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Dipl. Phys. Harald Guelzow analysiert eine Wasserprobe

Sachsen-Anhalt-News: Hohe Nitratbelastung im Grundwasser – VSR-Gewässerschutz fordert Hilfe für Ökolandbau

Freitag, 14. Januar 2022

Haldensleben. Der VSR-Gewässerschutz musste leider wieder Bürgern mitteilen, dass ihr  Brunnenwasser zu viel Nitrat enthält. Viele Menschen kamen in der Hoffnung, nicht von den Nitratbelastungen betroffen zu sein, an den Informationsstand in Haldensleben. Jeder dritte der Brunnenbesitzer wurde  enttäuscht und musste erfahren, dass der Grenzwert der deutschen  Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter in seinem Brunnen  überschritten ist. Insgesamt wurde das Wasser von 27 privat genutzten  Brunnen aus dem Raum Haldensleben – Hohe Börde – Ingersleben analysiert. 

Ein Grund für die hohen Belastungen ist die Zunahme der intensiven  Landwirtschaft. Diese wollen viele Bürger inzwischen nicht mehr unterstützen und kaufen mehr Bio-Lebensmittel. Doch leider finden sie diese  viel zu selten aus regionalem Anbau. Dabei trägt die ökologische Landwirtschaft nachweislich zur Verringerung der Nitratbelastung bei und  verbessert die Qualität des Grundwassers deutlich. Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass der Bauernverband die Betriebe bei der Umstellung auf eine  ökologische Landwirtschaft unterstützt und so zu einer gewässerschonenden Bewirtschaftung der Ackerflächen beiträgt.

Den höchsten Nitratwert haben die Umweltschützer mit 257 mg/l in Bebertal festgestellt. Weitere stark belastete Brunnen fanden die Umweltschützer in  Eimersleben mit 157 Milligramm pro Liter (mg/l), in Haldensleben mit 83  mg/l und in Hohe Börde mit 80 mg/l. Am Informationsstand und auch bei der telefonischen Beratung zeigten sich viele Brunnenbesitzer wütend über die  hohen Nitratwerte der Region. Sie möchten es nicht mehr einfach hinnehmen, dass ihr Brunnenwasser nur eingeschränkt nutzbar ist. Ihnen wurde durch ihr eigenes Ergebnis klar, wie stark das Grundwasser in ihrer Region bereits belastet ist und möchten eine Änderung. Auf einer interaktiven Nitratkarte veranschaulicht der VSR-Gewässerschutz wie stark die Nitratbelastung im  Kreis Börde mit anderen Regionen in Deutschland im Vergleich ausfällt. (www.vsr-gewässerschutz.de/nitratbelastung). Gerade in Gebieten mit  intensiv bewirtschafteten Ackerflächen ist eine hohe Belastung des  Grundwassers mit Nitrat nachzuweisen. Dagegen stellt die gemeinnützige Umweltschutzorganisation in Gegenden mit ökologisch bewirtschafteten  Flächen geringere Nitratbelastungen im Grundwasser fest.

Der Bauernverband drängte viele Landwirte zu hohen Erträgen auf den  Ackerflächen und immer größeren Massentierhaltungen, was zu einer Überdüngung der Felder führte. Das muss sich dringend ändern. „Es kann nicht das Ziel der Landwirtschaftsverbände sein an den bisherigen Praktiken festzuhalten und hauptsächlich Lebensmittel in einer intensiven Landwirtschaft mit viel Dünger und Pestiziden zu produzieren. Diese Lebensmittel sind dann hauptsächlich für den Weltmarkt bestimmt, wo die Preise immer weiter sinken. Die von vielen Bürgern bevorzugten Bio-Produkte  müssen dagegen importiert werden“, so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. 

Dabei hat die Landwirtschaft ein großes Potenzial, die produzierten Bio- Lebensmittel aus der Region selbst zu vermarkten. Für den Öko-Landbau bietet sich dadurch eine große Perspektive. So hat Sachsen-Anhalt bereits einige Projekte ins Leben gerufen, die Verpflegung in Kantinen und Mensen auf Bio-Produkte umzustellen. Gerichte mit Biolebensmittel, bei denen zum Teil sogar bekannt ist von welchem Hof sie kommen, stehen hoch im Kurs. Eine Direktvermarktung der ökologisch produzierten Lebensmittel lohnt sich für alle Beteiligten: Die Produkte haben kurze Transportwege und kommen frisch geerntet mit bester Qualität und ohne Verpackung in die Großküchen. Der Landwirt erhält einen fairen Preis, ist nicht abhängig von Zwischenhändlern und kann so den Fortbestand seines Betriebes sichern. Schlussendlich ist der größte Gewinner jedoch die Umwelt: Durch die schonende Bearbeitung der Ackerflächen werden Boden, Klima und Gewässer geschützt. 

Dies ist die Grundvoraussetzung dafür, dass die Artenvielfalt wieder zunehmen kann. Und das ist vielen Bürgern auch wichtig, wie die Gespräche am Informationsstand des Labormobils gezeigt haben. Die intensive Landwirtschaft belastet das Grundwasser zu stark mit Nitrat. Dieses sickert den Bächen und Flüssen zu, wo es zu einem erhöhten Algenwachstum kommt. Der Lebensraum vieler bedrohter Arten wird dadurch zerstört. Das möchte der VSR-Gewässerschutz ändern. Seit 40 Jahren engagieren sich die Mitglieder des VSR-Gewässerschutz für das Leben am und im Wasser. Mit ihrer Arbeit setzen sie sich für den Schutz der Gewässer ein und treiben mit ihren Messkampagnen umweltpolitische Maßnahmen voran. „Gartenbesitzer, die beim VSR-Gewässerschutz ihr Brunnenwasser untersuchen lassen, helfen Belastungen aufzudecken“, bedankt sich Susanne Bareiß-Gülzow bei allen Besuchern des Infostandes am Labormobil.

Text & Foto: VSR-Gewässerschutz e.V.