Die DDR-Oberen brüsteten sich gern damit, dass Frauen in der
DDR gleichberechtigt und wirtschaftlich unabhängig seien, dass
für Kinderbetreuung gesorgt sei, dass Familie und Beruf gut
zu vereinbaren sind. Ende der 1980er Jahre waren 90 Prozent
der DDR-Frauen berufstätig, Spitzenreiter im internationalen
Vergleich.
Anna Kaminsky stellt den propagandistischen Leitbildern die
Realität gegenüber. Sie zeigt auf, wie sich die Lebensumstände
von Frauen in der DDR sowie auch die Rollenbilder über die
Jahre veränderten und mit welchen Maßnahmen der Staat
Einfluss nahm, um das Idealbild der »Frau im Sozialismus«
Wirklichkeit werden zu lassen. Sie zeigt aber auch, wie es
den Frauen erging, die den gesellschaftlichen und politischen
Erwartungen nicht nachkommen wollten, und bezieht dabei literarische
Werke über Frauen wie die von Maxie Wander, Brigitte
Reimann oder Irmtraud Morgner ein und stellt in Kurzporträts
prominente Frauen aus verschiedenesten Milieus vor.
Thema ist auch, was den Frauen nach der deutschen Einheit
1990 abverlangt wurde. Sie waren weit mehr als die Männer von
den veränderten Lebensumständen betroffen. Zwei (Frauen-)
Welten prallten aufeinander, die bis heute nicht versöhnt sind.
Anna Kaminsky gibt mit ihrer Gesamtschau einen verständigen
Einblick in die Vielfalt weiblicher Lebensentwürfe in der DDR.
Anna Kaminsky
Studium an der Sektion Theoretische und angewandte
Sprachwissenschaft (Schwerpunkt romanische Sprachen) an
der Karl-Marx-Universität in Leipzig; 1992 Promotion Dr. phil.
1993 bis 1998 Mitarbeit in verschiedenen Forschungs- und
Ausstellungsprojekten u.a. am Berliner Institut für vergleichende
Sozialforschung, an der Universität Münster, der
Gedenkstätte Sachsenhausen und am Deutschen Historischen
Museum; seit 1998 wissenschaftliche Mitarbeiterin, seit 2001
Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der
SED-Diktatur.
Anna Kaminsky
Frauen in der DDR
320 Seiten, 77 Abb. s/w,
Broschur
ISBN 978-3-86153-978-0
20,00 Euro (D), 20,60 Euro (A)
