Inkontinenz ist ein schambesetztes, häufiges Thema bei
Pflegebedürftigkeit und dabei eine bedeutsame gesundheitliche Einschränkung.
Der ZQP-Ratgeber „Inkontinenz“ unterstützt pflegebedürftige Menschen und ihre
Angehörigen im Umgang mit dem Thema und in der Pflege.
Berlin, November 2021. Viele ältere pflegebedürftige Menschen
sind von Inkontinenz betroffen. Das heißt, sie können die Ausscheidung von Urin
oder Stuhl zumindest teilweise nicht kontrollieren Dies kann gesundheitliche
Probleme und seelische Belastungen nach sich ziehen und geht zudem mit einem
erhöhten pflegerischen Aufwand einher.
Auch für pflegende Angehörige kann dies erheblich herausfordernd
sein. Probleme mit der Inkontinenzversorgung sind ein typischer Grund dafür,
dass die häusliche Pflege nicht aufrechterhalten und der Umzug in ein
Pflegeheim notwendig wird. Gezielte Maßnahmen tragen zu einem möglichst gut
gelingenden Umgang mit Inkontinenz bei. Darum hat das ZQP einen entsprechenden
Ratgeber für pflegende Angehörige mit zahlreichen Praxistipps entwickelt.
„Inkontinenz kann gesundheitliche Probleme wie Hautschäden,
Infektionen oder Stürze nach sich ziehen. Und nicht zuletzt kann sie die
Lebensqualität erheblich beeinträchtigen“, erklärt Daniela Sulmann,
Pflegeexpertin im ZQP. „Denn Inkontinenz wirkt sich stark auf den Alltag aus:
die Toilette muss immer rasch erreichbar sein und Hilfs- und Pflegemittel
verfügbar. Für die Hautreinigung und -pflege sowie den Wäschewechsel ist in der
Regel Unterstützung erforderlich.“ Zudem können fehlende Hilfe und Schamgefühle
zu sozialer Isolation und Vereinsamung führen. Viele Probleme könnten aber mit
einem guten Wissensstand über Inkontinenz und den richtigen Maßnahmen vermieden
werden“, meint Sulmann. „Dafür wollen wir insbesondere pflegenden Angehörigen
unseren Ratgeber an die Hand geben.“
Der ZQP-Ratgeber ist übersichtlich gestaltet und die
Informationen sind einfach und verständlich erläutert. Das 24-seitige Heft
umfasst zum einen Basiswissen zu Inkontinenz, wie Ursachen, Folgeprobleme und
Therapiemöglichkeiten. Den Hauptteil aber bilden konkrete Tipps, die den Alltag
mit Inkontinenz erleichtern und die Kontinenz fördern können, z. B. für die
Ernährung, den Umgang mit Hilfs- und Pflegemitteln und Anregungen für
Anpassungen in der Wohnung. Denn bereits kleine Veränderungen wie Haltegriffe
neben der Toilette oder barrierefreie Laufwege erleichtern den Weg zu Toilette
und tragen zur Vermeidung von Stürzen bei. Große Symbole, Bilder oder
Schriftzüge auf der entsprechenden Tür helfen Menschen mit Demenz, das WC
besser zu finden. Auch trägt ein farbiger Toilettensitz, der sich deutlich von
der Umgebung abhebt, zur besseren Zielfindung bei. Nützlich ist Kleidung, die
sich leicht und schnell ausziehen lässt. Angehörige erhalten außerdem Hinweise,
was bei der Hautreinigung und -pflege im Zusammenhang mit Inkontinenz zu
beachten ist, um Hautprobleme zu vermeiden.
„Nicht unterschätzt werden sollte, dass Inkontinenz oftmals
stark schambesetzt ist, sowohl bei Betroffenen aber auch bei pflegenden
Angehörigen, wenn persönliche Intimgrenzen überschritten werden. Hinzu kommt,
dass Menschen mit Inkontinenz es aus Scham oder Angst, die Toilette nicht
rechtzeitig zu finden, mitunter vermeiden, das Haus zu verlassen und an
Aktivitäten teilzunehmen – dabei wäre dies mit guter Vorbereitung und
Unterstützung in vielen Fällen möglich“, erläutert Sulmann.
Daher bietet der Ratgeber auch einige Anregungen zum Umgang mit
Schamgefühlen. Ein zentraler Aspekt ist hierbei, trotz unangenehmer Gefühle,
offen über die Inkontinenz zu sprechen. Das ist auch deshalb wichtig, damit die
Situation verbessert werden kann. Denn nur wenn man die Probleme bespricht,
können geeignete Maßnahmen identifiziert und umgesetzt werden. Bei Inkontinenz
sollte immer auch fachlicher Rat hinzugezogen werden, in jedem Fall von Ärzten
bzw. Ärztinnen aber auch von Pflegefachpersonen oder Kontinenzberaterinnen und
-beratern.
Alle Informationen im Heft basieren auf aktuellem Fachwissen und
wurden vom ZQP in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Andreas Wiedemann, Chefarzt der
Klinik für Urologie des evangelischen Krankenhauses Witten und Professor für
Geriatrie an der Universität Witten/Herdecke, erarbeitet. Der Kurzratgeber ist
werbefrei und kann unentgeltlich über die Webseite des ZQP bestellt und als
PDF-Datei heruntergeladen werden: www.zqp.de/inkontinenz-pflege/
Text / Foto: Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) / pixabay