Die
ansteckende Hauterkrankung Krätze kann jeden treffen. Mit mangelnder Hygiene
hat das oft nichts zu tun. Die gute Nachricht: Krätze ist recht einfach zu
behandeln. Die schlechte: Betroffene haben lange keine Symptome, können andere
aber schon anstecken. Erst nach drei bis sechs Wochen fängt die Haut stark an
zu jucken und es bilden sich Knötchen so klein wie ein Stecknadelkopf. Infolge
des Kratzens können sich betroffene Hautstellen zusätzlich entzünden, Schuppen
und Krusten entstehen. Von Kratzen kommt auch der Name der Hauterkrankung.
Krätze:
Erkennen, behandeln und schnell wieder loswerden (ams).
Es
kann jeden treffen, auch in Deutschland: die Krätze. Das klingt eklig, hat aber
oft nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Die gute Nachricht: Krätze ist recht
einfach zu behandeln. Die schlechte: Betroffene haben lange keine Symptome,
können andere Menschen aber schon anstecken. Wie kann man die Hauterkrankung
erkennen? Wie wird man sie wieder los? Und wie lässt sich eine Ansteckung
verhindern?
Das
erklärt Anja Debrodt, Ärztin beim AOK-Bundesverband. Starker Juckreiz und feine
Papeln – dahinter können viele Hautkrankheiten stecken. Deshalb wird die Krätze
häufig nicht oder spät erkannt. Krätze? Bei uns doch nicht, werden Sie sagen.
Doch die ansteckende Hauterkrankung ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Dabei
ist es regional sehr unterschiedlich, wie häufig Krätze vorkommt.
Weltweit
rechnen Experten mit etwa 300 Millionen Menschen, die sich pro Jahr anstecken.
Krätze kommt von Kratzen Die Hauterkrankung wird durch winzige Parasiten, die
sogenannten Krätzmilben, verursacht. Die Milben-Weibchen – mit 0,3 bis 0,4
Millimeter für das bloße Auge kaum noch sichtbar – dringen in die obere
Hornschicht des Menschen ein und graben dort Gänge, in denen sie ihre Eier
ablegen. Zunächst spüren die Betroffenen davon nichts, sind aber schon
ansteckend.
Erst
nach drei bis sechs Wochen fängt die Haut stark an zu jucken – insbesondere,
wenn es unter der Bettdecke warm wird – und es bilden sich Knötchen so klein
wie ein Stecknadelkopf. Infolge des Kratzens können sich betroffene Hautstellen
zusätzlich entzünden, Schuppen und Krusten entstehen. Von Kratzen kommt auch
der Name der Hauterkrankung. Selbst der medizinische Fachbegriff Skabies geht
auf das lateinische Wort scabere zurück, was ebenfalls kratzen bedeutet. Beim
Kuscheln kann es passieren Übertragen wird die Hauterkrankung von Mensch zu
Mensch, und zwar über Haut-zu-HautKontakt.
Aber
gleich vorweg: „Kurze Berührungen wie Händeschütteln oder eine Umarmung zur
Begrüßung reichen für eine Ansteckung üblicherweise nicht aus“, betont
Medizinerin Debrodt. „Weil sich die Krätzmilben nur sehr langsam bewegen,
können sie nur über einen längeren, großflächigeren Hautkontakt übertragen
werden, der mindestens fünf bis zehn Minuten dauert.“ Also beim Kuscheln, wenn
man zusammen in einem Bett schläft, beim Geschlechtsverkehr oder auch bei
pflegerischen Tätigkeiten.
Deshalb
sind es vor allem Partner, Partnerinnen, Eltern mit Kleinkindern, Geschwister
sowie pflegebedürftige Personen und deren Betreuende, die sich mit der Krätze
anstecken können. Typischerweise kann sie in Gemeinschaftseinrichtungen wie
Kindergärten oder Pflegeeinrichtungen ausbrechen.
Nach
einer Ansteckung haben die Betroffenen zumeist noch keine Symptome. Deshalb
werden enge Kontaktpersonen von Erkrankten, die ihrerseits längere Hautkontakte
zu weiteren Menschen haben, oft vorsorglich gleichzeitig behandelt. Die
Inkubationszeit dauert fünf bis sechs Wochen. In dieser Zeit sollten intensive
Hautkontakte mit anderen Menschen vermieden und bei den ersten
Krankheitszeichen sofort ein Hautarzt aufgesucht werden. Eine Übertragung über
Wäsche oder intensiv genutzte Gegenstände ist zwar möglich, allerdings selten.
Sicherheitshalber sollten Kleidung, Bettwäsche und Handtücher täglich
gewechselt und bei 60 Grad gewaschen, Polstermöbel und Matratzen täglich
abgesaugt werden. Der Staubsaugerbeutel sollte anschließend entsorgt werden.
AOK-Expertin Debrodt: „Nur mit diesem ganzen Bündel an Maßnahmen kann
verhindert werden, dass sich die unangenehme Hautkrankheit weiterverbreitet
oder sich Familienmitglieder immer wieder neu anstecken.
“
Schwierige Diagnosestellung“
Oftmals
gelingt es erst dem Dermatologen oder der Dermatologin die Diagnose Skabies zu
stellen. Mit Hilfe eines Dermatoskops (Auflichtmikroskop) – ein lupenähnliches
Gerät mit integrierter Beleuchtung – kann sie oder er eventuell die Krätzmilbe
und die typischen Gänge erkennen. Im besten Fall gelingt es der Ärztin oder dem
Arzt, Milbe, Eier oder Kotballen aus einem Gang herauszuschaben, um das winzige
Material unter dem Mikroskop zu untersuchen. Das gestaltet sich in der Praxis
häufig schwierig, weshalb die Diagnose oft anhand der typischen klinischen
Zeichen gestellt wird:
•
Der Juckreiz verstärkt sich in der Nacht.
•
Bevorzugte Körperregionen ist der seitliche Oberkörper, die Oberarme und
Oberschenkel, die Genitalregion, Analfalte, Penisschaft, Zehen- und
Fingerzwischenräume, die Achselgegend, Bereiche um Nabel und Brustwarze.
•
Der Rücken ist selten befallen. Auch Kopf und Nacken bleiben ausgespart.
•
Bei Säuglingen können auch Kopf und Gesicht sowie Handflächen und Fußsohlen
betroffen sein.
WAS
NOCH BEACHTET WERDEN MUSS
Richtig
cremen: Beim
Einreiben mit Salbe kein Hautareal auslassen! Auch Genitalbereich, Analfalte,
sogar unter den Fingernägeln
(durch Kratzen können
sich dort Parasiten ansammeln) muss gecremt werden. Weil man nicht an alle
Stellen herankommt, muss jemand helfen. Die eincremende Person sollte
Handschuhe verwenden.
Es
kann weiter jucken: Auch wenn die Milben erfolgreich bekämpft wurden, können Juckreiz und Hautveränderungen noch einige Wochen
bestehen bleiben. Diese Beschwerden bedeuten also nicht, dass noch einmal
behandelt werden muss! ? Was
tun mit berührten
Gegenständen?
Neben der Wäsche
sollten auch andere Gegenstände, mit denen der Betroffene längeren Hautkontakt hatte (wie
Kuscheltiere, Hausschuhe oder Blutdruckmanschette), bei mindestens 50 Grad
gewaschen oder für mindestens 48 Stunden nicht berührt werden. Nicht waschbare
Gegenstände und Textilien können auch in Plastiksäcke eingepackt und für 72
Stunden bei mindestens 21 Grad gelagert werden. Ein kurzer Kontakt mit
Oberflächen oder Textilien stellt keine Gefährdung dar.
Das
hilft gegen Krätze Ein Verdacht sollte möglichst umgehend abgeklärt werden, um
Ansteckungen zu vermeiden. „Zur Behandlung der Krätze gibt es unterschiedliche
Wirkstoffe, die meist mehrfach direkt auf die Haut aufgetragen werden, um so
Milben und Eier abzutöten“, sagt Ärztin Debrodt. „Kommt ein Eincremen nicht in
Frage oder bleibt der Therapieerfolg aus, kann auch mit Tabletten behandelt
werden.“
Die
Behandlung von Säuglingen, Kleinkindern und Schwangeren sollte sehr sorgfältig
mit Auswahl des geeigneten Wirkstoffes erfolgen. Eine Nachbehandlung der
gereizten und ausgetrockneten Haut mit pflegenden Ölbädern und/oder Salben ist
oftmals empfehlenswert. In der Regel sind Erkrankte nach der äußerlichen
Behandlung beziehungsweise 24 Stunden nach der Tablette nicht mehr ansteckend.
Der Juckreiz kann aber noch Wochen anhalten. Dagegen kann man sich ebenfalls
Medikamente verschreiben lassen.
Text
/ Foto: „AOK-Mediendienst“