WIdOmonitor zu den Folgen
der Pandemie
Foto: Frau die von ihrem Wohnzimmer aus aus dem
Fenster blickt.
Januar 2022 (ams). Die Corona-Pandemie hinterlässt Spuren - nicht nur durch ihre Folgen für das Gesundheitssystem oder die Gesundheit Erkrankter. Auch psychische und körperliche Folgen sind nach fast zwei Jahren deutlich spür- und messbar. Das bestätigt eine repräsentative Online-Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zum Gesundheitsverhalten und zum Erleben der ambulanten medizinischen Versorgung in der Pandemie.
Demnach gibt knapp ein
Drittel der Menschen in Deutschland (30,7 Prozent) an, dass ihre Lebensfreude
durch die Pandemie stark oder sehr stark beeinträchtigt worden sei. Diese
Beeinträchtigung wird von jüngeren Menschen
unter 30 Jahren noch stärker erlebt. Von Ende Juli bis Anfang August 2021
wurden für die Umfrage im Rahmen des jüngsten
WIdOmonitors insgesamt 5.000 Personen ab 18 Jahren befragt. "Dieses
Ergebnis spiegelt die Auswirkungen der einschränkenden Maßnahmen und der damit
verbundenen sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen auf die psychische
Gesundheit der erwachsenen Bevölkerung wider", sagt WIdO-Studienleiter
Klaus Zok.
Jede zehnte befragte Person (9,9 Prozent) vertritt die
Auffassung, dass sich ihr Gesundheitszustand durch die Pandemie
"stark" oder "sehr stark" verschlechtert habe. Fast jede fünfte Person (18,5 Prozent) ist laut der Befragung seit
Beginn der Pandemie im März 2020 weniger zum Arzt gegangen. Auf die Frage nach
der eigenen gesundheitlichen Belastung durch die Covid-19-Pandemie erklärten
26,5 Prozent der Teilnehmenden, sich insgesamt stark oder sehr stark belastet
gefühlt zu haben.
53 Prozent fühlten sich eher
wenig oder wenig und 20,5 Prozent überhaupt nicht
belastet. "Auch hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den
Altersgruppen", so Klaus Zok. Jüngere Menschen unter
30 fühlten sich mit 34,7 Prozent deutlich häufiger stark
oder sehr stark belastet als Ältere über 70 mit 16,0
Prozent. Unterschiede gibt es auch zwischen den Geschlechtern: Frauen fühlten sich mit 30,0 Prozent häufiger stark oder sehr
stark gesundheitlich belastet als Männer mit 22,5 Prozent.
Ein Drittel der Erwachsenen hat beim Gewicht zugelegt
Gefragt wurde auch nach Veränderungen des eigenen Gesundheitsverhaltens seit dem Beginn der Pandemie. Hier zeigen sich die deutlichsten Effekte bei der Mediennutzung: So gaben 26,7 Prozent der Befragten an, dass ihr Konsum von Fernsehen, Filmen und Videos seit Beginn der Pandemie zugenommen habe. Entsprechendes gilt für Computerspiele sowie generell für die Nutzung des Internets. Eine leichte Zunahme zeigt die Befragung auch beim Rauchen und beim Konsum von Cannabis-Produkten. Intensiviert hat sich auch die Einnahme von leistungssteigernden oder beruhigenden Arzneimitteln.
Beim Alkoholkonsum sind hingegen eher gegenläufige
Tendenzen zu beobachten: Von den 82,6 Prozent, die Alkohol trinken, gaben 10,2
Prozent einen erhöhten Konsum seit Beginn der Pandemie an - aber gleichzeitig
20,0 Prozent einen Rückgang. Mehr als ein Drittel der Erwachsenen (35,3
Prozent) erklärten, seit Beginn der Pandemie beim Gewicht zugelegt zu haben.
Bei diesen Personen gab es nach deren Angaben eine deutliche Gewichtszunahme
von durchschnittlich 6,9 Kilogramm.
Absage von Arztterminen bei einem Fünftel der Patienten
Ein weiteres Thema war, wie die Befragten die
ambulante ärztliche Versorgung seit Beginn der Pandemie wahrnehmen. 21 Prozent
von ihnen haben seit März 2020 Terminverschiebungen oder Absagen von
Arztterminen durch die Leistungserbringer erlebt.
Für die deutliche
Mehrheit der befragten Patientinnen und Patienten ist die Qualität der
ärztlichen Beratung und Behandlung seit Beginn der Pandemie gleich geblieben.
Wenn Menschen Verschlechterungen benennen, betrifft dies neben der Wartezeit
auf den Arzttermin (25,6 Prozent der Befragten) die Zeit, die Arzt oder Ärztin
aufwenden (15,5 Prozent), sowie die erfahrene Aufmerksamkeit und Gründlichkeit der Untersuchung (jeweils etwa 12 Prozent).
"Verschlechterungen werden häufiger wahrgenommen als Verbesserungen -
insbesondere dann, wenn die eigene Gesundheit als mittelmäßig bis sehr schlecht
eingestuft wird.
Insgesamt beurteilen die Befragten die ambulante
Gesundheitsversorgung während der Pandemie aber eher positiv", sagt Klaus
Zok. Die Befragungsergebnisse dokumentieren zudem eine gewisse Zunahme bei der
Nutzung digitaler Möglichkeiten wie Videosprechstunden oder elektronischen
Verordnungen in der Pandemie. "Ein Teil der Befragten wünscht sich den Ausbau dieser digitalen
Kommunikationsformen", so Zok. "Ganz oben auf der Liste der Wünsche der Befragten stehen allerdings der
Infektionsschutz in der Arztpraxis und die pünktliche
Behandlung ohne Wartezeiten."
Text / Foto: AOK-Bundesverband - ams