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TV-Tipp-News: Der Fall Tellkamp. Streit um die Meinungsfreiheit • 3sat • ab 20.15 Uhr • Dokumentarfilm

18. Mai 2022

Lange hat es gedauert, nun ist er da: Uwe Tellkamps neuer Roman "Der Schlaf in den Uhren" erscheint Mitte Mai 2022 bei Suhrkamp. Es wurde viel gemunkelt über die Herausgabe. Unter anderem, ob der Verlag sich noch traue, das Buch herauszugeben. Zu groß schienen die Differenzen, seit sich der Autor 2018 zu neurechten Positionen in Bezug auf Flüchtlinge bekannte und die Nähe zum Exil-Verlag der umstrittenen Buchhändlerin Susanne Dagen suchte.

Beide - einst Lieblinge des linksliberalen Bürgertums - sind heute extrem polarisierende Figuren. "Wir werden behandelt, als wären wir Verbrecher", sagt Tellkamp, der erstmals für diesen Film wieder ein Interview gibt. In Susanne Dagens "BuchHaus Loschwitz" am Dresdner Elbhang traf sich früher die intellektuelle Szene der Stadt, heute zeigen sich dort die neuen Frontlinien: Dagen kooperiert mit dem neurechten Antaios-Verlag, im letzten Jahr flog eine Buttersäurebombe in ihr "BuchHaus".

Noch bis 2006 veranstaltete der Kulturwissenschaftler Paul Kaiser dort eine Diskussionsreihe. Heute sagt er: "Das 'BuchHaus' war ein freigeistiger Ort. Wir waren Freunde. Mit dem offensiven Bekenntnis zu Götz Kubitschek war für mich die rote Linie überschritten." Wie konnte es passieren, dass ein einst diskussionsfreudiger Kreis Intellektueller die Streitkultur aufgegeben hat, nicht mehr miteinander debattieren kann?

Der Romanheld Fabian in Uwe Tellkamps neuem Buch ist der Cousin von Christian aus seinem preisgekrönten Bestseller "Der Turm". Der einstige Dissident Fabian soll nun eine Chronik zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung schreiben, begibt sich auf eine Suche nach Ordnung und Sinn und analysiert dabei immer tiefer die Verflechtungen von Politik, Staatsapparat und Medien. Im Ringen um das, was Freiheit denn nun in der Essenz ausmacht, erscheint er der Person Uwe Tellkamp nicht ganz unähnlich.

Film von Andreas Gräfenstein


Text / Foto: ARD