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Gesundheit-News: Rheumakranke Kinder - „Anders essen – bringt das was?“

13. September 2022

Kann die richtige Ernährung dazu beitragen, das Rheuma in Schach zu halten? Eine Mutter berichtet von ihren Erfahrungen.
Ja, die Ernährung. Sie hat einen  Einfluss auf das Leben eines Rheumatikers. 
Aus diversen Vorträgen und verschiedenen Studien wissen viele Eltern, dass es nicht nur darauf ankommt, was wir essen, sondern auch wie wir essen: Achtsamkeit ist ein  wichtiges Stichwort! In unserer Familie ist es wichtig, dass wir achtsam und bewusst essen, ohne Ablenkung durch TV, Handy oder Ähnliches. So kann Essen auch zur Entspannung beitragen. 

Familienrituale
Jede Familie kann ihre eigenen Rituale entwickeln. Für uns war es immer wichtig, dass wir als Familie eine Mahlzeit am Tag gemeinsam einnehmen. Meist war das abends, und da haben wir in Ruhe und mit viel Zeit das Abendessen richtiggehend zelebriert, ohne dass jemand in sein Gerät  gestarrt hat oder nur schnell etwas  gegessen hat, um dann in sein Zimmer zu verschwinden.  Für uns steht der erfolgreiche Umgang mit Rheuma auf drei Säulen: medikamentöse Behandlung, Bewegung und Ernährung. Dabei haben wir festgestellt, dass es gar nicht so schwer ist, sich gesund zu ernähren. Auf verschiedenen Seminaren wurde uns eine pflanzenbasierte Ernährung empfohlen. Wir haben also mehr auf Gemüse geachtet und Fleisch, insbesondere Schweinefleisch, nach Möglichkeit weggelassen.

Auf der anderen Seite haben viele Dozenten betont, dass unsere Kinder auch mal ein Würstchen essen dürfen, etwa auf einem Kindergeburtstag. Gerade für Kinder und Jugendliche mit Rheuma ist es wichtig, bei solchen Veranstaltungen dazuzugehören – und dann dürfen sie auch bei der Ernährung mal eine Ausnahme machen. Aber wenn man natürlich jeden Tag Bratwurst isst, nimmt man einfach zu viel von der entzündungsfördernden Arachidonsäure auf. Und irgendwann merken die meisten Kinder selbst, dass ihnen gewisse Dinge nicht guttun.

Gesunde Fette und Öle
Antioxidantien und ungesättigte Fettsäuren können möglicherweise dazu  beitragen, Entzündungsprozesse im Körper zu verringern. Deshalb sind wir möglichst auf Leinöl, Rapsöl, Soja- oder Walnussöl umgestiegen. Gemüse steht häufig bei uns auf dem Speiseplan, vor allem Brokkoli, Grünkohl und andere Kohlsorten. Wann immer es geht, würzen wir mit Kurkuma und/oder Ingwer. Bei Reis und Nudeln sind  wir auf die Vollkornvarianten umgestiegen und verzichten nach Möglichkeit auf industriell verarbeiteten Weizen, etwa in Fertiggebäck oder Snacks.  Wenn Kinder am Anfang der Ernährungsumstellung meutern, ist das ganz normal. Mein Tipp: Einfach gemeinsam kochen, dann haben die Kinder auch Lust, das gemeinsam zubereitete Essen auch zu probieren. Im Alltag fehlt oft die Zeit dafür.

Deshalb startet man am besten an einem Wochenende und nimmt sich bewusst die Zeit, mit dem Kind gemeinsam Gemüse zu schneiden und zu kochen. Tut sich ein Kind besonders schwer mit Obst und Gemüse, hilft vielleicht ein Smoothie – oder man püriert das Gemüse zur Suppe und bietet es mit einem Fantasienamen an. So kommen Kinder vielleicht eher auf den Geschmack. Und einfach mal Rezepte abwandeln, manche Kinder mögen manche Dinge einfach nicht. Mit einer kleinen Variation klappt es dann vielleicht. Meine Tochter zum Beispiel mochte partout keinen Ingwer – als Pulver konnte ich ihn aber in so manches Essen mogeln, ohne dass sie gleich gestreikt hat.

Vorsicht mit Zucker
Zucker war bei uns tatsächlich immer ein Problem. Als meine Tochter noch jünger war, hat sie Zucker geliebt. Haben wir zu Hause den Konsum von Süßigkeiten eingeschränkt, kaufte sie sich Süßes von ihrem Taschengeld. Heute ist sie schon älter und greift von selbst lieber zu Obst oder Nüssen, wenn sie etwas naschen möchte. Aber natürlich ist hin und wieder auch mal der Lieblingsschokoriegel erlaubt – wenn das die Ausnahme bleibt, die man sich nur ab und zu gönnt. Und natürlich wichtig: ausreichend trinken – zum Beispiel Wasser oder ungesüßten Tee.

Meiner Meinung nach ist es übrigens besonders wichtig, auf eine gesunde  und ausgewogene Ernährung zu achten, wenn eine Stressphase ansteht – zum Beispiel eine Prüfungsphase. Wir haben beobachtet, dass sich zum Beispiel Prüfungsphasen mit viel Anspannung rasch auf die Gelenke unserer Tochter auswirken. Kommt dann noch Fast Food hinzu, weil man sich nicht genügend Zeit für ein gesundes Essen nimmt, kann das der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt – und sich die Gelenke bemerkbar machen, vielleicht sogar ein Schub entsteht. Also: rechtzeitig gegensteuern!
Autorin: Martina Weiss engagiert sich im Elternkreis rheumakranker Kinder. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Weitere Informationen: Die Rheuma-Liga bietet online einige kostenlose Rezepte an: https://www.rheuma-liga.de/rheuma/alltag-mit-rheuma/ernaehrung/rezepte-zum-nachkochen

Eine Hamburger Praxis für Kinderschmerztherapie bietet einen kostenlosen Flyer mit Ernährungstipps: https://delfin-kids.de/wp-content/uploads/2019/01/dk_ernaehrungsflyer-iss-dich-gesund-03-012019-1.pdf


Text / Foto: Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.