach mehr als 30 Jahren Erfahrung gehört
die Stoßwellenbehandlung heute zum Standard in sportmedizinischen und
rehabilitativen Einrichtungen weltweit.
Lepra.
Stoßwellen appliziert bei Lepra-Patienten
haben ähnlich wie bei diabetischen Fußgeschwüren zum Abheilen der Wunden
geführt und die Lebensqualität dieser Patienten erheblich verbessert. Diese in
Agua de Dios, Kolumbien, von der Gruppe der Bosque Universität in Bogotá
durchgeführte Arbeit wird heute in mehreren medizinischen Zentren auf der
ganzen Welt mit sehr positiven Ergebnissen eingesetzt.
Prof. Dr. Carlos
Leal, Universität Bosque, Fenway Medical, Bogotá, Kolumbien
Wundheilung.
Chronische Wunden sind eine Herausforderung
für die betroffenen Patient:innen und die behandelnden Ärzt:innen und belasten
zunehmend unsere Gesundheitssysteme. Die Behandlung mit Stoßwellen hilft die
Wundheilung zu beschleunigen unabhängig vom Vorliegen von Grunderkrankungen,
die die Wundheilung üblicherweise behindern (das betrifft z.B. Diabetes
mellitus, Immunsuppression, Kortisontherapie und andere).
Bei einer durchschnittlichen
Behandlungshäufigkeit von einer Behandlung alle zwei Wochen, zusätzlich zur
etablierten Wundtherapie, wurde in mehr als 70% der Fälle von Ulzera und
sonstigen Wundheilungsstörungen ein Abheilen beobachtet.
Die Therapie ist nebenwirkungsfrei und
könnte für das Gesundheitswesen wesentliche Einsparungen bringen.
PD Dr. Rainer Mittermayr, MBA, Congress
Secretary und Treasurer der ISMST, Facharzt für Orthopädie und Traumatologie,
AUVA Wien
Text / Foto: ISMST - news aktuell / pixabay