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Depression Kind 14.04.19 14.20

Gesundheit-News: Gentest sagt Depressionsrisiko für Kinder und Jugendliche voraus

14. April 2019

Forscher können bestimmen, welche Kinder mit höherer Wahrscheinlichkeit erkranken werden

Erstmals hat eine Studie anhand eines genetischen Profils das Erkrankungsrisiko für eine Depression bei Kindern und Jugendlichen vorausgesagt. Wissenschaftler unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München und der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München haben in einer multizentrischen Studie über 2000 Kinder und Jugendliche genetisch, mit Fragebögen und klinischen Interviews untersucht.

Laut der Weltgesundheitsorganisation ist Depression heute eine der häufigsten psychischen Erkrankungen, die bereits im Kindes- und Jugendalter beginnen und zu schweren psychosozialen Beeinträchtigungen sowie Selbstmord führen kann. Weltweit leiden über 300 Millionen Menschen an einer Depression. Trotz  vieler Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten in Deutschland werden weniger als 50 Prozent der behandlungsbedürftigen Kinder und Jugendlichen angemessen behandelt. Oft wird die Erkrankung zu spät entdeckt.

Als Ursachen werden genetische, neurobiologische, soziale und psychologische Faktoren gesehen, die sich gegenseitig verstärken können. Obwohl die Erkrankung in jedem Alter auftreten kann, beginnt sie häufig schon im Kindes- und Jugendalter. Um möglichst frühzeitig wirksame und zielgerichtete Hilfen zur Vorbeugung der Depression entwickeln zu können, ist die Identifizierung von Risikofaktoren zentral, die zur Entstehung der Erkrankung beitragen. Das internationale Forschungsteam, zu dem auch die Emory Universität, Atlanta (USA) sowie die Universitäten von Coimbra (Portugal) und Helsinki (Finnland) gehören, hat nun erstmals mittels eines genetischen Profils vorausgesagt, ob ein erhöhtes genetisches Risiko für eine Depression bei einem Kind oder Jugendlichen vorliegt.

Risikoprofil anhand von Erbgut-Studien

Große Genom-weite Studien in Erwachsenen haben im vergangenen Jahr wichtige Erkenntnisse zur Genetik der Depression gebracht. Das Team hat nun getestet, ob die genetischen Profile auch genutzt werden können, um Vorhersagen über Entstehung, Schweregrad und Erkrankungsbeginn bei Kindern und Jugendlichen zu tätigen. Die Erstautorin der Studie Thorhildur Halldorsdottir vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie erklärt das Vorgehen: „Wir haben dieses Risikoprofil auf der Basis von 460.000 Erwachsenen mit einer Depression erstmals gefunden. Darauf aufbauend haben wir bei Kindern und Jugendlichen in drei Stichproben, bei Patienten aus der Klinik und zwei epidemiologischen Stichproben, zeigen können, dass das Risikoprofil sowohl die klinische Diagnose Depression als auch depressive Symptome beeinflusst.“

Klinikdirektor Gerd Schulte-Körne sieht dieses Ergebnis als einen Meilenstein für unser Verständnis von den Ursachen für eine Depression bei Kindern: „Mit dieser Studie ist ein wichtiger Schritt in Richtung des Verstehens der komplexen genetischen Ursachen der Depression bei Kindern und Jugendlichen gelungen. Allerdings erklärt der Score nur eine Risikoerhöhung und nicht die Erkrankung.“ Außerdem haben die Forscher gezeigt, dass bei bereits an einer Depression erkrankten Kindern und Jugendlichen ein Zusammenhang zwischen einem erhöhten genetischen Risikoprofil und der Schwere der depressiven Erkrankung sowie dem Ersterkrankungsalter besteht. Liegen Missbrauchserfahrungen in der Kindheit vor, stellt dies einen zusätzlichen Risikofaktor für die Entwicklung einer Depression und depressiver Symptome dar. Max-Planck-Direktorin und Leiterin der Studie, Elisabeth Binder, merkt an: „Es gibt noch viel zu tun, um die frühzeitige Diagnose von Depressionen bei Jugendlichen zu verbessern. Wenn wir jedoch wissen, welche Kinder mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Depression entwickeln, haben wir die Möglichkeit, wirksame Präventionsstrategien einzusetzen und die enorme Belastung der Depression zu reduzieren.“ JK/AS/LMU

Text- Quelle: MAX-PLANCK-GESELLSCHAFT zur Förderung der Wissenschaften e.V.