header-placeholder


image header
image
Online Mechtild Foto Florian Schreiter

Magdeburger Persönlichkeit: Mechtild von Magdeburg war eine Vordenkerin der Reformation

Magdeburg, 29. Juli 2018


Von Florian Schreiter

Wussten Sie schon, dass Mechtild von Magdeburg schon weit vor Luther eine Vordenkerin der Reformation war?

Mit Martin Luther (1483–1546) fand die Reformation ihren Höhepunkt, die zur Spaltung der Kirche führte. Sie setzte aber auch eine gesellschaftspolitische Entwicklung in Gang, die wichtige Grundlagen für unser heutiges Leben legte. Doch schon weit vor Luther machten sich Menschen ihre Gedanken über Gott und den christlichen Glauben, die von den Vorstellungen der Kirche abwichen. 

Mechtild von Magdeburg (1207–1282) war wie Luther getrieben, ihre Beziehung zu Gott zu ergründen. Aus adligem Hause stammend, schloss sie sich der Armenbewegung an und lebte 40 lang als Begine in Magdeburg. Beginen waren Frauen die wie Nonnen in einer christlichen Gemeinschaft lebten, allerdings unabhängig und selbstbestimmt. Diese Lebensform entsprach nicht der gesellschaftlichen Norm jener Zeit. Im Kloster versorgte Mechtild Arme und Kranke. 

Seit ihrem 12. Lebensjahr soll sie täglich einen göttlichen Gruß erfahren haben. Ihr Beichtvater, der Dominikaner Heinrich von Halle, ermutigte sie über ihre mystischen Erfahrungen zu schreiben. Wie Luther verfasste sie ihre Schriften nicht wie damals üblich in Latein, sondern stattdessen in deutscher Sprache. Mechthild benutzt in ihrem Werk „Das fließende Licht der Gottheit“ Bilder des Hohenliedes und des Minnesangs, um die mystische Vermählung der Seele mit Christus zu beschreiben. Es enthält zudem Zeitkritik am realen Ordensleben, der Kirche und der Welt. Damit zog sie den Unmut der Kirche auf sich, sodass sie die letzten Jahre ihres Lebens zurückgezogen im Kloster Helfta verbrachte. Ihr Werk gilt bis heute als das bedeutendste Beispiel der deutschsprachigen Mystik mit einer hohen poetischen Qualität.


[-][-]

Foto: Die Plastik Mechtild von Magdeburg schuf die Künstlerin Susan Turcot. Das durchsichtige Material verweist auf Mechtilds Werk „Das fließende Licht der Gottheit“. (c) Florian Schreiter