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Buchtipp: „Müntzer – Keine Randbemerkung der Geschichte“

Ein Schicksal, das berührt 

Von Uta Luise Zimmermann-Krause

Ein neues Buch „Müntzer – Keine Randbemerkung der Geschichte“, herausgegeben vom Landkreis Mansfeld-Südharz und der Landeszentrale für politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt, mit Beiträgen von zwölf renommierten Autoren, belegt das schicksalhafte Leben Müntzers, dem durch das Schwert des Henkers am 27. Mai 1525 ein Ende bereitet wurde. Qualitativ hochwertige und beeindruckende Fotografien, erstellt von Janos Stekovics, erleichtern dem Interessenten die Annäherung an eine unerschrockene Persönlichkeit, wie sie Thomas Müntzer – erst Freund, dann Feind Luthers - zur Zeit der Reformation darstellt. Und es zeigt den Landkreis Mansfeld-Südharz, Müntzers Heimat, in seiner ganzen Schönheit heute, der entwicklungsgeschichtlich durch Rose-Marie Knape eine Abhandlung findet. 

Im 500. Jahr der Reformation erinnert dieses Buch, erschienen im Verlag Janos Stekovics, an jenen Mann, der wichtige Phasen seines Lebens auf sachsen-anhaltischem und thüringischem Gebiet verbrachte. Geboren in Stolberg (Harz) und ausgebildet in Quedlinburg, war Müntzer bestrebt, im kleinen und bisher unbedeutenden Städtchen Allstedt seine reformatorischen Ideen umzusetzen. In Mühlhausen und Frankenhausen trat er aus dem kirchlichen Raum heraus. Sein Ziel war es, mit Hilfe aufständischer Bauern ein neues Reich Gottes zu errichten. Doch er zerbrach am Widerstand der fürstlichen Obrigkeit. 

Das Gebiet Sachsen-Anhalt und Thüringen erweist sich als Teil des Altsiedellandes des Thüringer Beckens und gehört seit Urzeiten dank reicher Lößböden zu den begehrtesten Siedlungslandschaften Europas. Ein Mammutskelett im Sangerhäuser Spengler-Museum sowie die bekannte Himmelsscheibe von Nebra mit der bislang ältesten Darstellung des Kosmos weltweit, sind Nachweis für die hohe Siedlungskultur. Genannt sei ebenfalls der bedeutsame Faustkeil von Helfta, dessen Alter die Archäologen auf 250 000 Jahre schätzen. Später dann im 15./16. Jahrhundert, boten die Wälder des Harzes die wirtschaftliche Grundlage für die Verhüttung des Mansfelder Kupferschiefererzes. 

Breite Riedflächen von Sumpflandschaften machten zumeist Zistersiensermönche urbar und gründeten Klöster. Die Mansfelder Grafen waren Lehnsherren der Familie des Reformators Martin Luther, der als Sohn eines gräflichen Hüttenmeisters aufwuchs. Besonders Graf Albrecht IV. von Mansfeld Hinterort (1480-1560), der als Bergbauunternehmer, Bauherr und Feldherr hervortrat, war ein enger Vertrauter Martin Luthers und spielte eine herausragende Rolle. Mit seiner Unterstützung reisten Martin Luther und Philipp Melanchthon in die Heimat des Freundes und Universitätskollegen. Am 21. April 1525 predigte Luther in der Stadtkirche St. Martin zu Stolberg (Harz), während Müntzer in der St. Johanniskirche zu Allstedt eine Pfarrstelle antrat. 
Als wortgewandter Prediger, einfühlsamer Seelsorger und eigenständiger Theologe, griff er höchst umstritten und polarisierend, in die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen seiner Zeit ein. Seine Gegner, allen voran Martin Luther, der Müntzers Lehre als „gedichteten Glauben“ bezeichnete, warnten eindringlich vor Müntzers Mystik, weil er in Wort und Schrift einen falschen Glauben verbreite, der Unruhe stifte und Gewalt befürworte. 
    
Doch der Mystiker Müntzer sah sich als „Propheten Gottes“, als „Knecht der Auserwählten Gottes“. Schließlich wurde er 1521 entlassen mit dem Vorwurf, er stifte Aufruhr. Er floh von Zwickau nach Prag und dem folgten noch mehr als zehn Stationen, die er stets enttäuscht und umtriebig verließ. Letztendlich hielt er an seinem prophetisch-apokalyptischen Auftrag fest. Unerschrocken wollte er angesichts des nahenden Gottesgerichts den Weg zum rechten Glauben aufzeigen und die Auserwählten sammeln. Dafür wirkte er als „ein williger Botenläufer Gottes“. Sein Charisma und die von ihm eingeleitete Gottesdienstreform sollten helfen, die Trennung von Klerikern und Laien zu überwinden. Doch insbesondere Graf Ernst von Mansfeld mit Residenz in Heldrungen, hielt Müntzers Wirken für Ketzerei und verbot seinen Untertanen den Gottesdienstbesuch in Allstedt. Bereits im September 1523 verlangte der Graf vom Allstedter Schosser Hans Zeiß und dem Rat die Festnahme des Predigers. Dies geschah nicht, und so nahm Müntzer im Jahr darauf Gelegenheit, den ernestinischen Fürsten sein Reformationsverständnis in einer Predigt beim Morgenmahl in der Hofstube des Allstedter Schlosses zu Gehör zu bringen. Er predigte „von der Veränderung der Welt“, doch der Adel schwieg. Auch Müntzers Angebot, mit Luther und den Wittenberger Theologen über seine umstürzlerische Lehre zu diskutieren, wurde nicht erwidert. 

Zudem zeigte Luthers Schmähbrief gegen Müntzer, den er zuvor an die Fürsten zu Sachsen „über den aufrührerischen Geist“ geschrieben hatte, zunehmend Wirkung. 

Müntzer jedoch billigte „den Aufruhr des gemeinen Mannes“, weil Gott es so gefügt habe. Er forderte die Auserwählten auf, sich zu sammeln und ermutigte sie, furchtlos zu sein und den „Streit des Herrn“ auszufechten im sogenannten „Bauernkrieg“. 

Am 27. Mai 1525 wurde Thomas Müntzer zusammen mit seinem treuen Begleiter Heinrich Pfeiffer im fürstlichen Feldlager bei Mühlhausen hingerichtet – ihre Köpfe abgeschlagen, ihre Leiber auf Pfähle gespießt. Konsequent gingen Müntzers Gegner her, seine Spuren zu tilgen und die Erinnerung an ihn auszulöschen. Selbst ein Luther wirkte beunruhigt bei dem Gedanken, es könnten viele Menschen auch Jahre nach Müntzers Tod zu dem Richtplatz laufen, und der Wittenberger Reformator mit den guten Beziehungen zu den Fürstenhäusern, forderte, etwas dagegen zu unternehmen. Heute wissen wir, dass Thomas Müntzer zu den eindrucksvollsten historischen Persönlichkeiten zählt, den Martin Luther als den „Satan von Allstedt“ denunzierte. Wer mehr wissen möchte zum Wirken Thomas Müntzers, dem sei dieser reich bebilderte Band „Müntzer – Keine Randbemerkung der Geschichte“ empfohlen.  
  

Herausgegeben vom Landkreis Mansfeld-Südharz und der 
Landeszentrale für Politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt.

Fotografien Janos Stekovics.
stekos historische bibliothek • Band VII
352 Seiten, 362 meist farb. Abbildungen, 
21 x 28 cm, gebunden Schutzumschlag,
Verlag Janos Stekovics, 2017, 
ISBN 978-3-89923-378-0
Preis: 28,00 EUR