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Gesundheit-News: Im Schatten von Corona - das RS-Virus bei Kindern

27. Dezember 2021

(ams). Das Respiratorische Synzytial-Virus - kurz RSV - ist bei Kindern bis zu zwei Jahren der häufigste Auslöser von akuten Infektionen der unteren Atemwege. Für Säuglinge und Kleinkinder kann das RS-Virus gefährlich sein. In diesem Jahr werden deutlich mehr Kinder als sonst im Krankenhaus wegen RSV behandelt. Woran liegt das? Was löst das RS-Virus aus und was können Eltern tun? All das erklärt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Neben dem Corona-Virus füllt noch ein anderes Virus im Herbst 2021 die Krankenhäuser, genauer: die Kinderkliniken. Das Respiratorische Synzytial-Virus. Gerade bei den ganz Kleinen kann die Infektion so schwer verlaufen, dass sie eventuell sogar stationär aufgenommen werden müssen. "Bereits seit dem Spätsommer statt normalerweise ab November sehen wir einen Anstieg der Krankenhausfälle", sagt Medizinerin Debrodt. "Auch die absolute Zahl der Erkrankten fällt höher aus als in den Vorjahren."

Vergangene Erkältungssaison ist ausgefallen

Der Grund für diese Auffälligkeiten hängt mit der Corona-Pandemie zusammen: Im vergangenen Winter ist die Grippe- und Erkältungssaison durch Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen praktisch ausgefallen. Babys, die im Jahr 2020 geboren wurden, kamen deshalb kaum in Berührung mit RSV, sodass in diesem Jahr gleich zwei Jahrgänge die Infektion zum ersten Mal durchmachen.

Fast jedes Kind infiziert sich bis zum Ende des zweiten Lebensjahres mit RS-Viren. Die Infektionswelle beginnt normalerweise im November und erreicht im Januar und Februar den Höhepunkt, um dann im April wieder abzuebben. Doch dieses Jahr haben die Fachgesellschaften bereits schon im Sommer auffällig viele Krankenhausaufnahmen von Kindern mit diesem Erreger beobachtet.

Die Übertragung erfolgt vorwiegend als Tröpfcheninfektion über die Nasenschleimhäute oder die Bindehaut des Auges. Schmierinfektionen sind ebenfalls möglich. Ansteckend ist die Krankheit für jeden - Kinder, Jugendliche und Erwachsene -, auch wenn man eine Infektion schon einmal überstanden hat. Allerdings fällt sie bei älteren Kindern und Erwachsenen in der Regel wesentlich milder aus, mit Erkältungssymptomen wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen oder auch Fieber. Manchmal merken die Betroffenen aber auch gar nicht, dass sie infiziert sind.

Bronchitis und Lungenentzündung bei Säuglingen

In den ersten Lebensmonaten dagegen kann die Infektion schnell auf die unteren Atemwege übergreifen und zu einer Lungenentzündung oder einer Bronchiolitis führen. Als Bronchiolen bezeichnet man die kleinsten Verästelungen der Bronchien. Sind die Kinder schon etwas älter, kommt es vorwiegend zu einer obstruktiven Bronchitis. "Bei Säuglingen und Kindern bis zu zwei Jahren sind die Atemwege sehr viel enger als bei größeren Kindern oder Erwachsenen", sagt Debrodt. "Die Kinder entwickeln einen zunehmend keuchenden Husten, es kommt zu Atemnot bei oft nur mäßig erhöhter Temperatur." Das kann eine stationäre Aufnahme erforderlich machen. Etwa zwei Prozent der Kinder mit einer RSV-Infektion kommen ins Krankenhaus. Ein Teil der kleinen Patientinnen und Patienten benötigt eine Inhalationstherapie oder auch eine Sauerstoffgabe.

Auf Alarmzeichen achten

"Wenn der Husten schlimmer wird, das Baby nicht mehr trinken will, es schneller atmet und Probleme hat, Luft zu bekommen, dann sollten die Eltern möglichst schnell die Kinderarztpraxis aufsuchen oder gegebenenfalls auch eine Notfallambulanz", sagt Ärztin Debrodt. Besonders gefährdet sind unter anderem Frühgeborene sowie Säuglinge mit chronischen Lungenerkrankungen, angeborenen Herzfehlern oder einem geschwächten Immunsystem. Für ausgewählte Risikogruppen empfehlen die pädiatrischen Fachgruppen ein Medikament zur Vorbeugung. Dazu ist eine intramuskuläre Injektion alle vier Wochen während der RSV-Saison erforderlich.

Behandlung und Vorbeugung

Eine Impfung oder eine ursächliche Therapie gegen eine Infektion mit RS-Viren gibt es nicht. Jedoch überstehen auch die meisten jüngeren Kinder die Erkrankung gut. "Eltern sollten darauf achten, dass das kranke Kind ausreichend trinkt, damit das Sekret aus den Atemwegen besser abtransportiert werden kann. Zudem empfehlen sich Nasenspülungen oder Nasentropfen mit Kochsalz, um die Nase möglichst frei zu halten", rät AOK-Expertin Debrodt. Sie weist auch darauf hin, dass Antibiotika erst dann zum Einsatz kommen sollen, wenn sich eine bakterielle Infektion auf die virale aufsetzt.

Um Ansteckungen mit RSV zu vermeiden, sollten die allgemein bekannten Hygienemaßnahmen eingehalten werden, wie regelmäßiges Händewaschen und Niesen in Taschentuch oder Armbeuge. Auch wenn kein allgemeines Besuchsverbot für Gemeinschaftseinrichtungen besteht, ist es wichtig, dass Kinder, die Zeichen einer Infektion der Atemwege aufweisen, nicht die Kindertagesstätte oder Grundschule besuchen. In Arztpraxen und Krankenhäusern sollten infizierte Patienten streng von anderen Personen isoliert werden, um insbesondere Risikopersonen nicht zu gefährden.

 

Text / Foto: AOK Bundesverband