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Magdeburg-News: Radfahren, bis das Sitzfleisch wächst - Jörg Fleischers IBM European Bike Ride

Mittwoch, 14. September 2022

Magdeburg. Über die Frage des Willens und die Möglichkeit, über sich selbst hinaus zu wachsen
 
Dass manche Sachen einfach ausgesessen werden müssen, damit etwas dabei rum kommt, beweisen 6.000 gefahrene Kilometer in 60 Tagen. Jörg Fleischer, Geschäftsführer  des IBM Client Innovation Center Germany, überwand räumliche und persönliche Grenzen während seiner Come-Together-Tour durch ganz Westeuropa. Für den Klimaschutz, für mehr Lebensfreude nach Corona und auch für Menschen in Not. 
 
2021 erhielt Jörg Fleischer die Nachricht, dass seinem Vater aufgrund einer Krankheit nur noch wenig Zeit zum Leben bleiben würde und diese wollte der Geschäftsführer IBM Client Innovation Center Germany mit Hauptstandort in Magdeburg, bewusst gemeinsam mit ihm verbringen und ließ sich für zwei Monate beurlauben. Der frühzeitige Tod seines Vaters brachte neben Trauer auch die Bewusstheit mit sich, dass das Leben nicht aufgeschoben werden kann und er wollte die nun freie Zeit nutzen. Einzelne Gedanken aus unterschiedlichen Bereichen formten sich zu einer Idee, kanalisierten sich in einem Projekt. „Ich wollte mich für den Klimaschutz engagieren, wollte den Talenten und IBM helfen und generell dazu beitragen, dass die Menschen nach der langen Zeit der Isolierung durch Corona wieder mehr zusammenkommen und einfach Lebensfreude spüren“, so der sportliche Geschäftsführer. Neben seinem Anliegen, zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, unseren Planeten vor Emissionen zu schützen, war es ihm eine Herzensangelegenheit, Spenden für vom Krieg betroffene Ukrainer zu sammeln und Frieden zu demonstrieren. Für die größtmögliche Aufmerksamkeit auf all diese Themen plante er eine IBM European Bike Ride. Er lud auch Kollegen aus den Teams ein, von denen sich viele an den einzelnen Etappen anschlossen. 
 
Los ging es am 30. April vom Domplatz in Magdeburg aus. Begleitet durch seine Frau, die den Camper fuhr und Hund Terence, der nun als Welpe ein großes Abenteuer vor sich hatte. Täglich stand ein Minimum von 100 Kilometern zu Buche, die es in sich hatten. Stürze, Pannen, technische Probleme mit dem Rad und immer wieder die Frage im Hirn und den Muskeln, ob dieser Aufwand es wert sei. Persönlich war das tägliche stundenlange Sitzen auf dem Drahtesel, auch wenn dieser mit nur sieben Kg ein Leichtgewicht ist, eine echte Herausforderung. „Jeden Tag Training ohne Ruhepausen für den Körper bedeutet jeden Tag Muskelkater, jeden Tag auch eine immense Belastung für die Gesäßmuskeln“. Aber manchmal müsse man eben die Zähne zusammenbeißen und es aussitzen, im wahrsten Sinne des Wortes. Sitzfleisch falle nicht vom Himmel. „Aber der Aufwand war es wert, jeder einzelne Moment, jede Anstrengung und jedes Etappenziel. Es war berührend, wie leicht und herzlich die Kommunikation überall war. Es war toll, die Menschen in den Teams kennenzulernen, die ich ja nur von Videokonferenzen kannte. Alle haben immer einen fantastischen und herzlichen Empfang für mich organisiert. Überall, wo ich hinkam, habe ich sehr freundliche Menschen getroffen, die mehr über die Tour wissen wollten und wie sie mich unterstützen können. Es war einfach großartig. Das ist unsere IBM-Kultur und ich war und bin sehr stolz, ein Teil davon zu sein“, berichtet der ambitionierte Radsportler gerührt.
Eine der größten Herausforderungen auf der Tour sei die Überquerung der Alpen zwischen Mailand und Bern gewesen. An nur einem Tag habe er drei Pässe überquert: St. Gotthard (2107 m), Furka (2430 m) und Grimsel (2165m). Diese Leistung verdanke er nicht nur den technischen Vorzügen seines extra für die Tour gekauften Fahrrades, sondern vor allem guter körperlicher Verfassung und mentaler Stärke. Die brauchte er vor allem während des Aufstiegs auf die Furka
und den Grimsel, wo er ganz auf sich gestellt war, da die Straße für Kraftfahrzeuge nicht befahrbar war. Nur die Murmeltiere und seine positiven Gedanken leisteten ihm Gesellschaft. Aber Aufgeben war zu keiner Zeit eine Option.
 
60 Tage später, 7 Kilogramm leichter und um viele Erlebnisse in 14 CIC Locations in 10 Ländern verteilt reicher kam Jörg Fleischer wieder in Magdeburg an. 1,86 Tonnen CO2 hatte er auf seiner Reise eingespart; allein diese Tatsache war ihm jeder Kilometer wert. Mit seiner Initiative sammelte er 1.000 Euro an Spenden, schärfte das Bewusstsein für den Klimaschutz und zelebrierte die starken Beziehungen innerhalb der CIC-Familie. Die gesammelten Spenden wurden am 22. August für den neu eröffneten Kindergarten „Ohana“, der Vorrangplätze für Familien mit Fluchthintergrund bietet, feierlich übergeben. 
 
Gibt es ein Resümee nach so einer Tour? Jörg Fleischer bejaht es - „Come together“ sei zum Leben erwacht, aus einer theoretischen Idee wurde erfahrbarer Zusammenhalt über viele Kilometer und Ländergrenzen hinweg; er sei stolz darauf, in Europa leben zu dürfen und möchte auch weiterhin seinen Beitrag dazu leisten, dieses Europa zu stärken und für alle zu einem noch besseren Ort zu machen. 
 
Text & Foto: Steffi Pretz