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Gesundheit-News: Impfung schützt - Windpocken - mehr als nur eine Kinderkrankheit

30. September 2022

(ams). An Windpocken erkranken vor allem Kinder zwischen zwei und zehn Jahren. Allein in den ersten acht Monaten des Jahres 2022 wurden dem Robert Koch-Institut bereits über 6.000 Erkrankungen dieser hochansteckenden Virusinfektion gemeldet. 

Meist beginnt sie im Gesicht und am Rumpf: Innerhalb kurzer Zeit bilden sich rote Bläschen, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt sind und stark jucken. Verursacht werden sie durch Varizella-Zoster-Viren. In der Regel verläuft die Erkrankung dann unkompliziert. Bei Neugeborenen und Personen mit einem geschwächten Immunsystem kann die Erkrankung allerdings lebensbedrohlich werden.

Nach überstandener Infektion bleiben die Varizella-Zoster-Viren im Körper und können Jahre später erneut aktiv werden und eine Gürtelrose (Herpes Zoster) auslösen. Gegen beide Erkrankungen gibt es Impfungen, die auch von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen werden.

Windpocken sind leicht übertragbar
"Windpocken werden durch direkten Kontakt mit den Erkrankten und durch deren Speicheltröpfchen in der Luft - sozusagen mit dem Wind - übertragen. Auch die Flüssigkeit in den Bläschen ist infektiös", erklärt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. Das Krankheitsbild ist zunächst unspezifisch – es beginnt mit Kopf- und Gliederschmerzen und leichtem Fieber. Danach folgt der typische Hautausschlag mit kleinen roten Flecken, die sich zu juckenden, flüssigkeitsgefüllten Bläschen weiterentwickeln und nach einigen Tagen austrocknen, verschorfen und dann abfallen. "Auch wenn der Juckreiz sehr stark ist, sollte man vermeiden, sich zu kratzen - es können sonst Narben zurückbleiben, außerdem besteht die Gefahr einer bakteriellen Infektion der Haut", so Medizinerin Debrodt.

Bei einem schweren Krankheitsverlauf vor allem bei Erwachsenen kann es in der Folge auch zu einer Lungenentzündung kommen, selten zu einer Beteiligung des zentralen Nervensystems. Schwangere sollten besonders vorsichtig sein: Eine Windpocken-Infektion in den ersten Schwangerschaftsmonaten kann zu Fehlbildungen bei dem Ungeborenen führen, eine Erkrankung um den Geburtstermin sogar lebensbedrohlich für das Kind sein. Kommt man als ungeschützte Schwangere oder Mensch mit einer Abwehrschwäche mit an Windpocken Erkrankten in Kontakt, sollte man unbedingt den behandelnden Arzt oder die Ärztin aufsuchen.

Was tun bei einer Windpocken-Erkrankung?
"In den meisten Fällen werden nur die Beschwerden behandelt. Also zum Beispiel der Juckreiz, den man mit zinkhaltigen Salben lindern kann. Bei sehr starkem Juckreiz können sogenannte Antihistaminika als Tropfen helfen", weiß Debrodt. Schmerzen lassen sich durch Paracetamol lindern. Ibuprofen und Acetylsalicylsäure, kurz ASS, sind für Kinder mit Windpocken allerdings nicht geeignet. Seit 2013 sind Windpocken übrigens meldepflichtig und müssen schon bei Verdacht vom Arzt oder der Ärztin dem örtlichen Gesundheitsamt gemeldet werden. 

Impfung hat viele Erkrankungen verhindert
Schutz vor Windpocken bietet eine Impfung, die seit 2004 von der STIKO empfohlen wird. Seitdem ist die Zahl der Erkrankten deutlich zurückgegangen: Waren es vor 2004 jährlich rund 750.000 Windpockenerkrankungen bundesweit, gingen die Infektionen 2020 auf nur noch insgesamt 11.321 zurück. Bei Kindern sollte die erste Impfung im Alter von 11 bis 14 Monaten und die zweite im Alter von 15 bis 23 Monaten erfolgen. Ungeimpfte und nur einmal geimpfte Kinder und Jugendliche sollten fehlende Impfungen so schnell wie möglich nachholen. 

Eine vollständige Impfung empfiehlt die STIKO zudem ungeimpften Erwachsenen, die keine Windpockeninfektion durchgemacht haben, wenn sie
Frauen mit Kinderwunsch,
Beschäftigte im Gesundheitswesen,
Erziehende in Gemeinschaftseinrichtungen
sowie bestimmte Risikogruppen und deren Kontaktpersonen sind.
Zu den Risikogruppen gehören Menschen vor einer Behandlung, die die Immunabwehr unterdrückt, vor einer Organtransplantation sowie mit starker Neurodermitis.

"Schläfer-Viren" können später Gürtelrose auslösen
Immerhin: Wer einmal Windpocken hatte, bekommt sie meist nie wieder. Die Varizella-Zoster-Viren bleiben allerdings als "Schläfer" im Körper und können viele Jahre später wieder aktiv werden und die oft sehr schmerzhafte Gürtelrose auslösen. Sie hat ihren Namen von ihrer Form: Oft zieht sich der Hautausschlag mit den juckenden Bläschen wie ein Gürtel über eine Seite des Rumpfes, seltener auch am Kopf oder Hals. Das Abheilen kann bis zu vier Wochen dauern. Schätzungsweise 20 Prozent derjenigen, die Windpocken hatten, bekommen irgendwann eine Gürtelrose. Hierzulande erkranken mehr als 300.000 Menschen jährlich daran, am häufigsten Menschen jenseits des 50. Lebensjahres oder mit einer geschwächten Abwehrlage. 
Impfungen gegen Windpocken schützen zwar nicht garantiert vor einer Gürtelrose, bei einer Erkrankung ist der Verlauf jedoch zumeist leichter. Eine Gürtelrose ist weniger ansteckend als Windpocken: Infektiös ist hier nur die Flüssigkeit in den Bläschen. Die Behandlung richtet sich gegen die Schmerzen und den Juckreiz. Zusätzlich wird eine antivirale Therapie für bestimmte Patientengruppen empfohlen. Das sind Menschen mit einem Alter über 50, einer Gürtelrose im Kopf-Hals-Bereich, einem geschwächten Immunsystem, einer Nierenschwäche, schweren Verläufen oder einem erhöhten Risiko für Komplikationen.

Auch gegen Gürtelrose gibt es eine Impfung, die von der STIKO allen Menschen ab 60 und immungeschwächten Personen ab 50 Jahren empfohlen wird. Sie besteht ebenfalls aus zwei Impfdosen, die im Abstand von mindestens zwei bis maximal sechs Monaten verabreicht werden.


Text / Foto: AOK Bundesverband / pixabay