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Lippmann Thomas Linke   Linke

Magdeburg-News: Sachsen-Anhalt braucht Bildungsforum zur Krisenbewältigung – Lippmann (Linke)



veröffentlicht am Samstag, 25. Februar 2023

Thomas Lippmann (Foto), stellvertretender Vorsitzender und bildungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE betonte am Freitag im Landtag:

„Unser Schulsystem steckt in der tiefsten Krise seit Bestehen des Landes und rutscht mit jedem neuen Schuljahr weiter in das Tal der Tränen hinein. Immer lauter werden die Klagen aus der Elternschaft der Schulen, aus Industrie und Handwerk sowie Gewerkschaften und Kommunalpolitik. Der eklatante Mangel an ausgebildeten Lehrkräften ist ja nicht einfach so passiert, er ist, entgegen allen ständigen Warnungen, systematisch herbeigeführt worden. Mit den Personalentwicklungskonzepten des Finanzministeriums wurde ab 2007 programmiert, was uns heute den Boden unter den Füßen wegzieht. Und an dieser Personalpolitik der Landesregierung hat sich bis heute nichts grundlegend geändert.

Hinzu kommt der konservative Glaube an die Segnungen des gegliederten Schulsystems, ohne sich z. B. mit dem Scheitern der Sekundarschule auseinanderzusetzen und ohne den Willen, inklusive Förderung so zu organisieren, dass alle Kinder und Jugendlichen eine faire Chance im gemeinsamen Unterricht haben. Wir haben bundesweit das geringste Unterrichtsangebot, die geringste Zahl von höheren Schulabschlüssen und dafür die höchste Zahl von Schüler:innen ohne Schulabschluss. Die Schwächung unseres Schulsystems ist die schwerste Hypothek für die individuellen, sozialen und wirtschaftlichen Perspektiven im Land.

CDU und SPD schauen nicht nach vorn, sie wiederholen die alten Fehler. Der Finanzminister sitzt weiter auf dem Geld und der Ministerpräsident meint, das seien nur Probleme der zwanziger Jahre und dafür reichen ein paar befristete Sonderregelungen. Ansonsten könne man aber so weitermachen, wie bisher. Die SPD kann oder will dem nichts entgegensetzen. Das gilt etwa für die Lehrkräfteausbildung, das gilt aber auch für die Pläne, die Selektivität im Schulsystem weiter zu verschärfen. Mit dieser Landesregierung besteht derzeit keinerlei Hoffnung, dass Sachsen-Anhalt die rote Laterne in der Schulbildung abgibt.

In dieser verfahrenen Situation wäre es so wichtig gewesen, die zuständigen Mitglieder der Landesregierung und Fraktionen mit engagierten, gesellschaftlichen Akteur:innen und Bildungsfachleuten an einen Tisch zu bringen. Es wäre wichtig gewesen, in einem offenen Dialog auf Augenhöhe und mit ausreichend Zeit eine Verständigung über gangbare und wirksame Auswege aus der Schulkrise zu suchen. Wir fordern die Landesregierung auf, die Suche nach tragfähigen Lösungen gegen den Lehrkräftemangel und für Reformen im Schulsystem und in der Lehrkräfteausbildung mit allen politischen und gesellschaftlichen Akteuren wieder aufzunehmen. In Anlehnung an den Bildungskonvent von 2007 soll unverzüglich ein Bildungsforum ins Leben gerufen werden.

Darüber hinaus fordern wir die Landesregierung auf, zwei ihrer zentralen Vorhaben vom 19. Januar zu korrigieren. Das sind die Einführung der verpflichtenden Vorgriffstunde für alle Lehrkräfte und die Kopplung der A13 für die Grundschullehrkräfte an die Entstehung von Ganztagsgrundschulen. Für ein normales Unterrichtsangebot fehlen mindestens 2.000 Vollzeitlehrkräfte. Davon werden durch die Vorgriffstunde keine 200 Vollzeitlehrkräfte kompensiert werden, das sind nicht einmal 10 Prozent des tatsächlichen Fehlbedarfs.

Außer einem Haufen Ärger und demotivierten Lehrkräften wird die Landesregierung mit leeren Händen dastehen. Und sie verschlechtert zusätzlich die Wettbewerbsbedingungen für Neueinstellungen. Die Vorgriffstunde ist wirklich die blödeste Idee, die sie haben konnte. Wenn die SPD die A13 haben will, dann muss sie der CDU die Horte opfern. Die CDU zeigt sich wie immer verantwortungslos und stellt eigene Interessen über das Wohl des Landes. Denn auch der Übergang von den Horten zu Ganztagsgrundschulen wird ein Desaster werden, wenn er nach den Vorstellungen der CDU vollzogen würde.

Unsere Schulen brauchen mehr Pädagog:innen, keine weiteren Belastungen für die, die noch da sind und den Karren seit Jahrzehnten ziehen. Unsere Vorschläge dazu liegen mit dem Masterplan bereits zur Beratung im Bildungsausschuss und waren auch schon Gegenstand in den Beratungen zum Haushalt. Es muss gehandelt werden, jetzt!“


Text & Foto: DIE LINKE. Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt