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Gesundheit-News: Kein gutes Bauchgefühl - Wie Morbus Crohn das Leben Betroffener einschränkt


veröffentlicht am 2. Januar 2024

(ams). Wässrige oder schleimige Durchfälle, die über Wochen anhalten können, krampfartige Bauchschmerzen vor allem im rechten Unterbauch - das sind typische Symptome eines Morbus Crohn. Die chronisch-entzündliche Darmerkrankung verläuft klassischerweise in Schüben, der Krankheitsverlauf ist je nach Patient ganz unterschiedlich.

Belastend ist die Erkrankung in jedem Fall. Neben der Angst vor dem nächsten Krankheitsschub oder einer möglicherweise notwendigen Operation spielen für Betroffene oft ganz praktische Nöte eine Rolle: beispielsweise fehlende Toiletten im öffentlichen Raum, Sorgen um den Verlust der Arbeitsfähigkeit, aber auch Scham gegenüber dem Freundeskreis, dem Partner oder der Partnerin. Morbus Crohn ist nicht heilbar, eine gute Behandlung kann die Beschwerden jedoch erheblich lindern und den zugrundeliegenden Entzündungsprozess hemmen.

Ursache nicht eindeutig geklärt

Etwa 0,2 Prozent der Menschen in Deutschland leiden - nach Angaben des Berufsverbandes Deutscher Internisten - an einem Morbus Crohn, die meisten Patienten und Patientinnen sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, wenn die Krankheit erstmalig ausbricht. "Die Ursache für die Erkrankung ist nicht eindeutig geklärt", sagt Dr. Julian Bleek, Arzt im AOK-Bundesverband. "Es ist aber bekannt, dass Morbus Crohn zum Teil erblich bedingt ist." So können vererbbare Faktoren dazu führen, dass das Immunsystem fehlreguliert wird und eine dauerhafte Entzündung im Verdauungstrakt entsteht. Daneben spielen vermutlich Umweltfaktoren eine wichtige Rolle. So ist das Risiko, an Morbus Crohn zu erkranken, bei Rauchern höher als bei Nichtrauchern. Auch der Krankheitsverlauf ist bei Rauchern schwerer.

Diagnose schwierig zu stellen

Die Krankheit kann schleichend beginnen mit Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfällen, eventuell begleitet von einer Temperaturerhöhung und Gewichtsverlust. Viele Betroffene fühlen sich müde und abgeschlagen. Häufig ist der Schmerz im rechten Unterbauch am stärksten - dort sitzt der Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm, der sogenannte Ileozökalbereich. Grundsätzlich können aber alle Abschnitte des Verdauungstraktes betroffen sein.

Oft ist es zu Beginn der Erkrankung nicht ganz einfach, die Symptome richtig zu deuten. Das ist der Grund, warum die Diagnosestellung schwierig sein kann und bis dahin manchmal Zeit vergeht. Typischerweise verläuft die Erkrankung in Schüben. Das heißt, es wechseln Phasen mit hoher Krankheitsaktivität, begleitet von entsprechenden Beschwerden, mit Zeiten, in denen die Betroffenen nahezu beschwerdefrei sind. Im Verlauf der Erkrankung können Komplikationen auftreten, zum Beispiel Stenosen (Verengungen des Darms), Fisteln (Entzündungsgänge), Abszesse (Eiteransammlungen) oder Fissuren (kleine Einrisse in der Darmschleimhaut), meist im After-Bereich. Neben dem Verdauungstrakt können auch andere Organe betroffen sein, zum Beispiel die Haut, Augen und Gelenke.

Entzündungsprozess hemmen

Da die Krankheit nicht heilbar ist, geht es bei der Therapie vor allem darum, den Entzündungsprozess zu hemmen. "Bei einem akuten Schub werden Medikamente wie Kortison oder spezielle Entzündungshemmer gegeben", so Dr. Bleek. Nach einem akuten Schub versucht man, eine erneute Phase mit hoher Krankheitsaktivität möglichst lange hinauszuzögern. Auch dafür stehen verschiedene Gruppen von entzündungshemmenden Medikamenten bereit, die alleine oder in Kombinationstherapie gegeben werden können. Wegen der gestörten Darmfunktion fehlen den Betroffenen oft wichtige Nährstoffe und Vitamine, diese müssen dann gezielt zugeführt werden. Daneben kann eine Ernährungsumstellung sinnvoll sein. In jedem Fall sollten Betroffene das Rauchen aufgeben.

In vielen Fällen kommen die Erkrankten dennoch nicht um eine Operation herum: Rund 70 Prozent der Patientinnen und Patienten müssen innerhalb von 15 Jahren nach Diagnosestellung operiert werden. Mögliche Gründe sind Fisteln, Engstellen oder Abszesse. Bei einer solchen Operation werden die erkrankten Teile des Darms entfernt. Um die Funktionsfähigkeit des Darms zu erhalten, geht man dabei möglichst "sparsam" vor (darmerhaltende Minimalchirurgie).

Starke seelische Belastung

Wie bei anderen chronischen Erkrankungen können zu den körperlichen Beschwerden auch seelische Störungen hinzukommen. Durch die häufigen Durchfälle, Komplikationen oder auch Krankenhausaufenthalte fühlen sich die Patienten oft sehr eingeschränkt. Hier können eine Psycho- oder Gesprächstherapie sowie Entspannungsübungen helfen, mit der Erkrankung besser zurechtzukommen und die Lebensqualität zu steigern. Auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe kann hilfreich sein.

Ernährung bei Morbus Crohn

Morbus-Crohn-Erkrankte leiden häufig an Nährstoffmangel: Wegen der gestörten Darmfunktion kann der Körper nicht genügend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente aufnehmen. Betroffene können beispielsweise als Folge eines Eisen-, Folsäure- oder Vitamin-B12-Mangels eine Blutarmut (Anämie) entwickeln. Die entsprechenden Nährstoffe sollten dann gezielt zugeführt werden. Eine spezielle Morbus-Crohn-Diät für Erwachsene gibt es nicht. Einige Betroffene vertragen keine Milch oder Milchprodukte. Grundsätzlich ist es ratsam, Speisen zu meiden, die nicht gut vertragen werden (Eliminationsdiät). Durch eine Ernährungsberatung können sich Betroffene dabei unterstützen lassen.

 


Text / Foto: AOK Bundesverband