header-placeholder


image header
image
Bild Ein Magdeburger Exportschlager

"Ein Magdeburger Exportschlager wird neu betrachtet"

Bild: Die Direktorin des Kulturhistorischen Museums Magdeburg, Dr. Gabriele Köster, im Kaiser-Otto-Saal bei der Begrüßung der Tagungsteilnehmer. Foto: Doreen Pöschl


Experten aus zehn Ländern widmen sich drei Tage lang dem Magdeburger Recht

 

Anlässlich der Fachtagung „Kulturelle Vernetzung in Europa. Das Magdeburger Recht und seine Städte“ kamen vom 5. bis 7. Oktober 2017 ca. 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Kulturhistorischen Museum Magdeburg zusammen um über das Magdeburger Recht und seine Verbreitung in Mittel- und Osteuropa zu diskutieren. 23 Referenten aus Polen, Litauen, Lettland, Ungarn, Deutschland und Belgien widmeten sich unter anderem dem Transfer des Stadtrechts und seinen Mechanismen, dessen lokaler Anpassung, sprachlichen Besonderheiten und den Auswirkungen der rechtlichen Normen auf den Alltag. Trotz stürmischen Wetters gesellte sich zu den Tagungsteilnehmern am Donnerstagabend eine Vielzahl interessierter Zuhörerinnen und Zuhörer, um dem anregenden öffentlichen Abendvortrag von Professor Bernd Schneidmüller aus Heidelberg mit dem Titel „Die Geschichte der Stadt als Wurzel des Rechts. Magdeburger Strahlkraft im spätmittelalterlichen Europa“ beizuwohnen. Die internationale Fachtagung war einer der wichtigen Vorbereitungsschritte hin zur Ausstellung „Faszination Stadt – Das Magdeburger Recht und die neue Urbanität im Mittelalter“ die ab September 2019 im Kulturhistorischen Museum zu sehen sein wird.

Zusammen mit dem Sachsenspiegel ist das Magdeburger Recht einer der wichtigsten Rechtskomplexe des deutschsprachigen Raums im Mittelalter. Ausgehend von der Stadt an der Elbe wurde es Rechtsgrundlage für über 1000 Orte in Mittel- und Osteuropa. Dabei wurde es nicht allein von Kaufleuten und Siedlern in neue Regionen gebracht, sondern unter anderem auch von der Obrigkeit Städten verliehen oder sich von Städten aktiv angeeignet wie Professor Heiner Lück von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig anschaulich darlegte. Einigkeit unter den Referentinnen und Referenten bestand darin, dass das aus dem Gewohnheitsrecht entstandene Magdeburger Recht keineswegs eins zu eins von neuen Städten übernommen wurde. Vielmehr wurde es an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst und entwickelte sich stets weiter. Ohne die Übersetzer, Bearbeiter und Kommentatoren des Rechts in den Ländern Ostmitteleuropa wäre dessen immense Verbreitung nicht denkbar gewesen. Deutlich erkennbar ist laut Professor Gerhard Dilcher aus Frankfurt am Main, die Lösungslust der Bürger die eine praxisorientierte und verständliche Grundlage für ihr Zusammenleben suchten. Bis heute, so Professor Schneidmüller, wird Recht als Fundament von Frieden und Freiheit angestrebt.

Die Direktorin des Kulturhistorischen Museums Magdeburg Dr. Gabriele Köster sieht die Tagung als einen vollen Erfolg und eine große Bereicherung für die Arbeit an der Ausstellung „Faszination Stadt“. Auch der Kulturbeigeordnete der Stadt Magdeburg Professor Matthias Puhle sieht im Magdeburger Recht und seiner enormen europäischen Dimension nicht allein einen wichtigen Faktor für die Bewerbung Magdeburgs als Kulturhauptstadt Europas 2025, sondern er ist auch davon überzeugt, dass die Ausstellung eine Wirkung über die eigentliche Schau hinaus entwickeln kann. Anschaulich zeigte er dies an den Auswirkungen der Ausstellung „Otto der Große – Magdeburg und Europa“ des Kulturhistorischen Museums Magdeburg aus dem Jahr 2001, die bis heute, erst jüngst in einem Artikel der FAZ, Eingang in den öffentlichen Diskurs findet.

Die Veranstaltung war eine Kooperation zwischen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, dem Zentrum für Mittelalterausstellungen und dem Kulturhistorischen Museum Magdeburg.